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"Ich war ziemlich weit unten"

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"Ich war ziemlich weit unten"

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Andre Hahn im SPORT1-Interview

Andre Hahn hat in Gladbach eingeschlagen. Vor dem HSV-Spiel spricht der Stürmer bei <strong>SPORT1</strong> über seinen schweren Karrierestart.
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Fast wäre der Traum vom Fußballprofi für Andre Hahn geplatzt.

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Immer wieder plagten den heute 24-Jährigen zu Beginn seiner Karriere Selbstzweifel, ob er es schaffen würde in dem Job. 2010 machte Hahn bei den Amateuren des Hamburger SV die ersten Gehversuche, doch die gingen schief.

Weinzierl hat Hahn auf dem Zettel

Er ließ sich zum damaligen Regionalligisten FC Oberneuland ausleihen. Aber auch dort wollte der gelernte Mittelfeldspieler nicht so recht zünden. Nach Stationen bei der TuS Koblenz und Kickers Offenbach kam dann in der Winterpause der Saison 2012/2013 der erlösende Anruf von Markus Weinzierl.

Der Trainer des FC Augsburg glaubte an Hahn und holte ihn zu sich. Die Wende zum Guten. Beim FCA wurde Hahn Nationalspieler und lenkte im Nu die Aufmerksamkeit von einigen Top-Klubs aus der Bundesliga auf sich. In diesem Sommer wechselte er zu Borussia Mönchengladbach.

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Vor dem Heimspiel gegen den HSV (ab 19.30 Uhr LIVE auf SPORT1.fm und im LIVE-TICKER) spricht Hahn im SPORT1-Interview über den VfL, die schlimmen Anfangsjahre als Fußballer und seine Familie.

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SPORT1: Herr Hahn, war das 0:0 im Derby beim 1. FC Köln nach der 4:1-Gala gegen Schalke ein Rückschritt?

Andre Hahn: Nein. Natürlich hat Borussia Mönchengladbach den Anspruch bei einem Aufsteiger gewinnen zu wollen, aber es war schwer gegen diese tiefstehenden Kölner. Wir haben wenig Mittel gefunden, um uns zwingende Torchancen zu erspielen. Wichtig ist, dass wir bisher noch kein Spiel verloren haben. Darauf können wir aufbauen. Wir haben zudem wieder zu Null gespielt, was auch sehr positiv ist.

SPORT1: Drei Remis, ein Sieg, Platz sieben. Ist Borussia nur Mittelmaß? Eigentlich hat das Team die Klasse für den nächsten Schritt, oder?

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Hahn: Auf jeden Fall. Wir sind dabei den nächsten Schritt zu gehen. Wir können mit einem Sieg gegen Hamburg bis zwei Punkte an die Bayern rankommen, daher kann man nicht von Mittelmaß sprechen. Mit einem 2:0 in Köln hätten wir Tabellenführer sein können und jeder hätte uns gefeiert. Wir haben die Klasse für mehr.

SPORT1: Es gibt bei Borussia Max Kruse, Raffael mit Ihnen ein magisches Dreieck, das für mehr Flexibilität steht. Sehen Sie das auch so?

Hahn: Wir sind aber allgemein in der Offensive sehr gut besetzt. Es gibt viele Spieler, die flexibel sind. Ich spiele mal ganz vorne Stürmer, dann links, dann rechts. So geht es auch den Kollegen, und das ist ein großer Vorteil von uns.

SPORT1: Welches Zeugnis würden Sie sich nach fast drei Monaten bei Borussia ausstellen?

Hahn: Natürlich ist es wichtig, dass man in der Mannschaft gut zu Recht kommt, aber das sagt ja jeder Spieler (lacht). Lucien Favre (Gladbachs Trainer, Anm. d. Red.) gab mir sofort ein gutes Gefühl und das ist so wichtig, wenn man neu in einen Verein kommt. Ich bin mit 24 noch nicht so lange in der Bundesliga, bin noch längst nicht fertig und will weiter dazulernen. Da ist Herr Favre der richtige Trainer, der mir weiter hilft. Ich bin so selbstbewusst zu sagen, dass ich hier ganz gut eingeschlagen bin. Als Mittelfeldspieler fünf Tore in sieben Pflichtspielen für einen neuen Klub zu schießen, das kann sich sehen lassen.

SPORT1: 2010 war noch alles anders. Damals hätten Sie fast mit dem Profifußball aufgehört, als Sie vom Hamburger SV in die Regionalliga nach Oberneuland gingen. Über Koblenz und Offenbach kamen Sie im Januar 2013 zum FC Augsburg, wo Sie Nationalspieler wurden. Waren die letzten anderthalb Jahre wie ein Märchen für Sie?

Hahn: Jetzt lebe ich meinen Traum. Man kann das wirklich als Märchen beschreiben, dass ich von der Regionalliga zum Nationalspieler aufgestiegen bin. Ich werde aber nie vergessen, was für eine schwere Zeit hinter mir liegt. Im Gegensatz zu Spielern, die den Weg einfacher und schneller gegangen sind, sehe ich die Bundesliga mit anderen Augen. Ich hatte keine so schöne Zeit zu Beginn meiner Karriere, und deshalb weiß ich das absolut zu schätzen, was ich jetzt erlebe. Ich bin dankbar und froh über jedes Spiel auf diesem Niveau.

SPORT1: Sie wollten damals Versicherungskaufmann werden.

Hahn: Richtig. Ich war weit weg vom Fußball, wollte mich um meine Zukunft kümmern und mir etwas aufbauen, denn von 200 Euro in der 4. Liga kann man nicht leben. Ich war ziemlich weit unten, habe aber nie aufgegeben, weil ich doch irgendwie ein Ziel vor Augen hatte. Es waren gute Erfahrungen, dank derer ich charakterlich und fußballerisch sehr gewachsen bin. Diese Zeit damals hat mir geholfen, um jetzt die schöne Seite mit anderen Augen zu sehen.

SPORT1: Sie haben sich auf Ihren Oberkörper den Satz "Lieber stehend sterben als kniend leben" tätowiert. Das ist ein Song der Rockband Böhse Onkelz.

Hahn: Ich habe mir das nicht wegen den Böhsen Onkelz stechen lassen. Ich bin kein Fan von der Band. Ich habe mich einfach durch richtig schwere Zeiten gekämpft und bin dahin gekommen, wo ich immer hin wollte. Der Spruch passt einfach zu meinem Leben. Ich bin immer meinen Weg gegangen, egal, wie schwer die Zeit auch war. Ich war immer ehrlich und habe gesagt, was ich dachte. Meine Familie hat immer zu mir gehalten, und dafür bin ich unendlich dankbar.

SPORT1: Das klingt nach einem perfekten privaten Halt.

Hahn: Absolut. Mein rechter Arm ist komplett für meine Familie tätowiert. Ich habe ihr viel zu verdanken. Sie stand in schweren Zeiten immer zu mir und hat mich finanziell und mental unterstützt. Mein Vater war mein Berater, als ich zum FCA ging. Ich hatte keine Hilfe von anderen Beratern. Ich bin ein Familienmensch und freue mich immer, wenn ich in den Norden zu meinen Eltern und meinem Bruder fahren kann.

SPORT1: Am Mittwochabend geht es gegen Ihren ersten Klub, den HSV. Wie schwer wird es?

Hahn: Der HSV hat gegen die Bayern zuletzt eine richtig gute Leistung gezeigt, das muss man anerkennen. Die Euphorie bei den Hamburgern ist wieder voll entfacht. Wir rechnen mit einem starken HSV, der uns alles abverlangen wird. Wir müssen aber unser Spiel durchziehen und hoffen, dass wir am Ende den zweiten Saisonsieg landen können.