Von Clemens Gerlach und Uli Pingel
Über weite Strecken spielte der HSV ohne Elan und Ideen - wie ein Absteiger also. Trainer Bruno Labbadia verteidigte nach dem 1:1 (0:1) im Hinspiel der Relegation gegen den Karlsruher SC trotzdem sein Team, auch das Hamburger Publikum war der Mannschaft - trotz der lange Zeit mauen Vorstellung - weiterhin wohlgesonnen.
"Wir haben uns das 1:1 verdient, die Mannschaft hat eine unglaubliche Willensleistung gezeigt", sagte Labbadia auf SPORT1-Nachfrage. (Mehr zum Spiel und eine Kurz-Zusammenfassung ab 18.30 Uhr bei Bundesliga Aktuell im TV auf SPORT1)
Das Bollwerk der Karlsruher zu brechen, fiel nach der frühen Führung des Gegners unheimlich schwer, ein "Schock", wie Labbadia einräumte.
"Und wir sind nicht der FC Bayern, der gegen eine so engmaschige Mannschaft offen spielen kann. Trotzdem hat die Mannschaft nicht aufgegeben. Wir liegen immer am Boden und stehen immer auf."
"Der mutigste Angreifer"
Es war Ivo Ilicevic zu verdanken, dass die Hanseaten weiterhin auf den Ligaverbleib hoffen können. "Er war heute der mutigste und effizienteste Angreifer", erklärte HSV-Sportdirektor Peter Knäbel.
"Er hat gezeigt, dass er den Unterschied machen kann", sagte Knäbel über den Hamburger Torschützen. Ilicevic erhielt dem HSV die Chance, dem ersten Abstieg der Vereinsgeschichte zu entgehen.
"Noch einmal alles reinhauen"
Dabei weiß der Kroate, dass er am Montag im Rückspiel beim KSC (ab 18.30 Uhr LIVE im Sportradio SPORT1.fm und im LIVETICKER) zum vorerst letzten Mal ein Pflichtspiel für den HSV bestreiten wird.
Der Vertrag des 28-Jährigen läuft aus. "Wir werden noch einmal alles reinhauen für den Verein", verspricht Ilicevic, der in der 73. Spielminute getroffen hatte.
Auch Gojko Kacar hatte sich nicht hängen lassen, obwohl der Serbe schon ausgemustert war. Mit seinen Toren hatte er entscheidend dazu beigetragen, dass der HSV überhaupt die Relegation erreichte. Nun darf Kacar auf eine Weiterbeschäftigung in Hamburg hoffen. (Alle Wettprognosen von Betegy im Überblick)
Für Labbadia ist es keine schöne Erkenntnis, dass die Aussortierten zuweilen mehr Einsatz bringen als die etablierten Kräfte. In seinen Reihen sah er "zu viel Hektik und zu viele Fehlpässe".
Westermann und Kacar werden fehlen
Der Zweitliga-Dritte war das spielerisch bessere Team, der HSV agierte über eine Stunde erschreckend schwach. "Wir hatten brutale Ballverluste", gestand Rechtsverteidiger Heiko Westermann, der wie Kacar seine fünfte Gelbe Karte kassierte und im Rückspiel gesperrt ist.
"Es wird nicht gejammert", befahl Knäbel trotz der Ausfälle. Und Chefcoach Labbadia gab sich betont optimistisch. "Wir können immer ein Tor schießen." Das stimmt. Allerdings ist der oftmals in der Abwehr sehr sorglose HSV aber auch immer für ein Gegentor gut.
Kauczinski lobt sein Team
Gegen Karlsruhe war es bereits nach vier Minuten soweit. Offenbar hatte die HSV-Defensive, allen voran Johan Djourou, nicht mitbekommen, dass der KSC in Rouwen Hennings den Torschützenkönig der Zweiten Liga stellt.
KSC-Trainer Markus Kauczinski lobt anschließend sein Team für "eine gute Leistung".
Peitz teilt aus
Klare Worte fand Karlsruhes Dominic Peitz. Auf den teuren HSV-Kader gemünzt sagte er: "Wenn 50 Millionen nicht mehr einfällt, können wir stolz sein." Auch wenn der Mittelfeldabräumer selbst am Montag wegen seiner zehnten Gelben Karte fehlen wird - angst und bange ist vor dem Rückspiel beim KSC niemandem.
"Der Wildpark wird brennen", prophezeit Kapitän und Torwart Dirk Orlishausen, "und wir müssen kein Tor machen, um aufzusteigen." In der Tat reicht dem KSC bereits ein 0:0 zum Sprung ins Oberhaus.
Der HSV weiß aus eigener Erfahrung, wie gefährlich die Konstellation ist. Vergangene Saison setzten sich die Norddeutschen gegen Greuther Fürth wegen eines Auswärtstreffers (0:0/1:1) in der Relegation durch.