Genugtuung für Erin Andrews nach einem aufwühlenden Prozess: Eine Jury sprach der TV-Sportreporterin, von der Nacktvideos im Internet aufgetaucht waren, am Montag in Nashville 55 Millionen US-Dollar Schadenersatz zu.
55 Mio.! Schadenersatz nach Nacktvideo
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Ihr Stalker Michael David Barrett - 2010 nach seinem Geständnis zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt - muss 51 Prozent der Summe zahlen, da er Andrews in zwei Hotels in Nashville und Columbus heimlich gefilmt habe.
Den Rest des Schadenersatzes müssen die Hotelpächter aufbringen.
Zuspruch aus aller Welt
Die 37-Jährige bedankte sich via Twitter beim Gericht, dessen Mitarbeitern, der Jury, ihrer Familie, ihren Freunden und Anwälten. Sie habe von der Bevölkerung und Stalking-Opfern aus aller Welt Zuspruch erfahren.
In ihrer Klage hatte sie ursprünglich 75 Millionen gefordert. Der Prozess konzentrierte sich auf das Video, das 2008 im Nashville Marriott an der Vanderbilt-Uni aufgenommen wurde.
ABC News zufolge habe Barrett, der sich direkt neben ihr einquartierte, mit einer Bügelsäge ein Guckloch erweitert.
Der Albtraum geht weiter
Andrews sagte aus, sie sei durch die millionenfach abgespielten Videos erniedrigt, beschämt und von Depressionen heimgesucht worden.
Auch die Inhaftierung von Bannett habe nichts am Albtraum geändert, da die Aufnahmen weiter angesehen und sie nach wie vor damit aufgezogen würde. Auch bei ihrer Arbeit auf und neben dem Spielfeld würden Zuschauer sie mit Zurufen quälen.
Ihre Eltern schilderten den Psychoterror, den sie und ihre Tochter durchlitten, als sie zunächst nicht wussten, wo, wie und von wem die Videos aufgenommen wurden und ob derjenige weiter der Reporterin weiterhin nachstelle.
Langes Interview bei Oprah
Eine FBI-Untersuchung belegte, dass sie beide Male von Barrett gefilmt wurde. Die Agenten hätten sie gezwungen, das gesamte Video anzuschauen, heißt es, und Andrews habe ausgesagt, sie hätte sich dabei übergeben.
Die Verteidigung wiederum soll vorgebracht haben, dass die Publicity Andrews - mittlerweile bei FOX Sports - bei ihrer Karriere geholfen habe.
Die damalige ESPN-Reporterin hatte Oprah Winfrey ein einstündiges Interview gegeben, in dem sie den Fall schilderte - angeblich auf Drängen ihres Arbeitgebers.
Opfer trendete in Suchmaschine
Barrett war beim Prozess nicht selbst anwesend, hatte sich aber in einer per Video aufgezeichneten Aussage allein schuldig bekannt.
Er habe geahnt, dass sie just in diesem Hotel unterkomme, da sie über ein Football-Spiel der Vanderbilt-Uni berichten sollte. Unter der Behauptung, er gehöre zu ihrer TV-Crew, habe er sich telefonisch ihre Reservierung bestätigen lassen. Im Hotel habe er dann ein Angestelltentelefon benutzt, um ihre Zimmernummer zu erfahren.
Nachdem eine Boulevard-Website ihm das Nacktvideo nicht abkaufen wollte, habe er es online gestellt.
Barrett gab an, sein Stalking-Opfer nur deshalb ausgesucht zu haben, da sie in den Trends einer Suchmaschine auftauchte.