Präsident Bernd Wahler sah auf der Tribüne aus wie der Ritter von der traurigen Gestalt, viele Fans in der "Canstatter Kurve" kehrten der Mannschaft nach Abpfiff den Rücken zu, und die Spieler schlichen wie geprügelte Hunde vom Platz.
Stevens stinksauer nach Ohrfeige
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Es wirkt, als sei beim VfB Stuttgart nach dem erschreckenden 0:4 (0:3) gegen Schalke 04 in der Bundesliga schon nichts mehr vom kurzen Aufwind unter Huub Stevens übrig. "Es ist bitter, was wir den Zuschauern zumuten", meinte VfB-Sportdirektor Jochen Schneider jammernd.
Der niederländische Trainerroutinier Stevens versuchte zwar händeringend, dem Debakel gegen seine alte Liebe und dem Absturz auf den letzten Platz noch etwas Positives abzugewinnen.
Doch die Umstände der Pleite (BERICHT: Choupo-Moting schießt VfB ab) dürften auch ihm zu denken geben. Das Horrerszenario Abstieg ist allgegenwärtig.
Fünf Heimpleiten
"Ich hoffe, dass es eine Momentaufnahme ist", sagte der 61-Jährige über das aktuelle Tabellenbild, und meinte weiter: "Wir müssen dieses Spiel ganz schnell abhaken."
Ob das allerdings so leicht ist, darf angezweifelt werden. Zu eklatant traten die Schwächen des VfB zu Tage, fünf von sieben Heimspielen sind in dieser Saison jetzt schon verloren gegangen.
Stevens forderte anschließend, dass es endgültig "bei jedem Klick machen muss". Denn dieses Gefühl hatte er am Samstag nicht. "Vielleicht", sagte er, "vielleicht hat das 4:1 in Freiburg im Unterbewusstsein nicht gut gewirkt."
"Abstiegskampf ist einfach scheiße und macht keinen Spaß", meinte denn auch VfB-Torwart Sven Ulreich frustriert. Doch genau das ist wieder einmal die Realität für den einst verwöhnten fünfmaligen Meister, der vor Weihnachten noch in Mainz, in Hamburg und gegen Paderborn antritt.
Fans begehren auf
"Ich habe nicht umsonst gesagt, dass es schwieriger wird als letzte Saison", erklärte Stevens, der die Stuttgarter im Frühjahr gerade noch vor dem Sturz in die Zweitklassigkeit bewahrt hatte.
"Es darf in einem Heimspiel nicht passieren, dass du nach zehn Minuten mit 0:2 zurückliegst."
Es wird zudem einige Anstrengung brauchen, den naturgemäß argwöhnischen Schwaben-Anhang vollends wieder hinter seine Mannschaft zu bekommen.
Der Frust bei den Fans sitzt tief, das zeigte auch ein gegen die Vereinsführung gerichtetes Banner: "Das Jahr des VfB", wurde wie folgt zusammengefasst: "Keine sportliche Kompetenz, keine Perspektive, keine Aufarbeitung, keine Antworten." (
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Schlimmer geht es kaum. Schlimmer könnte auch das Defensivverhalten kaum sein - vor allem bei Ecken und Freistößen.
Das 1:0 durch Choupo-Moting bei SPORT1.fm:
Probleme bei Standards
"Ich habe der Mannschaft noch vorher gesagt: Denkt an die Standards", sagte Stevens.
Beim 0:1 (1.) und auch beim 0:3 (21.) von Eric Maxim Choupo-Moting standen die Stuttgarter nur Spalier, dazu ließen sie auch Max Meyer (10.) und wieder Choupo-Moting (61.) zu viel Raum
Stevens' Urteil: "Es hatte mit fehlender Aggressivität zu tun." Es war für den Schalker Jahrhunderttrainer deshalb auch nicht mehr als eine Randnotiz, dass der königsblaue Anhang seinen früheren Coach mit Gesängen hochleben ließ.
"Es ist schön", sagte er, "dass sie daran zurückdenken, aber auch nicht mehr. Wir haben hier eine Aufgabe."
Olaf Thon analysiert die Partie bei SPORT1.fm
Rüdiger muss verletzt runter
Und diese könnte ein Ausfall von Antonio Rüdiger noch zusätzlich verkomplizieren.
Der Nationalspieler humpelte kurz vor Spielende gestützt von Betreuern mit einer Knieverletzung vom Platz, noch am Samstag sollte eine Kernspinuntersuchung Klarheit über die Schwere liefern.
"Ein langfristiger Ausfall wäre bitter", sagte Schneider. Mit Ausfällen hat auch Schalke 04 zu kämpfen, zehn waren es in Stuttgart.
Wie aus einem Guss
Zu sehen war von diesem Handicap nichts. Die Königsblauen präsentierten sich wie aus einem Guss und schöpften Mut für das entscheidende Gruppenspiel in der Champions League bei NK Maribor.
"Das bringt Selbstvertrauen", sagte Sportvorstand Horst Heldt nach dem dritten Bundesligasieg in Folge.
Und der überragende Choupo-Moting meinte: "Das ist ein sehr schönes Gefühl, aber wir dürfen uns nicht ausruhen. Der Mittwoch wird sehr wichtig."