Die Spaß-Fußballer von Bayer Leverkusen haben erstmals die Zeche für ihr Offensivspektakel gezahlt, ein Paradigmenwechsel ist bei der Werkself aber kein Thema.
Bayer glaubt an sein Spaß-Spektakel
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"Das wird auf jeden Fall durchgezogen. Wir werden nix ändern", sagte Torhüter Bernd Leno, obwohl vor allem er nach eigener Auskunft beim 3:3 gegen Werder Bremen "keinen schönen Abend" erlebte (Bericht).
"Wir müssen einfach eine bessere Mischung haben", forderte der 22-Jährige, der nun fünf Gegentore in zwei Heimspielen kassiert hat: "Das ist keine Frage der Taktik. Wir gehen hohes Risiko, aber wenn es alle gut machen, funktioniert es auch. Auf dem Platz denken wir aber manchmal zu offensiv."
Bastürk: Noch kein Spitzenteam
Der frühere Leverkusener Yildiray Bastürk äußerte bei SPORT1.fm Lob und Kritik zugleich.
"Für den neutralen Zuschauer war es natürlich ein super Spiel. Sechs Tore in einem Bundesliga-Spiel, das kommt nicht so oft vor. Aber für Leverkusen ist ein Unentschieden zu wenig", sagte der 35-Jährige und fügte hinzu: "Zumal man das Spiel in der ersten Halbzeit völlig unter Kontrolle hatte. Sowohl das Konter- als auch das Umschaltspiel nach hinten war perfekt."
Insbesondere die zweite Halbzeit zeige aber, dass es für Bayer noch nicht ganz reiche, "um nach ganz oben zu kommen".
Wahres Offensiv-Feuerwerk
Gegen Werder brannte Bayer ein wahres Offensiv-Feuerwerk ab. Zu den drei Treffern von Tin Jedvaj (17.) - Bayers 2000. Bundesliga-Tor -, Hakan Calhanoglu (63.) und Joker Heung-Min Son (73.) kamen ein Pfostenschuss, zwei Lattentreffer, eine vergebene "Hunderprozentige" von Stefan Kießling und ein verweigerter Handelfmeter.
"Wir müssen uns an die eigene Nase packen. Wir haben es einfach nicht gebacken gekriegt", sagte Kießling: "Wenn wir zur Pause 3:0 führen, schicken wir sie mit sechs Stück nach Hause. So haben sie noch einen Punkt geholt. Das tut richtig weh."
Zwei durch Fin Bartels (45.) und Franco di Santo (60.) abgeschlossene Konter und ein Abwehrfehler vor dem Treffer von Sebastian Prödl (85.) sorgten dafür, dass Bayer erstmals in dieser Saison zwei Punkte verlor.
Das Spektakel aus der BayArena bei SPORT1.fm:
Schmidt von Ausrichtung überzeugt
Ein zu hohes Risiko seines Vollgas-Fußballs oder gar ein generelles Abwehrproblem will Trainer Roger Schmidt aber trotzdem nicht erkannt haben.
"Das war ein bisschen der Geschichte des Spiels geschuldet", sagte der 47-Jährige: "Wenn wir nach 40 Minuten 4:0 führen, fällt gar kein Tor gegen uns."
Gerade dass die Mannschaft nach dem ersten Rückschlag nicht aufgehört hat, offensiv zu spielen, gefiel dem Trainer: "Das zeigt, dass sie weiter an die Art und Weise unseres Fußballs glaubt und überzeugt ist von dem, was wir da spielen."
Diese Art und Weise macht den Fans jedenfalls Spaß. "Jeder, der ins Stadion gekommen ist, war gerne da", meinte Schmidt angesichts der mit 30.210 Zuschauern ausverkauften BayArena.
29 Tore in sechs Spielen
Insgesamt 29 Tore sind in den sechs Leverkusener Pflichtspielen in dieser Saison bereits gefallen, ziemlich genau fünf im Schnitt. Ob das offene Visier auch beim Champions-League-Auftakt am Dienstag bei AS Monaco die richtige Devise sein wird, ist offen.
"Aber wenn wir 5:4 gewinnen, soll es mir auch recht sein", meinte Leno. Die moralischen Sieger an diesem Freitagabend waren am Ende aber kurioserweise die Bremer, obwohl sie in der ersten Halbzeit phasenweise überrollt wurden.
"Da war der Leverkusen-Zug kaum aufzuhalten", sagte Trainer Robin Dutt, einst selbst mit bescheidenem Erfolg in Leverkusen tätig: "Aber Bayer hat uns am Leben gelassen - und das ist immer ein Fehler."
Dutt schwärmt von Werders Moral
Werder zeigte wieder einmal Moral und kam zum dritten Mal trotz Rückstands zu einem Unentschieden.
Und so schwärmte Dutt am Ende über alle Maßen von seinem Team: "In der zweiten Halbzeit war ich einfach nur begeistert von meiner Mannschaft. Sie hat eine unglaubliche Power und Dynamik. Das war ein klares Zeichen, wo unser Weg hingeht."
Das Lob dafür, dass er in dem erst 19-Jährigen Manon Busch den Flankengeber zum 3:3 eingewechselt hatte, wollte der Coach denn auch gar nicht für sich verbuchen: "Mit solchen Jungs kannst du keinen Fehler machen."