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Kulturkampf zwischen Tradition und Kommerz

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Kulturkampf zwischen Tradition und Kommerz

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Kulturkampf zwischen Tradition und Kommerz

Traditionsklubs wie Werder, HSV und VfB kämpfen gegen den Abstieg, RB Leipzig drängt nach oben. Ändert sich die Fußballwelt?
Mathias Frohnapfel
Mathias Frohnapfel
von Mathias Frohnapfel

16 Meistertitel und jede Menge (angestaubter) Glanz: Das ist die Zustandsbeschreibung des VfB Stuttgart, des Hamburger SV und Werder Bremens.

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Ohne Pathos ergibt sich ein weitaus tristeres Bild. Stuttgart ist Tabellenletzter, der HSV 17., Werder 16. (DATENCENTER: Ergebnisse und Tabelle).

Mehr Tradition war in der Liga noch nie vom Abstieg bedroht.

Zugleich peilt aus der Zweiten Liga RB Leipzig den Aufstieg an. Die Bullen, aktuell wohl Deutschlands meist angefeindete Mannschaft, sind nur einen Punkt von Rang 3 entfernt.

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Und der FC Ingolstadt, von Audi stark unter die Fittiche genommen, marschiert ebenfalls stramm auf die Bundesliga zu.

"Traditionsklubs in großen Schwierigkeiten"

"Es ist ein Kampf der Fußballwelten", sagte Karl-Heinz Rummenigge jetzt dazu im "Spiegel". "Auf der einen Seite", erklärte der Vorstandsboss des FC Bayern, "gibt es die Traditionsklubs, von denen einige in großen Schwierigkeiten sind. Auf der anderen Seite diese neue Welt: Hoffenheim, Wolfsburg, Ingolstadt. Diese Klubs rücken immer mehr in den Fokus."

Ändert sich die Fußballlandschaft rapide? Können die Liga-Dinosaurier überhaupt noch mithalten in diesem wie mit einem Zeitbeschleuniger angefachten Prozess?

Es gibt ja noch weitere Indizien, dass vermeintliche Plastikklubs unaufhaltsam voranschreiten.

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Mit dem VfL Wolfsburg und Bayer Leverkusen belegen aktuell zwei Werksklub internationale Plätze. Hoffenheim ist dort ebenfalls vertreten und trotz der Jahreszahl 1899 im Klubnamen, war der Verein lange vor allem ein Konstrukt, um den Fußballtraum von Milliardär und SAP-Mitbegründer Dietmar Hopp zu verwirklichen.

Immer wieder Beleidigungen

Hopp begleiten Schmähgesänge und feindselige Plakate seit 2008. Dem Aufstieg in die Bundesliga also. Erst an diesem Wochenende sah sich Kölns Präsident Werner Spinner gezwungen, bei Hopp Entschuldigung für das üble Verhalten einiger FC-Fans zu sagen.

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Weitaus heftiger trifft es im Moment aber RB Leipzig.

Testspiele wie gegen den VfB Stuttgart und andere Klubs fielen bereits wegen massiver Fan-Proteste ins Wasser. Sportdirektor Ralf Rangnick kann sich darüber ziemlich ärgern, genauso wie über die ebenso pauschale wie diffamierende Kritik an dem vom Getränkehersteller Red Bull gesponserten Klub.

Kritik fokussiert sich auf Leipzig

"Es ist schon auffällig, dass gerade alles an Leipzig festgemacht wird", klagte der 56-Jährige in der "Süddeutschen Zeitung". "Wir sind die Speerspitze einer Diskussion, in der alte Werte auf eine neue Entwicklung prallen - die meiner Meinung nach sowieso nicht aufzuhalten sein wird."

Drohen die Traditionsvereine tatsächlich abgehängt zu werden?

Richtig ist zumindest, dass ein Klub wie der 1. FC Kaiserslautern deutlich penibler mit seinem Geld haushalten muss wie der Liga-Konkurrent aus Leipzig.

Kuntz ist verärgert

In der Winterpause könne RB Leipzig nunmal auf Transfers vom Schwesterverein RB Salzburg hoffen, schimpfte Lauterns Vorstandsboss Stefan Kuntz im Volkswagen Doppelpass. Und natürlich würden im Winter in Leipzig "noch einmal verschiedene Millionen" zur Verfügung stehen.

Seit 2012 müht sich der FCK um den Aufstieg, der Zuschauer-Zuspruch ist dennoch ungebrochen.

Als Beispiel führt Kuntz die englische Woche im September an: Am gleichen Spieltag kamen 31.000 Zuschauer zum Spiel gegen Union Berlin auf den Betze, während das badische Derby zwischen Hoffenheim und Freiburg nur 24.000 sehen wollten.

"Zuschauer wollen Traditionsvereine sehen"

Kuntz scheut auch vor Stichen gegen Konkurrenz im 120 Kilometer entfernten Kraichgau nicht zurück, so lange es seine These untermauert: "Der deutsche Fußballzuschauer möchte Traditionsvereine sehen. Die vielen Zuschauer bei Traditionsduellen machen den deutschen Fußball attraktiv."

Deshalb schlägt Kuntz vor, dass beispielweise die Anzahl der Auswärtszuschauer durch die DFL künftig entlohnt werden soll: "Wir brauchen einen Anteil, dass wir etwas dafür bekommen, wenn Fans durch die Republik reisen."

Kreative Lösungen gefragt?

Vehement verteidigte er seinen Klub, als er wie Klaus Allofs im Volkswagen Doppelpass zu Gast war. Allofs kennt Kuntz' Blickwinkel, arbeitete ja selbst 13 Jahre für Werder Bremen - einem Verein, der ebenfalls nicht auf Rosen gebettet ist.

Als Manager des von Volkswagen gesponserten VfL Wolfsburg schlägt er den Rivalen kreative Strategien vor: "Die Wettbewerbssituation verändert sich permanent. Man muss kreativ sein und sich auf die Situation einstellen. Borussia Dortmund hat aus der Tradition heraus einen Wandel geschafft."

Vizemeister Dortmund ist wohl das beste Beispiel dafür, wie sich Klubs verändern. Der Champions-League-Finalist von 2013 arbeitet mit zahlreichen finanzstarken Partnern zusammen, eine Kapitalerhöhung spülte dem börsennotierten Klub 114 Millionen Euro im September in die Kassen.

Auch der Hamburger SV, tief gefallener Traditionsklub im Norden, sperrt sich nicht mehr gegen Einflüsse und Geld von außen. Ende Mai stimmten die Mitglieder für eine Ausgliederung der Profiabteilung. Das Geld von Mäzen Klaus-Michael Kühne nehmen sie in Hamburg auch gerne.

Die Landschaft im Profifußball gestaltet sich um - und das liegt nicht nur an erstarkten Emporkömmlingen aus Leipzig oder von anderswo.