Jürgen Röber führte die Hertha einst ins neue Jahrtausend.
Der fehlende Riecher des Michael Preetz
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Sechseinhalb Jahre saß der Trainer beim traditionsreichen Berliner Klub auf der Bank, die Hertha spielte sogar in der Champions League. Röber wurde 2002 entlassen. Seitdem hat sich die Verweildauer der Trainer in der Hauptstadt drastisch verkürzt.
Jos Luhukay hätte am 1. Juli immerhin seinen dritten Jahrestag auf der Hertha-Bank feiern können - wenn Michael Preetz nicht am Donnerstag nach der 0:1-Heimpleite gegen Leverkusen die Reißleine gezogen hätte.
"Wir brauchen neue Impulse", sagte der Manager am Donnerstag, als der die Entlassung Luhukays erläuterte. (Kommentar: Bauernopfer Luhukay)
Schon neun Trainer unter Preetz
Ähnliche Aussagen hörte man von Preetz in den vergangenen Jahren häufig. Seit 2009 ist der Geschäftsführer Sport im Amt, neun Trainer kamen und gingen in dieser Zeit.
Kontinuität sieht anders aus. Doch genau von dieser Beständigkeit wird in Berlin geträumt. Deshalb gerät Preetz immer mehr in die Kritik.
Perspektivisch gehe es gehe darum, eine Mannschaft aufzubauen, "die Stück für Stück in der Lage ist, so Fußball zu spielen, damit wir mit unten nichts mehr zu tun haben", hatte Preetz vor der Saison zu SPORT1 gesagt.
Der Vorsatz ist zumindest kurzfristig gescheitert, die Hertha rutschte auf den vorletzten Tabellenplatz ab.
Und das obwohl Preetz im Sommer auf große Einkaufstour gehen durfte. Er investierte Millionen und verpflichtete mit Johnny Heitinga, Salomon Kalou und Valentin Stocker große Namen.
Stars kommen nicht zum Zug
Bei Luhukay trumpften die Stars aber nicht wie erhofft auf.
"Ich glaube, dass Jos Fehler gemacht hat in der Mannschaftsführung", sagte SPORT1-Experte Thomas Strunz am Donnerstag in der Spieltagsanalyse: "Aber den Kader haben Luhukay und Preetz gemeinsam geplant. Da steht auch Michael Preetz in der Verantwortung."
Nun übernimmt Pal Dardai ein Trainer, der zwar bei den Fans äußert beliebt ist, aber wenig Erfahrung hat. Nicht mal einen Trainerschein hat der 38 Jahre alte Ungar, der deshalb mit Co-Trainer Co-Trainer Rainer Widmayer ein Gespann bildet.
Dardai soll das Team in den "nächsten Wochen" trainieren, sagte Preetz. Bleibt der schnelle Erfolg aus, dürfte das Duo seinen Posten schon bald wieder los sein.
Mit Rene Tretschok, Karsten Heine oder eben Widmayer übernahmen in den letzten Jahren immer wieder Interimstrainer. Lange bleiben durfte keiner.
Preetz ist Herthas Rekordtorschütze
Mit 93 Toren ist Preetz nach wie vor der Rekordtorschütze der Hertha. Der Riecher, der den Stürmer früher im Strafraum auszeichnete, scheint ihm bei der Trainersuche zu fehlen.
Der 47-Jährige war noch nicht allzu lange im Amt, als er sich im Herbst 2009 von Lucien Favre trennte.
Der beleidigte Schweizer berief eine private Pressekonferenz ein, wo Favre kräftig in Richtung von Preetz und Präsident Werner Gegenbauer austeilte.
Preetz verpflichtete daraufhin Friedhelm Funkel, doch die Hertha stieg mit dem Routinier ab. Funkels Vertrag wurde nicht verlängert.
Markus Babbel führte die "Alte Dame" zurück in die Bundesliga. Babbel Engagement endete dann aber im Herbst 2011 ebenfalls unschön.
Der Trainer behauptete, Preetz darüber informiert zu haben, zum Saisonende sein Amt niederlegen zu wollen. Preetz wiederrum erklärte, nie mit Babbel gesprochen zu haben.
Rehhagel scheitert in der Relegation
Am 1. Januar 2012 übernahm Michael Skibbe, sechs Wochen später war Skibbes Zeit wieder vorüber. Otto Rehhagel versuchte zu retten, was zu retten war.
Doch die Mission der Trainerlegende scheiterte in der skandalösen Relegation in Düsseldorf.
"In Berlin war in den letzten Jahren schon der eine oder andere Trainer", sagt Ex-Herthaner Maik Franz zu SPORT1: "Michael Preetz wird gewarnt sein und wissen, dass er sich jetzt keinen Schnellschuss leisten darf. Das mit Dardai wird ganz genau abgesprochen sein im großen Rahmen."
Dass Preetz überhaupt noch im Amt ist, liegt wohl vor allem an der Nibelungentreue von Hertha-Boss Gegenbauer.
Sollte die Hertha allerdings absteigen, wird der Präsident sein Amt niederlegen. Das hat Gegenbauer bereits angekündigt.
In diesem Falle wäre wohl auch die Ära des Michael Preetz in Berlin beendet.