Ilir Azemi spricht ruhig und bedacht.
Azemi exklusiv: Der steinige Weg zurück
© Imago
Der 23 Jahre alte Stürmer von Zweitligist SpVgg Greuther Fürth blickt mit gemischten Gefühlen zurück. Zurück auf anderthalb Jahre Leidenszeit.
"Es war eine sehr schwere Zeit für mich und ist es eigentlich immer noch", sagt Azemi im Gespräch mit SPORT1: "Aber ich mache Fortschritte. Ich kann wieder auf dem Platz stehen, habe ein Ziel vor Augen und kämpfe dafür, dass ich wieder zurückkommen kann."
Der Stürmer befindet sich seit seinem schweren Autounfall im August 2014 in der Reha und arbeitet an seinem Comeback. Noch ist nicht klar, ob Azemi jemals wieder im Profibereich spielen kann.
Nach Autounfall auf der Intensivstation
Der Fürther Angreifer, seit der Jugend bei den Kleeblättern, war damals auf dem Rückweg von seiner Schwester mit seinem Wagen verunglückt.
Er musste auf die Intensivstation, erlitt schwere Verletzungen, darunter eine Lungenquetschung und mehrere Brüche im Hüft- und Beckenbereich, zugezogen.
Azemi ist dankbar, dass es nicht noch schlimmer gekommen ist, das betont er immer wieder. Und er träumt weiterhin davon, für den Zweitligisten wieder anzugreifen. Doch es liegt immer noch ein steiniger Weg vor ihm.
"Jetzt weiß ich: Es gibt Wichtigeres"
Durch den Unfall hat sich sein ganzes Leben verändert, berichtet Azemi: "Nach so einem Schicksalsschlag lernt man insgesamt für das ganze Leben. Man wird ruhiger. Ich habe auch gelernt, geduldiger zu werden. Ich war früher nicht der geduldigste Mensch. Jetzt weiß ich auch, dass es Wichtigeres im Leben gibt als immer nur Spaß zu haben."
Azemi ist froh über jeden, der ihm durch die schwere Zeit geholfen hat: "Alle haben mich unterstützt - meine Familie, mein Berater, der Verein. Ich bin allen sehr dankbar für die Hilfe und hoffe, dass ich das mal irgendwann zurückgeben kann. Dafür trainiere ich hart, dafür gebe ich alles."
Vertragsverlängerung als Motivation
Ein Zeichen setzten die Fürther bereits, indem sie den Vertrag mit Azemi im vergangenen Sommer um zwei Jahre bis 2017 verlängerten. "Das zeigt die Menschlichkeit im Klub", sagt Azemi.
Der Verein ließ ihn auch nicht fallen, als er im Mai 2015 an einer Schlägerei in einer Nürnberger Diskothek beteiligt war und vor kurzem zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde. "Ich habe einen Fehler begangen, den ich sehr bedauere und für den ich nun die Verantwortung übernommen habe", ließ Azemi damals über den Verein ausrichten.
Mehr möchte er nicht mehr zum Thema sagen, alle Konzentration soll der Arbeit am Comeback gelten.
Azemi trifft fünf Mal
Einen ersten kleinen Lohn für die Mühen gab es für ihn, als er zuletzt in einem Testspiel von Fürths U 23 eingesetzt wurde und gleich fünf Mal traf.
"Es war einfach wichtig, dass ich mal wieder spielen konnte im elf gegen elf. Dass ich fünf Mal getroffen habe, war umso schöner", sagt Azemi. Das Fußballspielen habe er "nicht verlernt". Jetzt zähle es, "dass ich meine Fitness zurück bekomme und gesund bleibe. Die Tore waren wichtig, um zu sehen, dass ich Fortschritte mache."
Neben dem Training mit der zweiten Mannschaft der SpVgg schindet Azemi sich auch individuell. Jeden Tag stehe er auf dem Trainingsplatz. "Am Anfang war es schwer, aber jetzt gewöhne ich mich daran, weil ich merke, dass ich meinem Ziel immer ein Stück näher komme. Da lohnt es sich, dass ich weiter hart an mir arbeite."
Manchmal gebe es "eine Situation im Leben, wo man hinfällt. Doch die Kunst ist es, wieder aufzustehen."