Peter Stöger übertrieb ein wenig. Der Coach des 1. FC Köln hatte gerade eine Abreibung vom FC Bayern erhalten. Schon spekulierte er über einen neuen Rekord - eine Münchner Meisterfeier im Februar.
Bayerns Konkurrenz verfällt in Demut
Geht Stögers nicht ganz ernst gemeinte Kalkulation auf, müssten der Rekordmeister elf Spieltage vor Schluss bereits 34 Punkte Vorsprung haben. Das dürfte nicht mal der FC Bayern schaffen.
Stögers Worte spiegeln aber die Stimmung in Fußball-Deutschland wider. Es herrscht wieder Demut vor dem Branchenprimus.
Zwei Siege gegen Aufsteiger
Die Bayern braucht en gerade mal zwei lockere Siege gegen die Aufsteiger aus Paderborn und Köln. Schon schwenkt die Konkurrenz die Weiße Fahne.
Die Aussagen vom Wochenende lassen zumindest darauf schließen.
Da meckerte Rudi Völler über den vollgepackten Terminkalender. In seiner Kritik erklärte Leverkusens Sportchef unterschwellig, dass seine Mannschaft eigentlich keine Chance im Titelkampf hat. "Die Spieler müssen jeden dritten Tag Gas geben. Die Einzigen, die das auffangen können, sind wie immer die Bayern", sagte Völler am Samstag.
Hummels kleinlaut
Am gleichen Tag gab sich auch Mats Hummels kleinlaut. "Wichtig ist Platz zwei oder drei im Blick zu haben. Das wird schwer genug", erklärte Dortmunds Kapitän nach der Derbyniederlage auf Schalke ins "Sky"-Mikrofon. Auf den Tabellenführer hat der BVB schon sieben Punkte Rückstand.
Und beim Tabellenzweiter Borussia Mönchengladbach gehört das Wort Bayern-Jäger ohnehin auf den Index.
"Wir drehen jetzt nicht durch. Wir werden versuchen, die Schwächeperioden von anderen Konkurrenten auszunutzen - und das möglichst lange. Dann wird man sehen, was am Ende dabei herauskommt. Wir genießen es momentan, ohne dass wir uns zurücklehnen", sagte Sportdirektor Max Eberl im Volkswagen Doppelpass auf SPORT1.
Nur einer wagte es, den Bayern den Kampf anzusagen: Gladbachs Granit Xhaka plant die Attacke auf den Tabellenführer. "Wir stehen auf Platz zwei. Und ich finde schon, dass wir absolut nach oben schauen können", sagte der Schweizer am Samstag.
Schwach auf Schalke und beim HSV
Xhaka hat offenbar erkannt, dass der Spitzenreiter verwundbar ist.
Er wird die Bayern-Gastspiele auf Schalke und beim Hamburger SV gesehen haben. Spiele, in denen nichts von der Bayern-Dominanz zu sehen war. In denen es die Gegner nicht bei Kampfansagen im Vorfeld beließen, sondern die Bayern auch auf dem Platz bekämpften.
In diesen Partien waren auch die WM-Nachwehen beim Rekordmeister zu spüren. Ein Leiden, das zur Müdigkeit führt und den Bayern schon in der Vergangenheit Probleme machte.
Wie 2007. Da feierte der VfB Stuttgart. Die Bayern schafften es nicht einmal in die Champions League. Vier Jahre später langte es nur für Platz drei - hinter Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen.
Argumente für den Titel
Allerdings liefern die Bayern anno 2014 auch Argumente dafür, dass es nach einer WM mal wieder zu einem Titelgewinn reichen sollte.
Das Team ist breiter aufgestellt als noch vor vier oder acht Jahren. Ausfälle von Schlüsselspielern wie Franck Ribery, Bastian Schweinsteiger oder Thiago Alcantara sind für Trainer Pep Guardiola leichter zu kompensieren.
Das liegt an einer neuen Transferstrategie. In der Vergangenheit hielten sich die Bayern nach Turnieren zurück: Nach der WM 2006 hieß der Topeinkauf Lukas Podolski, der gerade mit den Kölnern abgestiegen war.
Vier Jahre später lotste der Klub einige Leihspieler zurück und verpflichtete in der Winterpause noch Hoffenheims Luis Gustavo. Es ging in beiden Fällen nicht vorwärts bei den Bayern.
Zugänge für ein höheres Niveau
Der Verein hat aus der Vergangenheit jedoch gelernt. Nun holten die Bayern mal eben Bundesliga-Torschützenkönig Robert Lewandowski und Champions-League-Sieger Xabi Alonso. Das Duo hebt den Rekordmeister personell auf ein noch höheres Level.
Es sind Spieler, die auf Demut beim Gegner mit Dominanz regieren. So hatte Alonso am Samstag sichtlich Spaß daran, die harmlosen Kölner vorzuführen und mit 204 Ballkontakten einen Bundesliga-Rekord aufzustellen.
Lewandowski gab zudem eine Warnung ab, "Vielleicht dauert es noch zwei Monate bis unsere Maschine richtig ins Laufen kommt. Jetzt spielen wir schon ganz gut, dann vielleicht perfekt", sagte der Pole zuletzt bei SPORT1.
Dortmund, Leverkusen oder auch Gladbach müssen diese Maschine stoppen, bevor es zur spät ist. Schaffen sie es nicht, könnte Stögers zweite Prognose eintreffen. "Wenn sie nicht im Februar Meister werden, dann werden sie es halt im März", sagte Kölns Trainer über die Bayern.
Das wäre dann ein Titel nach 26 Spielen und ein neuer Rekord.