Der beste Mann am ersten EM-Abend wurde erst zur Reizfigur, dann zur tragischen.
Gallinari verdirbt seine Show
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Italiens NBA-Profi Danilo Gallinari, der sich mit 33 Punkten zum Topscorer des Turniers aufschwang, vergab im Duell mit der Türkei sieben Sekunden vor Schluss seinen letzten Freiwurf, der das 88:88 und die Verlängerung hätte bedeuten können.
Die 87:89 (42:51)-Schlappe wiegt schwer: Viele Experten glauben, dass sich in der "Todesgruppe B" die Italiener mit den Türken und Deutschen um die beiden zum Weiterkommen berechtigenden Plätze hinter Serbien und Spanien streiten. Wobei der Sieger dieses Dreikampfs weit bessere Karten hat, im Achtelfinale Gastgeber und Titelverteidiger Frankreich aus dem Weg zu gehen.
Verdacht der Schauspielerei
Dabei hatte Gallinari, der zuvor alle 14 Freiwürfe verwandelt hatte und auch aus dem Feld (9/10) beinahe perfekt war, sich mächtig ins Zeug gelegt.
Nicht nur in der Offensive, wo er neunmal gefoult wurde. Sondern auch in der Abwehr, als er im dritten Viertel dem zum Korb stürmenden Melih Mahmutoglu eines anhängen wollte. Er fiel nach Kontakt mit dem 17 Zentimeter kleineren Türken um, doch der Pfiff blieb aus. Mahmutoglu netzte zum 66:61 ein und warf im gestenreich Flopping, also Schauspielerei vor.
Das Berliner Publikum, in dem die Türken den Ton angaben, nahmen den Ball auf. Sehr zum Ärger von Gallinari, der sich bei nächster Gelegenheit mit den Fans anlegte.
Tete-a-Tete mit Big Man Erden
"Il Gallo" (Der Hahn) reagierte auch im Spiel gallig. Nach zwischenzeitlichem 16-Punkte-Rückstand waren die Italiener bis auf 74:80 herangekommen, da sicherten sich die Türken gleich zweimal nach eigenen Fehlwürfen den Rebound.
Semih Erden, zwischen 2010 und 2012 ebenfalls in der NBA aktiv, hatte sich gegen Gallinari durchgesetzt. Der etatmäßige Forward musste zeitweise den Center geben, da der einstige Nummer-1-Draftpick Andrea Bargnani nur 21:45 Minuten lang das Vertrauen von Trainer Simone Painigiani erhielt und der Neu-Bamberger Nicolo Melli überfordert war.
Gallinari und Erden gerieten sich, als bereits abgepfiffen war, daraufhin buchstäblich in die Haare.
Mitspieler und Referees verhinderten, dass es zu Handgreiflichkeiten kam. Gallinari rief seinem Widersacher aber mehrmals zu: "Wenn du willst..."