Mit 35 Jahren dreht Pau Gasol die Zeit zurück. Noch in der vergangenen Woche im Duell mit Dirk Nowitzkis Deutschen dicht vor dem Vorrunden-Aus, greift Spaniens Vorzeige-Basketballer im Finale gegen Litauen (19 Uhr im LIVETICKER) nach seinem dritten EM-Triumph - es wäre der bemerkenswerteste.

25,6 Punkte pro Spiel liefert Gasol bislang ab. So viele wie kein anderer im Turnier, so viele wie seit zwölf Jahren nicht mehr, als er erstmals Topscorer bei Europameisterschaften wurde.

Diesmal trägt der Riese aus Barcelona auch notgedrungen die Hauptlast. Sein Bruder Marc sagte genauso ab wie Jose Calderon und Juan Carlos Navarro.

Und da Serge Ibaka dem Rat der Ärzte von den Oklahoma City Thunder folgte, ist Gasol nicht nur beim Punkten, sondern auch als Aufräumer unter den Körben oft auf sich allein gestellt.

Litauer funktioniert als Kollektiv

Bei den abgeblockten Würfen liegt er in der EM-Statistik auf Platz 1, bei den Rebounds auf Platz 4 - direkt vor Jonas Valanciunas, dem er im Duell der NBA-Riesen gegenübersteht.

Es ist zugleich ein Duell der Generationen, denn der Center der Toronto Raptors - mit 16,9 Punkten auch Topscorer der Litauer, ist zwölf Jahre jünger als Gasol.

Allerdings ist Valanciunas - 2011 wertvollster Spieler der U19-WM - Teil eines Kollektivs, war beim etwas überraschenden Halbfinal-Sieg gegen Serbien einer von Vieren, die zweistellig punkteten.

Nur einer war zweimal MVP

Anders Gasol, der beim 80:75 gegen Gastgeber und Titelverteidiger Frankreich für die Hälfte der spanischen Punkte verantwortlich zeichnete. Nur Nowitzki, Sasa Djordjevic und in den 80er-Jahren dem Griechen Nikos Galis war es zuvor gelungen, in einem Medaillenspiel bei einer EM mindestens 40 Punkte zu erzielen.

Durch seinen viel beachteten Galaauftritt sicherte sich Gasol auch bei seiner sechsten EM Edelmetall.

Seine dritte Auszeichnung als bester Korbschütze einer EM (genauso oft wie Nowitzki) ist so gut wie sicher, sein zweiter MVP-Titel wahrscheinlich. Das hatte zuvor nur der Jugoslawe Kresimir Cosic (1971 und 1975) geschafft.

36 Punkte von Gasol zu wenig

Doch das dürfte dem zweimaligen NBA-Champion Gasol wenig bedeuten.

"Es ist schön, dass wir so weit gekommen sind, aber wir sind noch nicht fertig", sagt er vor dem Spiel gegen die Litauer, die bereits 2013 im Finale standen.

Ihren letzten Titel feierte die so kleine wie basketballverrückte Nation aus dem Baltikum vor zwölf Jahren. Endspielgegner waren auch damals die Spanier, denen 36 Punkte und 12 Rebounds von Gasol nicht genügten.