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Eishockey - Trainerlegende Wiktor Tichonow gestorben

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Eishockey - Trainerlegende Wiktor Tichonow gestorben

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Tod eines Eis-Tyrannen

Trainerlegende Wiktor Tichonow ist gestorben. Der Oberst prägte eine der größten Epochen, seine Züchtigungen waren gefürchtet.

Seine gefürchteten Ohrfeigen verteilte Wiktor Tichonow auch in aller Öffentlichkeit.

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"Es gibt Spieler, die gut arbeiten und gefördert werden müssen, und welche, die Fehler machen und bestraft werden müssen", lautete das Credo des erfolgreichsten Nationaltrainers der Eishockey-Geschichte.

Tichonow wurde verehrt dank seiner vielen Erfolge mit der russischen Mannschaft, aber auch gehasst von seinen Spielern, die der Oberst mit eisenharter hand führte, tyrannisierte und züchtigte. Am Montag starb er im Alter von 84 Jahren in Moskau.

Der Privatmensch Tichonow war ein Kunstliebhaber, ein Schöngeist, der Bach und Händel und das Theater verehrte. Als Trainer des Moskauer Armeeklubs ZSKA und der Sbornaja, die er von Mitte der siebziger Jahre an durch den politischen Umbruch hindurch bis in die Neunziger zu unzähligen Erfolgen führte, war er ein Despot.

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Spieler leben in Kasernen

Drei olympische Goldmedaillen und acht Weltmeisterschaften mit der "roten Maschine", 13 Landesmeistertitel und 13 Europapokale mit ZSKA bezahlten die Spieler im System Tichonow mit einem hohen Preis.

Kaserniert in der Basa, dem sowjetischen Trainingscamp außerhalb von Moskau, bestimmte der Trainer das Leben seiner Quasi-Profis.

Begehrte und seltene Luxusgüter wie Wohnungen oder Autos bekamen die Spieler nur über Tichonow, ihre Familien wurden überwacht, nicht systemkonforme Sportler wurden gnadenlos aussortiert, körperliche Gewalt wandte er häufig an, mitunter auch während der Spiele.

Ob TV-Kameras in der Nähe waren, spielte für ihn keine Rolle.

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Weg in die NHL wie Fahnenflucht

Die finanziell lukrativen Angebote vom Klassenfeind aus der amerikanischen NHL hatten keine Chance, schließlich waren alle Spieler bei der Armee angestellt und damit auch höchstoffiziell Befehlsempfänger des Oberstleutnants.

Ein Abschied ohne Genehmigung wäre Fahnenflucht gewesen. Sogar die Rücktrittsdrohung des bereits von den Montreal Canadiens gedrafteten Wladislaw Tretjak ließ ihn nicht einknicken, der Starkeeper beendete 1984 daraufhin seine Karriere.

So menschenverachtend die Methoden auch waren - Tichonow erschuf Großes.

Übermannschaft nahe an der Perfektion

Seine Übermannschaft mit den Verteidigern Alexei Kassatonow und Wjatscheslaw Fetissow vor Tretjak und dem "KLM-Sturm" mit Wladimir Krutow, Igor Larionow und Sergej Makarow spielte so nahe an der Perfektion wie vorher und nachher keine Team.

Die Spielzüge funktionierten im wahrsten Sinne des Wortes blind - weil sie jahrelang einstudiert und im Training tatsächlich mit geschlossenen Augen exerziert wurden.

Für den Erfolg war ihm jedes Mittel Recht, dafür wusste er die Politik hinter sich. Sogar Moskaus Vergnügungszentrum, der Gorki-Park am rechten Moskwa-Ufer, wurde für Tichonows Sbornaja zwischenzeitlich geflutet, um Trainingseis herzustellen.

Spieler lehnen sich auf

In Zeiten des Kalten Kriegs war der Sport und speziell Eishockey eine politische Waffe gegen den kapitalistischen Feind im Westen.

Dass Tichonow ausgerechnet für die schwärzeste Stunde dieser Ära mitverantwortlich war, schmerzte ihn bis zu seinem Lebensende.

1980 unterlag sein vermeintlich unschlagbares Team in Lake Placid nach vier Olympiasiegen in Folge sensationell einem Studententeam der USA - das "Miracle on Ice" war für die Sowjets ein ideologischer Albtraum.

Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion war auch Tichonows Stil überholt. Im Zeichen der Perestroika lehnten sich seine Spieler offen auf und wechselten ins Ausland.

Putin trauert um Tichonow

Nach einem letzten Ausrufezeichen als Goldmedaillen-Gewinner bei den Spielen 1992 in Albertville endete die Ära zwei Jahre später, auch wenn er 2004 noch ein kurzes und erfolgloses Comeback als Nationaltrainer gab.

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Präsident Wladimir Putin bezeichnete seinen Tod am Montag als "großen Verlust", die beiden Ideologen standen sich sehr nahe, im Russland des Jahres 2015 sind Tichonows Werte wieder groß.

Am Donnerstag findet die Trauerfeier in der Halle "seines" ZSKA statt. Genosse Putin wird wohl teilnehmen - im Gegensatz zu vielen von Tichonows früheren Spielern.