Frisch geduscht und grinsend stürmte Stefan Kießling in die Nacht.
Kießling trifft und gibt den Schweiger
Reden wollte er nicht. "Nein, heute sage ich nichts", rief der Held des Tages und verschwand.
859 ganz lange Minuten war der Angreifer von Bayer Leverkusen ohne Tor geblieben, bis er die Werkself gegen Hannover 96 (3:1) schließlich auf die Siegerstraße brachte und damit in der Bundesliga wieder in die Spur führte (BERICHT: Leverkusens Kießling beendet Krise).
"Das tut uns richtig gut", sagte Kapitän Simon Rolfes und meinte damit nicht nur das Tor-Comeback von Kießling, sondern vor allem Leverkusens Sprung auf Platz vier. (DATENCENTER: Ergebnisse und Tabelle)
Leverkusen als Sieger des Spieltags
Und weil die direkten Konkurrenten VfL Wolfsburg (2:3 bei Schalke 04) und Borussia Mönchengladbach (1:3 gegen Eintracht Frankfurt) patzten, ist Leverkusen so etwas wie der Sieger des Spieltages.
So klang Kießlings Tor auf SPORT1.fm
Plötzlich sind es nur noch drei Punkte Rückstand auf Platz zwei. "Jetzt sieht es wieder positiver aus. Wir wollten unbedingt gewinnen, um nicht den Anschluss an die Plätze zu verlieren, die wir uns vorgenommen haben", sagte Bayer-Geschäftsführer Michael Schade erleichtert.
Fast einen Monat ohne Sieg
Schließlich hatte die Millionentruppe vom Rhein in der Liga zuletzt enttäuscht, war fast einen Monat ohne Sieg geblieben.
Doch gegen Hannover zauberte die Offensive um Kießling, Hakan Calhanoglu und den ganz starken Karim Bellarabi phasenweise wieder wie zu Beginn der Saison.
Trainer Roger Schmidt sah in dem Sieg durch die Tore von Kießling (46.), Heung-Min Son (58.) und Bellarabi (71.) aber keinerlei Grund zur Euphorie.
"In der ersten Halbzeit war es eine Art Abnutzungskampf, in der zweiten Hälfte haben wir unsere Angriffe dann besser ausgespielt und ein sehr wichtiges und schwieriges Spiel für uns gewonnen", sagte Schmidt nüchtern.
Mit seinen Gedanken war er wohl schon längst beim Duell um den Gruppensieg in der Champions League gegen AS Monaco am Mittwoch.
"Schön, dass Minutenzählerei vorbei ist"
Dann hofft Schmidt auch wieder auf die Tore des wiedererstarkten Kießling. "Natürlich will man den Ball selber im Netz unterbringen, wenn man es gewöhnt ist, 15 Tore pro Saison zu machen", sagte der 47-Jährige, "und nicht nur für die Mannschaft zu arbeiten und anderen Bälle aufzulegen. Wir haben das Thema nie so hochgehängt, aber natürlich ist es schön, dass die Minutenzählerei jetzt vorbei ist".
Kießling hatte seit dem ersten Spieltag nicht mehr getroffen und damit die längste Durststrecke seiner Karriere durchgemacht.
Dass ihn diese Torflaute mehr belastete, als er zugeben wollte, verriet Sportchef und Stürmerlegende Rudi Völler.
"Jeder Stürmer tut natürlich immer so, als wäre das halb so wild. Aber da fällt natürlich eine Zentnerlast ab", sagte der Weltmeister und gab Kießling und dem Rest der Mannschaft das Motto für die nächsten Tage vor: "Jetzt freuen wir uns bis morgen und dann versuchen wir, gegen Monaco die nötigen Punkte zu holen, um uns für die nächste Runde zu qualifizieren."