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Helmut Schmidt und sein Verhältnis zum Fußball - Hoffmanns Erzählungen

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Helmut Schmidt und sein Verhältnis zum Fußball - Hoffmanns Erzählungen

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Helmut Schmidt - ein entfernter Fan

Helmut Schmidt hatte ein recht distanziertes Verhältnis zum Fußball, aber er war seinem Verein treu - anders als manch ein Erbe. Hoffmanns Erzählungen.
"Ein ganz weit entfernter Anhänger des HSV": Helmut Schmidt
"Ein ganz weit entfernter Anhänger des HSV": Helmut Schmidt
© Imago
mhoffmann
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Neben einigen anderen Dingen verdankt Deutschland Helmut Schmidt auch dieses: die Selbstcharakterisierung als "ganz weit entfernter Anhänger des HSV".

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Dem Zeit Magazin hatte er das 2007 genau erklärt: An sich interessierte ihn der Fußball ja nicht so sehr, aber in seiner Generation habe die Herkunft nichtsdestotrotz über den Verein entschieden: "Mein Freund Hans Apel war immer Anhänger von St. Pauli", er habe eben immer zum Konkurrenten gehalten.

Eine Beziehung, die in dem für Helmut Schmidt hochleidenschaftlichen Bekenntnis gipfelte, dass er "es ungern sehen würde, wenn der HSV aus der Bundesliga absteigen würde".

Noch deutlicher zu Tage tretende Gefühle konnte der Fußball nicht in Schmidt wecken, Stadionbesuche des Altbundeskanzlers geschahen selten und nur zu besonderen Anlässen wie Welt- und Europameisterschaften.

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Martin Hoffmann

Und auch in gut sortierten Fotoarchiven ist da keine große Emotion bei Schmidt zu beobachten: keine Jubelausbrüche, keine halb oder ganz geballten Torfäuste, keine Kabinen-Selfies mit Lukas Podolski.

Zum Teil war das gewiss dem Zeitgeist geschuldet, zum anderen war Helmut Schmidt eben wie er war: Er philosophierte lieber über den Fußball als "circensische Unterhaltung", als in der circensischen Unterhaltung aufzugehen.

Übel nahm man es ihm letztlich nicht, nach seiner Amtszeit zeigte sich stattdessen, dass ein weit entfernter Anhänger des Fußballs in der Politik mehrheitsfähiger war, als einer, der sich in zu viel Nähe zum Fußball verhedderte.

Bei Gerhard Schröder sah man im Sinne des Aufbau Ost noch darüber hinweg, dass er sich trotz seines Doppel-Faibles für Borussia Dortmund und Hannover 96 auch einen Fanschal von Energie Cottbus anlegte.

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Ex-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück, auch ursprünglich HSV-Fan und nicht untalentierter Welterklärer, trieb es aber zu weit, als er sich mit den Jahren in Schalker und Dortmunder Stoff verwickelte.

"Das geht gar nicht! Der muss sich klar positionieren! So wird er definitiv nicht Kanzler!" monierte deshalb ein Passant bei der circensischen Unterhaltungssendung Anne Will: Steinbrück war politisch erledigt.

Schmidt dagegen konnte wegen seiner distanzierten, aber klaren Positionierung Kanzler werden und blieb selbst dann eine Autorität, als er gegen Ende seiner Amtszeit das Elfmeterschießen gegen Frankreich 1982 nicht überstand und seinen Regierungssprecher anwies: "Gucken Sie für mich weiter." Auf ähnliche Art dürfte er es in den jüngsten Spielzeiten des Hamburger SV gehalten haben.

Den Abstieg seines Lieblingsvereins hat er nicht mehr erleben müssen, aber dass der weit entfernte HSV- und Fußballanhänger nun gar nicht mehr da ist: Man sieht es ungern.