Von Julian Ignatowitsch und Reinhard Franke
"Ferguson hat sich auch nicht abgenutzt"
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München - Borussia Dortmund steckt immer tiefer in der Krise. Vor dem Spiel in Frankfurt (So., ab 17 Uhr im LIVE-TICKER und auf SPORT1.fm) muss der BVB dringend punkten, um in der Bundesliga unten raus zu kommen.
Denn nach wie vor sind die internationalen Plätze der Anspruch. Nach zwölf Spieltagen ist eigentlich noch genügend Zeit, um sich nach oben vorzuarbeiten, doch aktuell befindet sich der BVB im Abstiegskampf. Doch können das die Schwarz-Gelben überhaupt?
Das große Plus: Jürgen Klopp ist in so einer Situation nicht unerfahren. Er hat sie schon erlebt. Als Trainer von Mainz 05 ging es zwischen 2004 und 2007 regelmäßig gegen den Abstieg, zwei Mal erfolgreich.
Einer der ihn aus diesen Situationen gut kennt ist Torwarturgestein Dimo Wache. Er ist mittlerweile Torwarttrainer bei Darmstadt 98 und spielte neun Saisons unter Klopp.
"Ich bin mir ganz sicher, dass er Borussia Dortmund aus dieser schwierigen Lage herausführt", sagt Wache im Gespräch mit SPORT1.
Millionenschwerer Kader, ausbleibender Erfolg
Mannschaft und Spielweise von Dortmund heute und Mainz damals sind zwar nur schwer miteinander zu vergleichen.
Der BVB hat einen millionenschweren Kader mit Champions-League-Format, spielt auch in dieser Saison oft ansehnlichen Kombinationsfußball - und steht am Ende trotzdem immer wieder mit leeren Händen da.
Jetzt auch plötzlich in der Königsklasse, wo es bis dahin perfekt lief. (SPIELBERICHT: BVB-Krise setzt sich in Europa fort).
Wie steckt Klopp das weg?
Aber die Grundfrage ist die gleiche: Wie steckt eine Mannschaft so etwas weg, wie steckt Jürgen Klopp das weg? Was macht er?
"Auch wenn es nicht rund läuft, er sieht immer das Positive und versucht Kraft aus der Situation zu ziehen", erklärt Wache gegenüber SPORT1.
"Er kann diese Kraft auf die gesamte Mannschaft übertragen. Davon bin ich überzeugt", sagt er. So sei es auch damals gewesen.
Mensch Klopp - "der authentischste Trainer"
Der Mensch Klopp funktioniert immer noch wie seinerzeit in Mainz.
"Er ist der authentischste Trainer, den ich jemals hatte, weil er sehr viel spricht mit seinen Jungs und immer auch positiv ist. Das ist ein wesentliches Mosaiksteinchen seines Erfolgs", meint Wache.
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Auch ein weiterer Ex-Spieler aus Mainzer Zeiten bestätigt im Gespräch mit SPORT1 diese These: "Natürlich merkt Kloppo jetzt, dass es an die Substanz der Spieler geht und er versucht sie aufzurichten."
Einzelgespräche auf dem Platz
In London führte er diese Einzelgespräche gleich auf dem Platz. Pierre-Emerick Aubameyang und Adrian Ramos nahm sich Klopp während des Spiels an der Seitenlinie vor.
Dass er dabei auch klare Ansagen machen kann, ist klar.
Klopp fand auch nach dem Spiel deutliche Worte und forderte Ergebnisfußball (BERICHT: Klopp holt die Keule raus).
"Ferguson hat sich auch nicht abgenutzt"
Das Klopp sein Team nach sechs Jahren Amtszeit nicht mehr so erreicht wie in seinen Anfangsjahren, was zuletzt auch der ehemalige Nationalspieler Bernd Schuster andeutete (News), lässt sein ehemaliger Schützling nicht gelten.
"Kloppo hat sich nicht abgenutzt. Die Jungs sind natürlich auch älter geworden, aber die Qualität ist immer noch gut genug. Ein Ferguson hat sich in Manchester auch nicht abgenutzt."
Sportlich nicht immer erfolgreich
Irgendwann muss es aber dann auch wieder sportlich laufen, sonst hilft der ganze Optimismus nichts.
2006/07 stieg Mainz mit Klopp ab. Nicht die erste sportliche Niederlage, bereits zuvor verpasste das Team mit seinem Trainer zwei Mal äußerst knapp den Aufstieg.
Und auch vor zwei Jahren lief der Start nicht gut, Dortmund war zwischenzeitlich Elfter. Die Situation jetzt ist sicherlich dramatischer.
Dennoch ist sein Ex-Spieler überzeugt davon, dass sich das bald wieder ändern wird: "Mit dem Abstieg werden sie nichts zu tun haben. Die werden ihren Weg wieder finden. Kloppo hat früher die richtigen Worte gefunden und das wird er auch jetzt."
Klopp, der Mann mit dem ewigen Akku
Bis jetzt ist Klopp tatsächlich jedes Mal wieder aufgestanden, hat nach seinen Niederlagen Erfolge gefeiert und in Dortmund wieder eine zweite europäische Spitzenmannschaft neben dem FC Bayern etabliert.
Klopp, der Optimist. Klopp, der Mann mit dem ewigen Akku.
Dass er nach 12 Spieltagen und einem verlorenen Champions-League-Spiel schon die Nerven verliert? Schwer vorstellbar. Dann schon eher positiv und mit aller Kraft in die nächsten Aufgaben.