Die Reaktionen fielen heftig aus. Sowohl auf als auch neben dem Platz. Nur Schiedsrichter Bastian Dankert reagierte überhaupt nicht - und begünstigte so eines der klarsten Handtore der Bundesliga-Geschichte.
Skandal-Tor: Schiri räumt Fehler ein
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Dank des volleyballartigen Treffers von Leon Andreasen sicherte sich Hannover 96 einen äußerst glücklichen 1:0-Auswärtssieg beim 1. FC Köln. Der Däne selbst blieb jedoch weitestgehend von Kölner Anfeindungen verschont, vielmehr richtete sich der Frust der Gastgeber gegen das Schiedsrichtergespann.
Schmadtke wettert gegen Schiedsrichter
Andreasen hatte den Ball beim Siegtor aus drei Metern gut sichtbar mit dem rechten Arm ins Tor befördert. Die Kölner um Keeper Timo Horn protestierten heftig, selbst der Torschütze jubelte zunächst nur verhalten. Doch die Pfeife von Dankert blieb stumm.
"Es ist - schönen Gruß an den DFB - ärgerlich, dass wir Handball-Schiedsrichter hier hatten und das Spiel mit einem Kempa-Trick entschieden wird", sagte Kölns Geschäftsführer Jörg Schmadtke.
Er ergänzte: "Ich weiß, wie schwer der Job des Schiedsrichters ist. Aber wenn über 48.000 Menschen diese Dinge sehen, erwarte ich auch von den vier Herrschaften, die sogar Geld dafür bekommen, dass sie das auch sehen müssen."
Dankert gibt Fehler zu
Doch Dankert und seine Assistenten hatten das Handspiel im Gegensatz zu den meisten der 48.700 Zuschauer nicht gesehen und gaben den letztlich entscheidenden Treffer.
Immerhin gab Dankert später seine Fehleinschätzung zu: "Nach Studium der Bilder kann man nur sagen, dass so ein Fehler auf diesem Niveau nicht passieren darf. Leider haben weder der Assistent noch ich das Handspiel gesehen."
Andreasen: "Blödes Gefühl"
Auch Andreasen zeigte sich nach Ansicht der TV-Bilder zwar reumütig, wollte sich aber auch nicht entschuldigen.
"Das ist ein klares Handspiel. Ich habe gespürt, dass mich etwas am Arm trifft, aber es ging alles sehr schnell. Das ist jetzt ein blödes Gefühl, ich bin normal ein fairer Spieler", sagte der Däne bei Sky: "Fehler passieren halt, und heute hat der Schiri das nicht gesehen. Ich weiß nicht, warum ich mich jetzt hier entschuldigen muss."
Frontzeck reagiert genervt
Nach dem 1:0 eilte Andreasen zu seinem Trainer Michael Frontzeck und flüsterte ihm dabei aufgeregt ins Ohr. Statt ihn aber zu Referee Bastian Dankert zu schicken, gab es für Andreasen ein Schulterklopfen.
"Wir haben über taktische Sachen gesprochen, nicht über das Handspiel", meinte Frontzeck danach und sprach von einem "glücklichen Sieg".
Ohnehin wollte er den Dreier nicht nur auf diese eine Szene reduzieren - weshalb sich der 96-Coach in der Pressekonferenz ein hitziges Wortgefecht mit einem Journalisten lieferte. Bezogen auf das Handtor von Argentiniens Diego Maradona im Viertelfinale der WM 1986 meinte er: "Fliegen wir jetzt auch nach Buenos Aires und sprechen mit dem Diego über Fairplay? Da fliege ich gerne mit."
Stöger zeigt Verständnis
Verständnis für Andreasen zeigte Peter Stöger. Kölns Coach zog den Dänen in den Katakomben der Arena aus einem Interview heraus, um gut 20 Sekunden mit ihm zu sprechen. Der Inhalt? "Das bleibt unter uns", sagte Andreasen.
Die Unparteiischen wollte Stöger derweil nicht aus der Verantwortung nehmen: "Er (Andreasen, Anm. d. Red.) braucht sich für nichts zu entschuldigen, ich schätze ihn als fairen Sportsmann. Wir haben drei Schiedsrichter und zudem noch einen vierten Mann draußen. Wenn es dann die Spieler regeln sollen, dann brauchen wir die Schiedsrichter nicht."
Ohnehin suchte der Österreicher die Schuld für die Niederlage nicht allein beim Handspiel-Tor. Wir haben Engagement gezeigt und hatten Möglichkeiten", meinte der 49-Jährige, "leider haben wir nicht immer die richtigen Entscheidungen getroffen, und der Torhüter hat auch einige Male ausgezeichnet reagiert."