Am Ende der für sie kurzen Basketball-Europameisterschaft sorgten sich die Deutschen um das vermeintlich unerschütterliche Selbstvertrauen ihres neuen Anführers.
Der neue Chef wächst durch Fehler
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Dennis Schröder, ohnehin in den Tagen von Berlin immer stiller geworden, hockte sehr mitgenommen in der Kabine, berichtete Dirk Nowitzki, der den 21-Jährigen höchstselbst zu seinem Nachfolger auserkoren hatte.
Der hatte die Chance vergeben, das Vorrunden-Aus beim Stande von 74:77 gegen Spanien mit drei Freiwürfen abzuwenden, weil er nur die ersten beiden traf.
"Das nehme ich auf mich"
In den Spielen zuvor hatte er häufig mit seinen Mitspielern gehadert, munterte sie viel seltener mit kämpferischen Gesten oder Abklatschen auf als Nowitzki.
Und doch suchten seine Kollegen in dieser bitteren Stunde den Weg zum Topscorer: "Sie sind zu mir gekommen und haben gesagt: 'Es ist nicht deine Schuld, du hast uns erst dahin gebracht'", erzählte er.
Um sich dann doch die Schuld am Scheitern zu geben: "Das nehme ich auf mich. Den letzten Freiwurf hätte ich machen müssen." Das klang, als wolle er Nowitzki zitieren. Der hatte nach dem K.o. bei der EM 2011 behauptet, es habe alles an ihm gelegen.
Auch Buschmann rudert zurück
Es war das zweite Mal an diesem Donnerstag, dass der in der NBA erfolgreiche Spielmacher einen Fehler einräumte. Mittags hatte er sich via Facebook für seine Kritik an der Taktik von Bundestrainer Chris Fleming bei der Niederlage gegen Italien entschuldigt.
Ziemlichen Gegenwind hatte er abbekommen. Er sei von Führungsqualitäten "so weit entfernt wie der Mars von der Erde", ätzte Experte Frank Buschmann.
"Er hat aus dieser Situation gelernt", attestiert nun Nowitzki Schröder, auch Buschmann lenkte noch während der Partie gegen Spanien ein.
"Immer mit 100 km/h"
26 Punkte, sieben Vorlagen bei zwei Ballverlusten standen für denSchröder zu Buche. "Er hat gelernt, wie man solche Spiele spielt", lobte auch Fleming.
Zuvor im Turnier standen Assists und Turnovers (23:19) beim Braunschweiger allerdings in keinem angemessenen Verhältnis. Mit seinen stürmischen, zuweilen verwegenen Vorstößen war er nicht nur in der gegnerischen Verteidigung angeeckt.
"Im Moment geht er immer mit 100 km/h durch, er muss noch ein wenig lernen, das Spiel zu lenken", mahnte Nowitzki. Und Fleming bemängelte die Ballbewegung - für die Schröder verantwortlich ist.
Das Gesicht der neuen Generation
Paul Zipser, neben Schröder und dessen Backup Maodo Lo einer der verheißungsvollen Spieler für die nächsten Jahre, rechtfertigte die vielen Aktionen des Hawks-Profis: "Es funktioniert doch. Wenn man zum Korb zieht, ist ein Risiko dabei. Wenn Dirk mal keinen Wurf trifft, würden auch alle fragen: Wieso wirft der die ganze Zeit? "
Die Hoffnungen ruhen darauf, dass der junge Kern über mehrere Jahre zusammenbleibt. "Ich habe eine tolle Mannschaft gesehen, wo der Generationswechsel begonnen hat", sagte Verbands-Chef Ingo Weiss.
Das Gesicht dieser Generation ist Hip-Hop-Fan Schröder. "Er hat eine Riesenzukunft vor sich sowohl in der NBA als auch in der Nationalmannschaft", betonte Nowitzki und ergänzte: "Ich kann ihm nur raten, lange in der Nationalmannschaft zu spielen. Das hat mich immer weiter gebracht."