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Abstiegscheck VfB Stuttgart

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Abstiegscheck VfB Stuttgart

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Schwäbisches Selbstbild in Gefahr

Noch sechs Vereine zittern im Tabellenkeller. SPORT1 beleuchtet die Folgen des Abstiegs für jeden einzelnen. Mit dem VfB Stuttgart ist ein Schwergewicht in Gefahr.
FC Schalke 04 v VfB Stuttgart - Bundesliga
FC Schalke 04 v VfB Stuttgart - Bundesliga
© Getty Images
mhoffmann
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Es gibt ja diese Idee, dass so ein Abstieg auch mal ganz gut täte.

Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende, sagen ihre Anhänger. Kann es für einen Verein nicht auch ein Segen sein? Ein Neuanfang? Ein Schritt zurück, um zwei Schritte voranzukommen?

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Thomas Berthold gehört nicht zu den Anhängern dieser Idee. Eher im Gegenteil.  "Es gibt nichts Positives an einem Abstieg zu gewinnen. Nicht wirtschaftlich, nicht sportlich, nichts", findet der SPORT1-Experte: "Du hast nur Scheiße an der Backe."

Nicht das, was Berthold dem VfB Stuttgart, seinem langjährigen Arbeitgeber, wünschen würde (Schafft der VfB den Klassenerhalt? Spielen Sie den letzten Spieltag im Tabellenrechner durch!).

In den Siebzigern klappte der Neuaufbau

Wobei der VfB eigentlich ein gutes Beispiel dafür ist, wie man sich in der Zweiten Liga wieder aufrappeln kann.

Der bislang letzte Abstieg 1975 zwang die Schwaben zu einer Runderneuerung. Junge Spieler wie Karlheinz Förster, Hansi Müller und Dieter Hoeneß rückten ins Zentrum. Zwei Jahre später war der Wiederaufstieg geschafft. Gleich darauf gelang der Einzug in den UEFA-Cup, 1984 schließlich der Meistertitel.

Berthold zweifelt, dass der VfB noch einmal so furios zurückkommen könnte. Zu groß inzwischen das Gefälle zwischen erster und zweiter Liga, zu unabsehbar die Konsequenzen eines Absturzes: "Wirtschaftlich wäre er für den VfB von allem am härtesten", glaubt er.

"Krise hat mit Selbsteinschätzung zu tun"

38 Jahre spielt Stuttgart mittlerweile ununterbrochen in der Bundesliga. Ein Ende dieser Ära wäre auch ein Schlag für das Selbstverständnis des Klubs.

Der zweite in diesem Jahr, nachdem die Doping-Affäre Klümper auch noch auf die glorreiche Vergangenheit einen Schatten gelegt hat. Wobei: Für Robin Dutt, den Sportdirektor des Klubs, ist das Stuttgarter Selbstverständnis mitschuldig an der Situation.

"Die Krise hat auch mit der Selbsteinschätzung zu tun", sagte er vergangene Woche der Süddeutschen Zeitung. Genauer will er nach dem Ende der Saison werden.

Vorher kann er nur hoffen, dass sein Team am Samstag beim SC Paderborn (Sa., ab 15 Uhr LIVE in unserem Sportradio SPORT1.fm und im LIVETICKER) das Schlimmste verhindert.

SPORT1 beleuchtet die drohenden Folgen eines Abstiegs.

Die Finanzen:

Die wirtschaftlichen Folgen eines Abstiegs träfen den VfB tatsächlich mit am härtesten.

Allein die Einnahmen aus der TV-Inlandsvermarktung würden bei den Stuttgartern von rund 32 auf etwa 11 Millionen Euro sinken. Bei den Sponsoreneinnahmen kann der VfB dafür offenbar auf das schwäbische Pflichtbewusstsein seiner Partner zählen. Viele sollen zugesichert haben, dem Klub in Liga zwei zu vergleichbaren Konditionen treu bleiben.

Generell hat der VfB die schlimmsten Finanzprobleme der vergangenen Jahre gelöst, erhielte daher auch die Zweitliga-Lizenz ohne Auflagen. Seinen Lizenzspieleretat müsste er trotzdem von geschätzten 42 Millionen auf etwa 25 Millionen Euro zusammenstreichen.

Der Kader:

Auslaufende Spielerverträge sind nicht das Problem der Stuttgarter. Bei Karim Haggui können sie noch eine Option ziehen, ansonsten endet nur das Arbeitsverhältnis mit den Leihspielern Moritz Leitner (Dortmund) und Oriol Romeu (Chelsea).

Einen Exodus dürfte es trotzdem geben, das weiß nicht nur Berthold: "Die Leistungsträger könnte man finanziell gar nicht halten."

Martin Harnik, Florian Klein, Antonio Rüdiger, Alexandru Maxim, Vedad Ibisevic, Filip Kostic und Timo Werner wird man in Liga zwei eher nicht sehen.

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Als Säulen für den Neuaufbau sind Christian Gentner, Daniel Didavi und Daniel Ginczek eingeplant – und wie in den Siebzigern aufstrebende Youngster, Timo Baumgartl zum Beispiel.

Die Verantwortlichen:

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Sportdirektor Dutt, erst seit vergangenem Winter im Dienst, müsste sich einen Abstieg nicht anlasten lassen, steht ab der kommenden Saison aber in der Pflicht – so oder so.

Es ist vor allem Präsident Bernd Wahler, der befürchten muss, vom Hof gejagt zu werden. Beim Amtsantritt 2013 visierte er die Champions League an. Das fällt auf ihn zurück, Thema Selbsteinschätzung.

"Dass er im Abstiegsfall noch zu halten wäre, kann ich mir schlecht vorstellen", sagt Berthold.

Die Konstante:

Sportchef Dutt ist zwar in Köln geboren, ist aber nahe Stuttgart aufgewachsen - und weiß, auf welche Werte der Schwabe etwas hält:

"Schaffen, arbeiten, fleißig sein. Oder die Kehrwoche. Das gelbe Schild mit dem roten Besen, das von Wohnungstür zu Wohnungstür wandert, ist Teil meiner Kindheit gewesen", erinnert er sich: "Das gehört zu unserer Kultur. Und natürlich der brutal hohe Anspruch, an uns selbst und an andere."

Um diesem Anspruch wieder gerecht zu werden, stehen anstrengende Kehrarbeiten an. Im Abstiegsfall noch anstrengendere.

Fazit:

Ein Klub mit den Voraussetzungen wie der VfB wird nicht dauerhaft in der Zweitklassigkeit versinken. Aber er müsste sich in der Zweiten Liga neu ordnen. Wie gut das gelänge, hinge davon ab, wie gut Dutt den funktionierenden Kern der Mannschaft zusammenhält. Es könnte sonst wie in den Siebziger zwei Jahre dauern, bis der VfB wieder oben wäre. Oder länger.