Die kleine Sensation ist ALBA Berlin schon am 12. Februar gelungen: Mit dem 66:59-Auswärtssieg gegen Maccabi Tel Aviv – und damit gegen den amtierenden Titelträger in der Basketball-Euroleague.
Berlins Spiel für die Geschichtsbücher
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Die große Sensation, die könnte nun am 9. April folgen: Wenn Berlin im letzten Gruppenspiel der Euroleague-Top-16 (19.55 Uhr im LIVESTREAM, auf SPORT1+ und im LIVETICKER) erneut gegen Tel Aviv gewinnt, dann steht die Mannschaft von Trainer Sasa Obradovic als erstes deutsches Team überhaupt im Viertelfinale der Euroleague.
ALBA schon jetzt bestes deutsches Team
"Gegen Maccabi zu gewinnen, wird eine der größten Herausforderungen unserer Karriere", sagt Obradovic. "Maccabi zeigt normalerweise immer in wichtigen Spielen seine beste Leistung."
Die Rechnung ist jedenfalls ganz einfach: Gewinnt ALBA, geht es in die nächste Runde. Bei einer Niederlage ist die Saison auf internationaler Ebene beendet (SERVICE: So kommt ALBA weiter).
Sechs Mal stand bisher eine deutsche Mannschaft in den Top 16 der Euroleague (3x Berlin, 2x Baskets Bamberg, 1x FC Bayern München). ALBA hat mit sieben Siegen schon jetzt das beste Ergebnis aller Zeiten sicher. (DATENCENTER: Ergebnisse Euroleague)
"Ein historischer Erfolg für den deutschen Basketball"
Aber klar, diese sieben Siege wären bei einem Ausscheiden weit weniger wert. Das Viertelfinale, die besten acht Teams Europas, das wäre eine ganz neue Dimension. Noch nie stand ein deutsches Team in der Euroleague in der Runde der letzten Acht.
Für ALBA wäre es der größte Erfolg auf internationaler Ebene seit dem Gewinn des Korac-Cups 1995, damals der drittwichtigste Wettbewerb hinter dem Europacup der Landesmeister und der Pokalsieger.
"Es wäre nicht nur ein historischer Erfolg für uns, sondern für den deutschen Basketball und alle, die Basketball lieben", sagt Obradovic. Das Spiel gegen Maccabi, es ist eine Partie für die Geschichtsbücher.
Wie es die passende Dramaturgie will, tritt Berlin zu diesem Entscheidungsspiel zu Hause an. Obradovic nimmt die Fans in die Pflicht: "Wir brauchen jede Unterstützung."
Die Begeisterung für ALBA ist riesig. Längst ist die Halle mit 11.000 Zuschauern ausverkauft.
Pascal Roller: "Eine Wahnsinns-Saison"
Und den Respekt und die Hochachtung der Szene haben die Berliner schon sicher. "Ich bin hocherfreut. Berlin spielt eine Wahnsinns-Saison in der Euroleague", sagt SPORT1-Experte Pascal Roller.
Was den Erfolg der Berliner, die in der BEKO BBL punktgleich mit Bamberg im Rennen um Platz eins der Hauptrunde und damit Playoff-Heimrecht sind, mitunter besonders macht: Sie bewerkstelligen ihn mit einem Gesamtetat, der wohl noch knapp im einstelligen Millionenbereich liegen dürfte.
Bamberg und Bayern liegen in der BBL deutlich über der Zehn-Millionen-Marke. Und international sind selbst sie noch Leichtgewichte: Teams wie ZSKA Moskau oder der FC Barcelona arbeiten mit 25, 30 Millionen und mehr.
Erfolg mit deutschen Spielern
Die Berliner, soviel darf man jetzt schon feststellen, haben clever eingekauft. Mit ihrem Euroleague-Topscorer Jamel McLean haben sie den besten Power Forward der BBL aus Bonn geholt und noch besser gemacht.
Alex Renfroe, zuerst nur befristet als Ersatz für Jonathan Tabu verpflichtet, macht im Backcourt einen hervorragenden Job. Auch wenn er sich mit Obradovic schon vor TV-Kameras zoffte.
Und auch deutsche Spieler tragen den Berliner Erfolg – vor allem Niels Giffey und Kapitän Alex King. Defense-Spezialist Akeem Vargas kommt immer wieder zu Spezialeinsätzen.
"Es funktioniert auf höchstem Niveau"
"Berlin gibt deutschen Spielern wie King oder Giffey wichtige Minuten", sagt Roller, "es funktioniert auch auf höchstem europäischem Niveau."
Die Wettkampfhärte aus der Euroleague hilft den Spielern wiederum an anderer Stelle: "Das ist wichtig für den deutschen Basketball, auch in Hinblick auf die Nationalmannschaft", fügt der Geschäftsführer beim aufstrebenden Zweitligisten Hamburg Towers hinzu.
Die tut sich bekanntlich in jüngster Vergangenheit eher schwer im internationalen Vergleich, wie der deutsche Basketball insgesamt.
Ein Sieg von ALBA Berlin am Donnerstagabend wäre ein weiterer kleiner Schritt auf dem Weg zu mehr Aufmerksamkeit für Basketball-Deutschland. Und ein riesengroßer für den Verein sowieso.