Der Weg zurück zur Normalität ist hart.
Wolfsburg vor schwerem Gang
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Auf der einen Seite die Trauerbewältigung nach dem Tod von Junior Malanda, auf der anderen die Vorbereitung auf die Rückrunde: Es sind zwei Aufgaben, die der VfL Wolfsburg nur schwer verbinden kann.
"Keine Frage, es ist ein ganz schwieriger Spagat, den wir im Moment hinbekommen müssen", sagte VfL-Coach Dieter Hecking im "kicker". "Ich versuche aus der Situation das bestmögliche zu machen."
Für den 50-Jährigen gibt es Momente, "in denen ich mich zurückziehen und trauern kann, aber es ist auch so, dass mich die Mannschaft braucht, die Spieler brauchen einen Anker."
Rat von Schmadtke
Die "Wölfe" fuhren nach dem Tod des Belgiers in das einwöchige Trainingslager nach Südafrika und es gelang ihnen, etwas Abstand zu gewinnen.
Doch der Verlust Malandas beschäftigt jeden. Hecking holte sich in den letzten Tagen viele Tipps, auch von Kölns Sportchef Jörg Schmadtke, der 2009 als Manager von Hannover 96 nach dem Tod von Robert Enke eine ähnliche Situation durchleben musste.
Man habe "einmal kurz telefoniert", berichtet Hecking. Für ihn ist es schwer, in diesen Tagen den richtigen Ton zu finden.
Training als Ablenkung
Doch irgendwie muss es gehen. "Wir müssen uns aber auf die Rückrunde vorbereiten, da können wir uns nicht noch zwei, drei Wochen völlig zurückhalten."
Er müsse seine Spieler "auch wieder kritisieren dürfen, positiv wie negativ".
In den letzten Tagen fiel es aufgrund der Arbeit im täglichen Training etwas leichter, sich ablenken zu können, doch am Dienstag holt jeden Einzelnen das traurige Ereignis um Malanda wieder ein. Denn dann steht die Beerdigung in Brüssel an.
Schwere Stunden für den VfL
Die Gedanken an den 20-Jährigen werden dann nochmal ganz präsent sein.
Auch Hecking wird das deutlich spüren. Es werden auch für ihn am Dienstag erneut schwere Stunden.
"Brutal" sei es gewesen, als er am Tag des Unfalls der Mannschaft die traurige Nachricht vom Tod ihres Kollegen habe überbringen müssen. Der 50-Jährige hatte aber "kein Problem", vor den Spielern Gefühle zu zeigen, erklärte er.
Hecking zeigt Emotionen
"Der eine oder andere kam zu mir und sagte, dass es gut war, zu sehen, dass auch ich Gefühle zeige."
Er könne in so einem Fall "nicht eiskalt sein, da hätte ich mich verstellen müssen". Geholfen hat Hecking ganz Alltägliches. "Die Pressekonferenz am Sonntag war schwer, aber sie hat mir gut getan", sagt er. Und weiter: "Es hat mir sehr geholfen, meine Tränen nicht zurückzuhalten. Danach war ich wie gefestigt."
Ein Zustand, den der ganze Klub zu erreichen hofft.
"Haben eine charakterstarke Mannschaft"
"Ich kann es noch nicht abschließend einschätzen, habe aber Riesenvertrauen in das Team", meinte Hecking mit Blick auf die kommenden Wochen und fügte hinzu: "Ich gehe davon aus, dass wir es meistern werden. Wir sind Zweiter, haben eine charakterstarke Mannschaft, eine hohe sportliche Qualität und werden diese Stärke hoffentlich auch in der Rückrunde zeigen."
Knapp zwei Wochen vor dem Rückrundenstart gegen den FC Bayern scheint zumindest sportlich alles wieder etwas gefestigter zu sein.
Im Trainingslager gab es zwei Siege: gegen Chippa United, dem Team des früheren Bundesliga-Trainers Ernst Middendorp, gelang ein 4:3-Sieg und am vergangenen Mittwoch hatte man Ajax Cape Town im ersten Testspiel des Jahres klar mit 4:1 bezwungen.
Das alles wird aber am Dienstag bei der Beerdigung in Brüssel überhaupt keine Rolle spielen.