Auf den Rängen verstummten die Gesänge der Werder-Fans von Europa, und in den Katakomben des Stadions beendete Bremens Sportchef Thomas Eichin die Träume vom internationalen Geschäft mit klaren Worten. "Ein paar Minuten haben heute gefehlt, dann hätten wir vielleicht woanders hinschauen können", sagte der 48-Jährige nach dem ärgerlichen 1:1 (1:0) beim 1. FC Köln: "Jetzt müssen wir uns nur darum kümmern, wie groß der Abstand nach unten ist. Und wir müssen höllisch aufpassen."
Bremen tritt auf der Stelle
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Ein später Foulelfmeter von FC-Kapitän Matthias Lehmann (88.) hatte Werder um den Sieg beim Aufsteiger gebracht, bei einem Erfolg wären die Bremer bis auf zwei Punkte an Europa-League-Platz sechs herangerückt. "Aber darüber brauchen wir jetzt nicht reden", sagte Trainer Viktor Skripnik, "wir sind noch nicht so weit. Jeder sieht das."
Starke Bremer Anfangsphase
Denn die 90 Minuten in Köln hatten alles erzählt über seine Mannschaft, die mit nun 34 Punkten im Tabellenmittelfeld bleibt und den Abstiegskampf wohl zumindest im Hinterkopf behalten muss.
Ballsicher, zielstrebig und dominant hatten die Bremer begonnen, die Führung durch Davie Selke (27.) war völlig verdient. In dieser Phase zeigte die Mannschaft all ihre neu gewonnenen Stärken. Im Oktober hatte Skripnik eine schwer angeschlagene Mannschaft von Robin Dutt übernommen, "da waren wir praktisch schon unter der Erde", sagte er rückblickend bei Sky. Der Ukrainer stabilisierte die Mannschaft und brachte Bremen die Spielfreude zurück (SERVICE: Die Statistken des Spiels).
"Mangelnde Cleverness"
Doch in den vergangenen Wochen wurde deutlich, dass die alten Schwächen nicht verschwunden sind. Aus den letzten sechs Pflichtspielen holte Bremen lediglich einen Sieg - und die zweite Halbzeit in Köln zeigte, warum das so ist. Trotz der spielerischen Überlegenheit der Bremer zu Beginn sprachen am Ende fast alle Statistiken für die Gastgeber. Ballbesitz, Zweikämpfe, Passquote - Werder hatte sich den Schneid abkaufen lassen. "Da haben wir keine Entlastung mehr gefunden", sagte Eichin, "der FC hat uns klar dominiert."
Zu allem Überfluss sei es letztlich "mangelnde Cleverness" gewesen, die den Sieg kostete. Der eingewechselte Santiago Garcia erlaubte sich ein Foul im Strafraum an Bard Finne, obwohl der Ball längst außer Reichweite war. Die Träume von Europa, die Skripnik für den Fall eines Sieges vor dem Spiel offiziell erlaubt hatte, platzten in diesem Moment. "Stattdessen stehen wir im Niemandsland", sagte der starke Verteidiger Jannik Vestergaard: "Da wollen wir raus."
Köln schaut nach unten
Für die Kölner bleibt es derweil bei nur zwei Heimsiegen in dieser Saison. "Wir hätten gerne einen größeren Schritt gemacht", sagte Trainer Peter Stöger, "aber wir sind gut zurückgekommen." Mit nun 30 Punkten bleibt die gefährliche Zone bedrohlich nahe. Sechs Zähler trennen den FC von einem direkten Abstiegsplatz (Das Spiel zum Nachhören auf SPORT1.fm).