Home>Fußball>2. Bundesliga>

SC Paderborn: Präsident Wilfried Finke spricht bei SPORT1 über das Aus von Stefan Effenberg

2. Bundesliga>

SC Paderborn: Präsident Wilfried Finke spricht bei SPORT1 über das Aus von Stefan Effenberg

{}
{ "placement": "banner", "placementId": "banner" }
{ "placeholderType": "BANNER" }

Finke: "Effenberg war ein Missverständnis"

Paderborn-Präsident Wilfried Finke spricht bei SPORT1 über die Gründe für die Trennung von Trainer Stefan Effenberg. Um das Image des Klubs macht er sich Sorgen.
Wilfried Finke und der SC Paderborn kämpfen um den Klassenerhalt in der 2. Liga
Wilfried Finke und der SC Paderborn kämpfen um den Klassenerhalt in der 2. Liga
© Getty Images
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Das Engagement von Stefan Effenberg als Trainer des SC Paderborn dauerte nur 141 Tage.

{ "placeholderType": "MREC" }

Nach zwölf sieglosen Spielen in Folge und dem Sturz auf Tabellenplatz 17 zog Klub-Boss Wilfried Finke die Reißleine und verkündete am Mittwoch die Trennung von Effenberg. (DATENCENTER: Die Tabelle)

Damit beendete der 64-Jährige eine Reihe von Missverständnissen, Skandalen und Eskapaden. Der Nachfolger war schnell gefunden: Ex-Paderborn-Profi Rene Müller.

Im SPORT1-Interview spricht Finke über das Effenberg-Aus, Kritik von Ottmar Hitzfeld und Ewald Lienen, Claudia Effenberg - und eigene Fehler.

{ "placeholderType": "MREC" }

SPORT1: Herr Finke, stimmt es, dass es eine fristlose Kündigung war?

Wilfried Finke: Nein. Es handelt sich um eine Freistellung und nicht um eine fristlose Kündigung. Der Grund mit der fehlenden Trainerlizenz war der Tropfen auf den heißen Stein. Es ging nicht mehr. Es war eine Subsummierung verschiedener Gründe.

SPORT1: Ewald Lienen sprach davon, dass das Verhältnis zwischen Effenberg und dem Team intakt gewesen sei und teilweise überragend gespielt worden wäre. Ottmar Hitzfeld meinte, dass man Effenberg zu wenig Respekt entgegengebracht hätte. Was entgegnen sie dem?

Finke: Woher weiß Herr Lienen, dass das Verhältnis intakt war? Ich empfinde es als merkwürdig, dass man aus Hamburg das Verhältnis Trainer-Team beurteilen kann. Ich habe Herrn Lienen nicht ein Mal am Trainingsplatz gesehen. Dass teilweise überragend gespielt wurde, ist seine Sichtweise. Es wurde teilweise auch desolat gespielt. Auch bei Herrn Hitzfeld stelle ich mir bei allem Respekt vor seinen Erfolgen die Frage, wie er das aus der Ferne beurteilen kann. Ich muss mich über beide Äußerungen sehr wundern.

{ "placeholderType": "MREC" }

SPORT1: Auch Süleyman Koc kann die Entlassung nicht nachvollziehen, weil Effenberg immer für die Spieler da gewesen sei.

Finke: Es ist unbestritten, dass Stefan Effenberg von vielen Spielern sehr respektiert und gemocht wurde. Ich habe auch nie seine Leistung auf dem Trainingsplatz und den Umgang mit den Spielern kritisiert, es ist - wie bereits gesagt - eine Subsummierung von vielen Negativerlebnissen und der entsprechenden Tabellensituation. Und die mediale Überforderung.

SPORT1: Sie sagten, dass Sie es nicht mehr ertragen hätten.

Finke: Es waren eine ganze Reihe von Dingen, die da auf den Verein eingestürzt sind. Es war mir am Ende einfach zu viel der medialen Nummer um die polarisierende Herrschaft von Effenberg. Und das gipfelte darin, dass der Verein kaum noch die Möglichkeit der medialen Steuerung besaß, sondern diese aus dem Ruder gelaufen ist, indem immer wieder Kommentare aufkamen und dass auch sehr lapidar damit umgegangen wurde von Effenberg.

SPORT1: Sie meinen die sarkastischen Reaktionen auf seine fehlende Trainerlizenz?

Finke: Ganz genau. Ob es eine Trainerlizenz gab oder eine bedingt gültige, war ihm offenbar egal. Das damit abzutun, dass er immerhin einen Boots-Führerschein und einen guten Stoffwechsel hat, das sind Dinge, die mir im Zusammenhang mit dem SC Paderborn einfach nicht gefallen. Ich hatte erhebliche Bedenken und die habe ich nach wie vor, dass der Verein darunter Schaden genommen hat in der Außenwirkung. Nach den vielen Jahren seriösen Handelns war mir das dann einfach zu viel und nicht mehr erträglich.

SPORT1: Sie sagten, dass Effenberg am Telefon professionell reagiert habe, als Sie ihm Ihre Entscheidung mitteilten.

Finke: Absolut. Man konnte fast den Eindruck gewinnen, dass er mit einer solchen Entscheidung gerechnet hat. Er war gefasst und professionell, so, wie ich ihn eigentlich in seinem Job früher immer kannte. Das war am Telefon der Stefan Effenberg, den ich gerne auch als Trainer gehabt hätte - ohne Nebengeräusche und den ganzen Pressedruck durch Dinge außerhalb der Fußball-Szenerie. Das Gespräch mit Effenberg war gut.

SPORT1: Ist Effenberg als Trainer gescheitert?

Finke: Nein. Das wäre falsch. Er wird sicherlich viel aus dieser Station lernen. Und wenn man sich die Vita von heute vielen anerkannten Trainern anschaut, dann sieht man, dass fast alle irgendwann einmal ähnliche Schicksale erlitten haben.

SPORT1: War es ein Fehler, Effenberg in Paderborn zu installieren?

Finke: Ja. Das hat aber nur sekundär damit zu tun, dass er nicht ins beschauliche Paderborn passte. Jeder Verein hätte an dieser medialen Überpräsenz zu knabbern gehabt. Wir hatten das so nicht erwartet. Wenn diese immer positiv gewesen wäre, dann wäre es natürlich gut, aber diese Präsenz hatte bei Effenberg fast nur negative Inhalte. Dann ist es für einen Verein schwer, solche Dinge zu verarbeiten - in der Außen- wie Innenwirkung. Das mit Effenberg war ein Missverständnis.