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Roger Schmidt gegen Julian Nagelsmann: Gründe für den Ausraster

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Roger Schmidt gegen Julian Nagelsmann: Gründe für den Ausraster

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Das steckt hinter Schmidts Attacke

Roger Schmidt muss erneut auf die Tribüne, weil er in Julian Nagelsmann einen Kollegen attackiert. Zufall? Fakt ist: Der TSG-Coach stellt Schmidt derzeit in den Schatten.
Roger Schmidt gegen TSG Hoffenheim mit Schiri
Roger Schmidt gegen TSG Hoffenheim mit Schiri
© Imago
von Marcel Bohnensteffen

Im Grunde war Julian Nagelsmann vorgewarnt. Hoffenheims Trainernovize hätte erahnen können, was ihm blüht, wenn er die Emotionen seines Kollegen Roger Schmidt wecken würde.

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Beim letzten Mal, als Schmidt auf einen gegnerischen Coach losging, stand ein gewisser Diego Simeone vor ihm. Vergangenes Jahr in der Champions League.

Auge in Auge mit Diego Simeone 

Der Heißsporn von Atletico Madrid und sein ähnlich temperamentvoller Assistent German Burgos forderten im Minutentakt Gelbe Karten für Spieler von Bayer Leverkusen. Irgendwann wurde es Schmidt zu bunt. 

Er türmte sich vor Simeone und Burgos auf und fauchte ihnen ein paar Nettigkeiten zu. "Das lasse ich mir nicht gefallen", schäumte er später.

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Nun also war es Nagelsmann, den Schmidts Emotionen trafen. SPORT1 nennt mögliche Gründe für seinen Ausraster.

1. Probleme mit Druck

Gemessen an den eigenen Ambitionen hat Bayer einen verheerenden Saisonstart hingelegt. In der Liga stehen nach acht Partien nur zehn Punkte zu Buche. In der Champions League droht nach drei Remis zum Auftakt das vorzeitige Aus.

Eine sportliche Bilanz, die Schmidt zu verantworten hat. Der Coach reagiert zunehmend dünnhäutig, je mehr Kritik auf ihn einprasselt.

Heribert Bruchhagen, früherer Vorstandsvorsitzende von Eintracht Frankfurt, hat im Volkswagen Doppelpass eine "große Anspannung" bei Schmidt ausgemacht. "Wenn sie wieder gewinnen, hat er die nötige Souveränität", sagte Bruchhagen.

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Heißt umgekehrt aber auch: Schmidt ist nur dann souverän, wenn die Ergebnisse stimmen.

SPORT1-Experte Marcel Reif befand: "In Leverkusen sind alle gereizt. Sie sind wieder im Mittelfeld angelangt, da ist ganz viel Frust dabei."

2. Schmidt überschreitet Grenzen

Es ist nicht das erste Mal, dass Schmidt an der Seitenlinie über die Stränge schlägt. In der vergangenen Saison provozierte er einen Eklat, als er einen Innenraumverweis von Referee Felix Zwayer ignorierte

Ein Verhalten, das Schmidt nicht nur eine saftige Sperre einbrockte. Er beschädigte auch selbst seinen Ruf als Sportsmann.

Diesmal legte sich Schmidt nicht mit dem Schiedsrichter an, sondern mit einem Trainerkollegen.  

Mit Blick auf Schmidts Beschimpfung gegen Nagelsmann sagte SPORT1-Experte Reif: "Er coacht auf Bewährung, das muss er wissen. Es gibt Grenzen und das war nicht hochdeutsch." 

3. Neid auf Revoluzzer Nagelsmann?

Stimmen, die es gut meinen mit Schmidt, schieben seinen Ausraster auf den Eifer des Gefechts. Der exakte Wortlaut seines Wutausbruchs lässt Zweifel aufkommen an dieser Theorie.

Denn inmitten des Getöses ("Setzt dich mal auf'n Arsch. Was bist du denn für'n Spinner? Halt doch einfach die Schnauze.") ließ er einen vielsagenden Satz in Richtung Nagelsmann fallen: "Glaubst du, du hast den Fußball erfunden?"

Eine Frage, die zu viel Tiefgründigkeit besitzt, um nur aus der Emotion heraus gestellt zu werden. Es drängt sich der Verdacht auf, dass es bei Schmidts verbalem Vorpreschen auch um Grundsätzliches im Verhältnis der beiden Trainer ging. Wenn man so will um ein Duell zweier Platzhirsche.

Wollte Schmidt seinem jüngeren, aufstrebenden Trainerkollegen womöglich die Grenzen aufzeigen?

Schmidts Streben nach Perfektion

Bei RB Salzburg versuchte Schmidt einst den Offensivfußball der Zukunft zu prägen. 

"Ich habe mir irgendwann die Frage gestellt: Wie viele Spieler brauche ich vorne, um mit einer hohen Wahrscheinlichkeit den Ball zu erobern? Erst dann schaue ich, wie ich das hinten mit dem Rest geregelt bekomme", verriet er einmal in einem Interview mit dem Magazin 11freunde

Seitdem Schmidt in Deutschland Trainer ist, strebt er nach Vollendung des perfekten Spiels auf höchstem Niveau. "Ich möchte nicht abhängig sein, sondern mein Schicksal selbst in die Hand nehmen. Wenn wir gegen die Bayern spielen, möchte ich […] aus diesen 90 Minuten zumindest teilweise das Spiel Bayer Leverkusens machen", sagte er der Zeit.

Im Oktober 2016 aber ist Bayer Leverkusen als Bundesliga-Elfter weit entfernt von Topniveau, Tabellenspitze und Bayern München. Und einen neuen Spielstil prägen andere als Schmidt. 

Zum Beispiel Julian Nagelsmann. Der Trainer-Emporkömmling in Hoffenheim hat aus einem Fast-Absteiger einen Anwärter auf das internationale Geschäft gemacht.  Nagelsmann hat ein funktionierendes Kollektiv geschaffen, in dem alle Teile funktionieren - Offensive und Defensive. 

Rechnet man die Partien des neuen Coaches saisonübergreifend zusammen, dann ist Hoffenheim das drittbeste Team der Liga. In 22 Spielen unter Nagelsmann hat die TSG 39 Punkte gesammelt. Nach dem Spiel am Samstag einen mehr als Leverkusen.

Vielleicht war sich Roger Schmidt auch dessen bewusst, als er im Angesicht der Niederlage auf seinen Kollegen zustürmte.