Die Fans sangen bereits von der Meisterschaft, aber Borussia Dortmunds Coach Peter Bosz stellte seiner Mannschaft kein gutes Zeugnis aus.
Wer solche Spiele gewinnt, wird Meister
"Ich bin kein Sänger, ich bin Trainer. Und das war das schlechteste Spiel, seitdem ich hier bin", sagte der Niederländer unumwunden trotz des 2:1 (2:1) beim FC Augsburg. Aufgebracht war Bosz aber keineswegs, denn er wusste auch: "Normalerweise verlierst du solche Spiele."
Torwart Roman Bürki räumte ebenfalls ein, dass sich sein Team nach dem schweren Spiel am Dienstag in der Champions League gegen Real Madrid (1:3) zum Sieg quälen musste. "Wir mussten alles reinwerfen. In der zweiten Halbzeit hat man gesehen, dass wir unter der Woche gegen den Champions-League-Sieger gespielt haben. Das hat uns auch sehr viel Kraft gekostet", sagte der Schweizer bei SPORT1.
Der BVB aber war erfolgreich, geht als Tabellenführer in die Ligapause bis Mitte Oktober und fühlte sich deshalb mit Blick auf das Titelrennen ziemlich gut gerüstet. Man könnte auch sagen: Wer solche Spiele gewinnt, der wird Meister.
Landläufig kannte man das bisher als Bayern-Dusel. Diesmal war es eher ein bisschen BVB-Dusel.
"Wir hoffen, Erster zu sein"
"Letzte Saison haben wir solche Spiele nie gewonnen", sagte Kapitän Sokratis. Heißt, Dortmund könnte, Dortmund will dem derzeit nach Stabilität suchenden FC Bayern diesmal ernsthaft die Stirn bieten. "Wir hoffen, nach jedem Spieltag Erster zu sein", ergänzte Sokratis.
Selbst wenn es keine große Kampfansage an den Rekordmeister war, es zeugt vom gewachsenen Glauben an die eigene Stärke. Nach sechs zumeist überzeugenden Siegen in sieben Ligaspielen ist falsche Bescheidenheit auch nicht nötig. "Wir sind im Moment sehr gut aufgestellt", unterstrich Gonzalo Castro: "Aber das heißt noch lange nix."
Trainer Bosz sah das ganz ähnlich, und sich an den Münchnern zu orientieren, hält der 53-Jährige ohnehin für Zeitverschwendung. "Ich gucke nicht jeden Tag auf die Tabelle, das bringt uns keine Punkte", sagte er. Bosz konzentriert sich auf die Problemfelder seines Teams, da sah er bei den mutigen Augsburgern genügend kritische Ansätze.
Rückendeckung für Aubameyang
Den Auftritt von Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang etwa, der im ersten Abschnitt nach einem Alleingang leichtfertig vergab und nach dem Wechsel den Ball bei einem Foulfmeter mit einem arroganten Lupfer in die Arme von FCA-Keeper Marwin Hitz bugsierte.
"Auba macht vielleicht zwei solche Spiele pro Jahr", sagte Bosz milde, der trotz einiger Fehlversuche an Aubameyang als Elfmeterschütze festhalten wird. "Auba hat uns schon so oft den Arsch gerettet", meinte auch Castro.
BVB fahrig in der Defensive
Länger dürfte Bosz beschäftigen, dass sein Team wie bei der Schlappe gegen Real eine fahrige Leistung in der Defensive ablieferte, dass trotz - wie er fand - ausreichender Regeneration am Ende von vier englischen Wochen die Frische fehlte. Der Coach hatte daher seine Zweifel, "dass wir das durchziehen können. Wir haben Glück gehabt".
Letztlich reichten aber das Absatztor von Andrey Yarmolenko (4.) und der geniale Lupfer von Shinji Kagawa (23.), weil den Schwaben nur der Treffer von Caiuby (11.) gelang. Sportdirektor Michael Zorc lobte, dass der BVB in einer Phase, als spielerisch nichts mehr zusammenlief, zumindest leidenschaftlich um das Ergebnis kämpfte. "Die Mannschaft hat sich fast festgekrallt an den drei Punkten", urteilte er.
Augsburg hätte nach einem couragierten Auftritt wenigstens einen dieser drei Zähler gerne genommen, "deshalb ärgern wir uns richtig", sagte Trainer Manuel Baum.