Christian Heidel brauchte fast eine Stunde im Zimmer des Mannschaftsarztes, um sich zu sammeln.
Heidel und Weinzierl in Erklärungsnot
"Aber er musste nicht tätig werden, das war das einzig Positive", sagte der Sportvorstand von Schalke 04 mit Galgenhumor. Ansonsten wusste Heidel nichts Positives über das enttäuschende 0:1 (0:1) gegen Eintracht Frankfurt zu sagen.
Nach sieben Monaten unter der neuen Führung mit Heidel und dessen Wunschtrainer Markus Weinzierl steht der Europapokal-Stammgast so schlecht da wie seit über 20 Jahren nicht mehr - und spürt erstmals den Unmut der zuvor ungewöhnlich geduldigen Fans.
Gellende Pfiffe schallten den Spielern nach der erneut miserablen Vorstellung entgegen, nach nur vier Punkten aus den letzten sechs Bundesligaspielen und vier Partien in Folge mit erschreckend schwachen Leistungen ist die Schonfrist für die Neuen abgelaufen.
Heidel: "Das macht nachdenklich"
Heidel weiß das: "Wir haben das Spiel gegen Frankfurt auf eine Art und Weise vergeigt, die nachdenklich macht", befand er.
Ausreden wollte der Manager nicht suchen, trotz des umstrittenen Zustandekommens von Alexander Meiers Siegtor: "Nebengeräusche von Platz bis zum Foul interessieren mich überhaupt nicht. Uns haben fußballerische Lösungen gefehlt."
An fehlender Qualität der Mannschaft - was auf Heidel und seine insgesamt 40 Millionen Euro teuren Neueinkäufe zurückfallen würde - mochte er das Problem jedoch nicht festmachen: "Jeder kann wesentlich besser Fußball spielen."
Kovac springt Weinzierl zur Seite
Die Folge: eine historisch schwache Bilanz. Neun Niederlagen in den ersten 18 Spielen hatte es zuletzt 1993/94 gegeben, als die Gelsenkirchener am Ende nur um einen Punkt den Abstieg vermieden.
Das Ziel Europapokal schreibt Heidel nun auch faktisch ab: "Wir wollen uns nicht lächerlich machen." Auch Weinzierl wollte sich keine Gedanken mehr machen, "was am letzten Spieltag ist".
Der 42-Jährige spürt, dass es - anders als beim total verpatzten Saisonstart - diesmal auch für ihn ungemütlich wird. Auch Heidels Feststellung, dass die Mannschaft besser spielen könne, lenkte den Blick unwillkürlich darauf, warum Weinzierl nicht gelingen mag, sie dazu zu bringen.
Als der Coach Fragen zu seiner Aufstellung und seinen Wechseln beantworten musste, sprang ihm Frankfurts Trainer Niko Kovac zur Seite. "Es ist leicht, nach der Schlacht der General zu sein", merkte der Kroate an, "nach dem Spiel weiß jeder alles besser."
Aber auch der wohlmeinende Kovac musste gestehen, dass Weinzierl diesmal vom Schlachtenglück verlassen war: "Ich kann mich nicht an viele Schalker Chancen erinnern", sagte er.