Mit Stefan Effenberg fing er an, der Exodus der Superstars aus Wolfsburg.
Wolfsburger Tradition: Exodus der Stars
© SPORT1-Montage: Paul Hänel /Getty Images
"Ich will hier etwas aufbauen, glauben Sie mir", beschwor der einstige Kapitän der Champions-League-Siegermannschaft des FC Bayern München von 2001 bei seiner Präsentation im Sommer 2002 eine knappe Hundertschaft von zweifelnden Journalisten. Ein knappes Jahr später war der kapriziöse Exzentriker schon wieder Fußball-Geschichte am Mittelland-Kanal.
Auch Kevin De Bruyne blieb nur eineinhalb Jahre, ehe er zu Manchester City weiterzog - Wolfsburg wurde der Abgang immerhin mit der Rekordablösesumme von 74 Millionen Euro versüßt.
Julian Draxler, der die Niedersachsen nun nach nur einer Saison verlassen will, hat also prominente Vorbilder. Viel Geld, wenig Flair - am provinziellen Image der Volkswagenstadt hat sich auch nach dem Meistertitel 2009 und dem Pokalsieg 2015 wenig geändert.
Hohe Gehälter in Wolfsburg
Die Top-Kicker der Branche streichen gern die fetten Gagen des VW-Klubs ein und warten, unabhängig von der jeweiligen Vertragsdauer, auf den Anruf eines wirklich prominenten Klubs.
Und so darf man gespannt sein, ob die Führungsetage diesmal im Falle des 22 Jahre alten Nationalspielers wirklich unnachgiebig bleibt. Die klare Botschaft steht - eigentlich. "Der VfL Wolfsburg wird Julian Draxler in der aktuellen Transferperiode nicht transferieren". Eine Aussage, die praktisch keinen Spielraum lässt.
"Es wird jetzt darauf ankommen, wie schnell Julian mit seinen Gedanken wieder beim VfL ist. Ich hoffe, dass er zu seiner Leistung findet, weil er dann für uns sicherlich ein sehr wichtiger Stabilisator und Faktor ist", sagte VfL-Coach Dieter Hecking zu Sky.
Es wäre ein Wendepunkt bei den Wölfen, denn die Liste prominenter Kurzzeitfußballer in Wolfsburg ist lang. Die Brasilianer Marcelinho, Grafite, Diego und Naldo blieben ebenso wenig länger beim VfL wie Edin Dzeko, Mario Mandzukic, Thomas Hitzlsperger, Ivica Olic und Hasan Salihamidzic.
Schürrle verabschiedet sich
Erst kürzlich verabschiedete sich Weltmeister Andre Schürrle nach Dortmund. Und weitere Kandidaten wie Ricardo Rodriguez (würde gerne nach Spanien) und Luiz Gustavo sind aktuell auf dem Sprung.
Beide werden übrigens wie auch Draxler von Roger Wittmanns Berateragentur Rogon vertreten. Hektische Tage also für VfL-Manager Klaus Allofs.
Der Meister der überbordenden Fluktuation war einst Trainer Felix Magath, mit dem die Wolfsburger ihre einzige deutsche Meisterschaft (2009) einfuhren. Der Coach kaufte und verkaufte in einer Geschwindigkeit, die so manchen Fan fast überforderte.
"Es muss immer Bewegung im Kader sein. Das ergibt Reibungen, die leistungsfördernd sind", lautete die stereotype Begründung des Fußballlehrers.
Allofs tritt aufs Bremspedal
Allofs ist indes bemüht, die Fahrt des Transferkarussells zumindest zu bremsen. So soll der Vertrag mit Schlussmann Diego Benaglio, der schon in der Meistersaison das VfL-Tor hütete, vorzeitig verlängert werden.
Der Schweizer ist nahezu die einzige personelle Konstante bei den Spielen in der Volkswagen-Arena, ist bereits seit 2008 in Wolfsburg. Marcel Schäfer hält Wolfsburg sogar schon ein Jahr länger die Treue.
Eigentlich aber darf sich Allofs über die mangelnde Vertragstreue seiner anderen Spieler überhaupt nicht beschweren. Denn seinen Job in Wolfsburg macht er seit November 2012. Sein damals gültiger Vertrag mit Werder Bremen wäre erst vor fünf Wochen ausgelaufen.