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Das Ende der Ärmel-Zentralvermarktung - Hoffmanns Erzählungen

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Das Ende der Ärmel-Zentralvermarktung - Hoffmanns Erzählungen

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Ärmelgeddon

Der Ärmel ist ein nicht zu unterschätzender Debatten-Stoff - auch im Fußball. Das Ende seiner Zentralvermarktung wird Folgen haben. Hoffmanns Erzählungen.
Hat Ärmel: Oliver Kahn
Hat Ärmel: Oliver Kahn
© Imago
mhoffmann
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Strategisch war es wahrscheinlich klug vom Londoner Supermodel Alexa Chung, ihre Ärmel bei der Hearst Magazine Magfront 2015 Party im Hearst Tower von New York City zur Schau zu stellen - und nicht, sagen wir, in einem Fußballstadion.

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Im Hearst Tower nämlich: großes Hallo. Hat diese Alexa Chung mal wieder einen Trend gesetzt.

XXL-Ärmel, ultralang: So sah man dann auch auf der Mailänder Fashion Week zahlreiche Nachahmerinnen. So viele, dass sich das Fachportal Bunte.de zur programmatischen Überschrift "Tschüss, Hände" veranlasst sah.

Bemerkenswert, wie unterschiedlich in diesem Fall die Kulturen sind. In einem Fußballstadion, wie gesagt: Da kriegt man von Traditions-Fans regelmäßig Schelte, wenn man zu lange Ärmel trägt, auch und gerade in der kalten Jahreszeit.

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Martin Hoffmann

Man denkt in diesem Zusammenhang vor allem an Weichheits-Vorwürfe, aber es steckt mehr dahinter: Der Ärmel liefert seit Jahrhunderten Stoff für brisante Debatten.

Den ermel beziehungsweise armilo (Armring, Armfessel) kannten schon unsere mittel- und althochdeutsch sprechenden Vorfahren, was sich modisch daraus entwickelte, hat stets zwiespältige Gefühle ausgelöst.

Zwar respektiert der Volksmund gewitzte Typen, die in der Lage sind, mal eben was aus dem Ärmel zu schütteln, der Ärmel an sich ist ihm jedoch auch bis zu einem gewissen Grad suspekt geblieben.

"Das ist einer mit Ärmeln", sagt man laut Wörterbuch der Idiome noch heute zu einem "geriebenen, abgefeimten Schlauberger", Menschen die "etwas hinter dem Ärmel haben" gelten als hinterlistig.

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Ausgangspunkt all dieser Redensarten, der positiven wie der negativen, ist die Ärmelmode von einst, in denen zwischen Arm und Armkleid viel Raum war, um allerlei Dinge darin zu verstecken - positive wie negative.

Als unbedenklicher Typ gilt nicht umsonst einzig derjenige, der auch mal die Ärmel hochkrempelt.

Vor diesem Hintergrund kein Zufall, dass der Ärmel diese Woche auch bei den Fußballmachern ein großes Thema war.

Wurde in den Diskussionen um die Zentralvermarktung aus dem Ärmel geschüttelt: der Ärmel
Wurde in den Diskussionen um die Zentralvermarktung aus dem Ärmel geschüttelt: der Ärmel

TV-Gelder, Zentralvermarktung, 50+1, Werksklubs, Verteilerschlüssel: Es gab ja viele gewichtige Diskussionsthemen - und viel Anlass für die Diskutanten, sich zu beklagen, dass der jeweils andere einer mit Ärmeln und/oder was dahinter wäre.

Viel Streit, viel Zoff, wenig Einigungspotenzial – fast logisch, was da zur Beruhigung der Gemüter aus dem Ärmel geschüttelt wurde: Ärmel.

Kein Einheitssponsor dort mehr ab 2017, der Vertrag mit dem bisherigen Premium-Ärmel-Partner läuft dann aus. Jeder Klub kann ab da individuell vermarkten, eine Idee auf die wahrscheinlich selbst Ärmel-Ikone Alexa Chung noch nicht gekommen ist.

Die Folgen könnten weitreichend sein: Für das historisch begründete Longsleeve-Misstrauen könnte in der schönen, neuen Ärmelwelt kein Platz mehr sein.

Je mehr Stoff am Arm, desto größer die Werbefläche: Die Logik ist klar, die mittelfristigen Folgen wohl auch. Es dürfte dem kurzen Ärmel an den Kragen gehen.

Und es wird wohl nicht helfen, wenn der Traditionsfan jetzt "Leck mich am Ärmel" ruft.