Enttäuschung, Trotz und Ärger: Die runderneuerten Brose Baskets Bamberg stehen nach dem hergeschenkten Pokalsieg noch vor den Playoffs am Scheideweg.
Krösus Bamberg am Scheideweg
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Das meint zumindest Trainer Andrea Trinchieri: "Wir haben nun zwei Türen: Rechts, als Team zu heilen, links einzuschmelzen und die Lektion nicht zu verinnerlichen."
64:56 führten der Tabellenführer der Beko BBL im TOP-FOUR-Finale, bevor Gastgeber EWE Baskets Oldenburg mit 13 Punkten in Folge zum überraschenden 72:70-Triumph stürmte.
Der Grund dafür? "Unsere Unerfahrenheit in solchen Situationen", sagte Trinchieri. "Wir waren zu hastig und haben schlechte Entscheidungen getroffen."
Reizthema Luxuskader
Von einem Favoritensturz, der Bambergs Druck im Meisterkampf erhöhen könnte, wollte der temperamentvolle Italiener allerdings überhaupt nichts hören.
"Ich habe schon einige Finals hinter mir, einige gewonnen, einige verloren, aber solch eine Frage habe ich noch nicht gehört", antwortete er SPORT1. "Es war ein Do-or-Die-Spiel, und Oldenburg hatte den Heimvorteil."
Und angesprochen auf seinen Luxuskader - mit einem geschätzten Jahresetat von 12 Millionen Euro mit der teuerste der Liga - reagierte er gereizt. Nicht das Budget entscheide über die Chancen: "Dann könnten wir ja gleich den Schiris die Rechnung vorlegen."
Die Wunde muss vernarben
Die Niederlage nagt am Nervenkostüm der Oberfranken, die knapp zwei Jahre nach ihrem letzten Meistertitel so nahe an der ersten Trophäe unter Trinchieri waren.
"Es wird schwer, das zu verdauen", ahnte Karsten Tadda, der letzte Verbliebene aus den Erfolgsjahren. "Aber die Saison geht weiter." Bereits am Freitagabend (Ab 20 Uhr in den LIVESCORES), mit dem Spitzenspiel beim FC Bayern.
"Wir sind hingefallen und müssen wieder aufstehen", forderte Trinchieri, der auch die schlechte Erfolgsquote bei den Feldwürfen von 36 Prozent bemängelte. "Dieses Spiel ist wie eine Wunde. In einigen Tagen ist sie vernarbt. Und erst wenn du viele Narben hast, bist du ein Veteran."
Neumann von Bamberger Fans beglückwünscht
An Veteranen mangelt es den Oldenburgern nicht. Doch es waren die Youngster, die 16 Stunden nach dem Zittersieg über die Telekom Baskets Bonn im Halbfinale für den ersten Pokaltriumph der Klubgeschichte bürgten.
Der nicht unumstrittene Playmaker Casper Ware, der die Gastgeber mit elf Punkten und vier Assists vor der Halbzeit im Spiel hielt. Und im Schlussviertel mit jeweils sechs Punkten die Ex-Bamberger Maurice Stuckey und Philipp Neumann.
Beim 2013 zunächst nur verliehenen Center flossen Freudentränen. Er wurde gar mit einem MVP-Plakat gefeiert und ließ sich auch am Fanbus der Bamberger beglückwünschen.
Spaßvogel im Rampenlicht
Der gefragteste Mann in der EWE Arena und davor, wo die Fans eine rauschende Party mit den Siegern feierten, war jedoch Mladen Drijencic.
"Noch vor drei Wochen hat meine Mannschaft vor 200 Zuschauer gespielt, nun stehe ich im Rampenlicht und arbeite mit Spielern auf dem höchsten Level. Das ist wie in einem Traum", war der vom ProB-Team beförderte Trainer fassungslos.
Den Schalk hat sich der Bosnier aber auch auf der großen Bühne bewahrt. Die Gründe für den Erfolg? "Wie viel Zeit haben wir?", scherzte der Bosnier, und nannte dann doch einen: "Dass ich an der Seitenlinie feiere, bringt den Jungs mehr Energie."
Am Montag auf den Balkon
Bei allem Spaß ist er selbstbewusst genug, seinen Beitrag zum Triumph nicht zu verhehlen. "Auch durch die Anerkennung meiner Arbeit und meines Konzepts durch die Spieler haben wir diesen Titel geholt."
Gleich nach dem Finale klopfte ihm Geschäftsführer Hermann Schüller auf die Schulter und versprach ihm für den Sommer einen neuen Vertrag als Head Coach.
Während Drijencic schon plant, auch in den Playoffs die Favoriten zu ärgern ("Wenn man sich das nicht zutraut, soll man gar nicht spielen"), legt Schüller den Party-Zeitplan fest: "Wir werden jetzt 24 Stunden feiern, das haben wir uns verdient."
Abends ging es in die Brasserie Schmitz, am Montagmittag steht der Empfang beim Oberbürgermeister auf dem Rathausbalkon an.