Am Nachmittag (ab 17.45 Uhr im LIVETICKER) wird in Monaco Europas Fußballer des Jahres gewählt.
Drei Spieler, drei Meinungen
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Sprengt Luis Suarez die Messi-Ronaldo-Wechselspiele bei den Auszeichnungen zu Europas Fußballer des Jahres? Oder machen es Titelverteidiger Cristiano Ronaldo und Lionel Messi wieder unter sich aus?
Die Meinungen in der SPORT1-Redaktion gehen auseinander. Pierre Winkler, Filippo Cataldo und Martin Hoffmann nennen ihren Favoriten und begründen ihre Wahl.
Pierre Winkler: Ronaldo war so gierig wie nie
Wir verdienen seine Liebe nicht, er aber unsere Liebe.
In Cristiano Ronaldos Welt geht es vor allem um zwei Tauschgüter: Tore und Zuneigung. Die einen liefert er, um die andere zu bekommen.
Die Zahlen: Mit 48 schoss er so viele Ligatore wie noch nie in seiner Karriere, allein 20 gelangen ihm in den letzten elf Partien.
Dass es in der letzten Saison nur zu Titeln im UEFA-Supercup und bei der Klub-WM gereicht hat für ihn und Real Madrid, zu Überbleibseln von La Decima also, liegt in seiner Vorstellung an den schwächlichen Kollegen in Weiß.
Ronaldo stemmte sich fast allein gegen Barcelona, gegen die ganze Welt. Und schoss auch beim Halbfinal-Aus in der Champions League gegen Juventus die einzigen beiden Tore seiner Mannschaft.
Und doch verspottete ihn selbst die Presse in Madrid, rechnete im März vor: 51 Freistöße in Folge verballerte Ronaldo.
Was Ronaldo nie verstehen wird: Je härter er arbeitet, desto mehr Ablehnung erfährt er. Stattdessen räumt der kleine Argentinier einmal mehr alles ab. Und bekommt noch die Herzen der Massen umsonst dazu, trotz seiner Proll-Tattoos.
Wenn es wirklich um Europas besten einzelnen Fußballer geht, muss Ronaldo wieder gewinnen. Nie versenkte er auf dem Platz die Dinger so sicher, so gierig, so unnachgiebig.
Und sein Schnösel-Niveau bleibt gleichzeitig konstant. Das Haargel, die Posen, die Bronze-Statue mit Riesenglied: alles längst Folklore.
Filippo Cataldo: Messi wieder übernatürlich
Mich langweilt dieser ewige Messi-Ronaldo-Zweikampf mit wechselnden Podiumsauffüllern auch.
Aber es hilft ja nichts. Andrea Pirlo hätte schon die Champions League gewinnen, sich vor dem Finale noch mit Xavi kreuzen müssen, dort 200 Pässe spielen und einen Freistoßtor-Hattrick hinlegen müssen, um die Auszeichnung zu bekommen. Arjen Robben war auf dem Weg zum Gipfel, verletzte sich dann aber. Luis Suarez im Finale ist sowieso ein schlechter Witz und zeigt vor allem, wie wenig sich andere Spieler letzte Saison aufgedrängt haben.
Doch selbst der Zweikampf zwischen Messi und Ronaldo war nicht wirklich einer.
Europas Fußballer des Jahres kann nur Lionel Messi werden.
Allein schon wegen dieses einen Tores, für das es kein anderes Adjektiv gibt als messiesk; Jerome Boateng (dieser Umfaller!) und Manuel Neuer (der Überlupfer!) müssten sich nicht schämen, wenn der Treffer zum 2:0 im Champions-League-Halbfinale sie auch in zehn Jahren noch aus wilden Träumen erwachen lassen würde und sie sich ein wenig kafkaesk fühlen würden.
2013/2014 schien Messi ja fast schon menschlich geworden zu sein. Er verletzte sich, aß ein paar Pizzen zu viel, zündete sich nicht nur während des Sommerurlaubs die ein oder andere Fluppe an und spielte eine eher durchwachsene WM. Doch dann verwandelte er sich wieder zum Fleisch gewordenen Playstationkicker, messite Gegner um Gegner.
Nur die neuen grässlichen Tattoos hätte er sich sparen können. Pizzaessen als Markenzeichen war irgendwie sympathischer.
Martin Hoffmann: Luis Suarez als X-Faktor
Natürlich, Lionel Messi geht immer. Als Europas Fußballer des Jahres sicher auch wieder, keine Frage.
Es gibt in diesem Jahr aber eine Alternative aus dem eigenen Team, die sich ebenfalls stark aufdrängt: Luis Suarez.
Der Mann, dessen Ruf vor einem Jahr nach der Beißer-Affäre bei der WM am Ende lag, hat sich fulminant aufgerappelt. Nicht zurück nach oben. Sondern weiter nach oben, als er je war.
Der Wechsel des uruguayischen Stürmers zum FC Barcelona hat sich als Win-win-Geschäft für beide Seiten entpuppt. Suarez profitiert vom Zusammenspiel mit den Ausnahmekönnern an seiner Seite, Barca profitiert von der rauen Note und dem Torinstinkt, mit der er das Künstlerkollektiv veredelt.
Dass die Katalanen den spanischen Meistertitel und den Champions-League-Thron zurückerobert haben, ist nicht zuletzt Suarez zu verdanken.
16 Tore und 17 Vorlagen hat er in der Primera Division beigesteuert, sieben Treffer in der Königsklasse - aber das drückt nicht genug aus, wie wichtig der 28-Jährige in der abgelaufenen Saison für die Katalanen war: Er war ihr X-Faktor, ihre Kur gegen die Müdigkeit, die Messi und Co. in den Spielzeiten zuvor befallen hatte.
Der Best-Player-Award der UEFA wäre ein verdienter Lohn dafür.