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Führungskrise bei Schalke: Heldt will weg, Heidel darf nicht kommen

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Führungskrise bei Schalke: Heldt will weg, Heidel darf nicht kommen

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Jetzt hat Tönnies den Salat

Aufsichtsratschef Clemens Tönnies hat Schalke durch seinen Alleingang einen Bärendienst beschert. Heldt steht vor dem Abgang, Heidel kommt vorerst nicht.
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© Imago

Die Absage ist freundlich, aber bestimmt. Nein, Clemens Tönnies möchte sich momentan nicht erklären, teilt die Pressestelle des FC Schalke 04 mit. Auch auf eine persönliche Gesprächsanfrage von SPORT1 per SMS an den Aufsichtsratsvorsitzenden folgt nur die Bitte, sein momentanes öffentliches Schweigen zu akzeptieren.

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Das ist ja auch verständlich. Was soll er auch sagen?

Wie soll er sinnvoll erklären, in welche Lage er seinen Klub da hineinmanövriert hat? Mal wieder, wie es der Vollständigkeit halber leider heißen muss.

Kaum läuft es sportlich wieder beim Tabellendritten, kaum ist der Ärger um die öffentliche Demontage Kevin-Prince Boatengs und der anschließenden Häufung von Transferpossen um den Mittelfeldspieler verstummt, droht Schalke nun kurzfristig ohne Sportvorstand da zustehen.

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Alleingang von Tönnies

Am Mittwoch vergangener Woche sickerte durch, dass Tönnies Mainz-Manager Christian Heidel einen unterschriftsreifen Vertrag vorgelegt habe. Das Problem dabei: Der Vorsitzende scheint weder seinen aktuellen Klub-Manager Horst Heldt noch die eigenen Kollegen im Aufsichtsrat darüber informiert zu haben. So berichtet es etwa die bei Schalke gewohnt gut informierteWAZ.

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Im Schalker Umfeld ist von einem "Alleingang" des Fleisch-Moguls aus Rheda-Wiedenbrück die Rede. Einige Räte sollen sich mächtig vor den Kopf gestoßen gefühlt haben, als die Info durchsickerte. Mal wieder, wie es der Vollständigkeit halber leider heißen muss.

Horst Heldt, dessen Vertrag im Juli 2016 ausläuft, reagierte schnell und souverän. Er wartete das Ende des Spiels gegen Hertha BSC ab - die Mannschaft tat ihm den Gefallen und fuhr einen hochemotionalen 2:1-Sieg in letzter Sekunde ein - und ließ dann lächelnd durchblicken, dass er den Verein verlassen werde.

"Ich bin aufrecht hier reingekommen und werde auch aufrecht wieder rausgehen", sagte er. Angeblich bot er den Bossen am Abend schon seinen sofortigen Rücktritt an.

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Heldt hat sich Handlungshoheit zurückgeholt

Am Sonntag wurde Heldt noch konkreter und holte sich endgültig die Deutungs- und Handlungshoheit. "Ich habe für mich eine Entscheidung getroffen", sagte er im Volkswagen Doppelpass auf SPORT1.

Dass sich der Klub mit der Zukunft beschäftige und dabei Gespräche mit anderen potentiellen Geschäftsführern führe, bezeichnete Heldt als "absolut legitim". Aber: "Die Art und Weise ist das Entscheidende und hat zu einem Denkprozess bei mir geführt."

Es ist nicht klar, ob Tönnies den Ur-Mainzer Heidel ursprünglich erst für Juli 2016 ins Ruhrgebiet locken oder ob er Heldt bereits in der Winterpause ablösen wollte. Natürlich besteht auch jetzt noch die Option, dass Heldt seinen Vertrag erfüllt. Doch seine Reaktion vom Wochenende lässt eher darauf schließen, dass Schalke jeden Tag einen neuen Sportvorstand brauchen könnte.

Mainz lässt Heidel nicht sofort ziehen

Doch da spielen die Mainzer nicht mit. "Es war Einigkeit zwischen uns und Christian Heidel, dass ein kurzfristiger Weggang nicht infrage kommt und auch gar nicht stemmbar ist für diesen Verein", sagte Mainz' Präsident Harald Strutz nach der Vorstandssitzung am Montagabend.

"Man muss sehen, wie sich die nächsten Monate entwickeln und dann werden wir weitersehen. Mehr ist heute nicht zu sagen." Heißt: Vor dem Saisonende kann Schalke Heidel nicht haben.

Heidel selbst erklärte:

"Es ist erst dann ein Thema, wenn in Mainz alles geregelt ist." Und sein Vertrag läuft noch bis 2017.

Nun ist es sicherlich so, dass es bis zur letzten Woche schon große Phantasie bedurfte, sich Mainz 05 ohne Heidel und Heidel woanders als beim FSV vorzustellen. Der 52-Jährige ist seit 23 Jahren Manager der Rheinhessen, er arbeitete bis 2005 sogar ehrenamtlich und ließ sich erst festanstellen, als die DFL die Mainzer dazu zwang.

Zu sagen, Heidel hätte den FSV Mainz 05, so wie wir ihn heute kennen, erfunden, ist sicher nicht übertrieben. Er wird fehlen in Mainz. Aber durch die gemeinsame Entscheidung am Montag gibt der Manager den Verantwortlichen seines Herzensklubs genügend Zeit, einen Nachfolger zu finden.

Tönnies dagegen hat nun den Salat.

Peters für den Übergang?

Zwar könnte Finanzvorstand Peter Peters für die Übergangszeit auch die administrativen Aufgaben Heldts übernehmen – wie er es bereits 2009 nach der Entlassung von Andreas Müller getan hat. Doch mit Ruhm bekleckerte er sich damals nicht. Er hielt lange an Trainer Fred Rutten fest, Schalke wurde nur Achter.

Außerdem möchte Schalke im Winter Trainer Andre Breitenreiter ein paar neue Spieler spendieren, um den Kader auch in der Breite etwas stärker zu machen. Sicherlich könnten die im Sommer installierte Sport-Beiräte Huub Stevens, Ebbe Sand und Mike Büskens die Kaderplanung vorantreiben. Doch ob ehrenamtliche Berater diese wirklich verantworten sollten?

Diese Fragen klären muss nun Tönnies, er hat sie dem Klub schließlich eingebrockt.

Tönnies sprach über Flüchtlinge

Und immerhin: ganz aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat er sich aber nicht. Das sollte der Vollständigkeit halber erwähnt werden. In der Welt am Sonntag erschien zuletzt ein ganzseitiges Interview mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden.

Darin sprach er ausführlich über seine sechswöchige Afrika-Tour in einem für das Militär entwickeltem LKW  ("Ich wollte vor allem runterkommen nach vielen Jahren der maximalen Belastung"), über Johnny-Cash-Lieder-Singen am Lagerfeuer, eine überstandene Krebserkrankung und über Flüchtlinge.

Über die Demontage eigener Führungskräfte sprach er nicht. Das ist ja auch schwer zu erklären.