Bislang gab es in der Bundesliga ja ziemlich viel Kritik am Videobeweis. Womöglich hat der 7. Spieltag einige Skeptiker zum Umdenken bewogen.
Die Sternstunde des Videobeweises
Gleich mehrfach bewahrten die Video-Assistenten die Schiedsrichter vor Fehlentscheidungen. Vier Stadien, vier knifflige Szenen und immer traf der Mann am Monitor die richtige Entscheidung.
SPORT1 analysiert die Sternstunde des Videobeweises.
- Augsburg gegen Dortmund
78. Minute, Spielstand 1:2. Referee Marco Fritz kommt aus der Video-Area und deutet auf den Punkt: Elfer für den BVB.
Zunächst herrscht totale Konfusion. Die Situation, um die es geht, ist schon mehr als eine halbe Minute her. Eigentlich will Augsburg gerade einen Eckball ausführen. Video-Schiri Jochen Drees hat etwas dagegen.
Er sieht, was 30.000 Zuschauer im Stadion inklusive Schiedsrichter nicht gesehen haben: Ja-Cheol Koo hat Lukasz Piszczek nach einem vorherigen Dortmunder Freistoß im Strafraum zu Boden gerissen. Auf seine Intervention hin gibt Fritz nachträglich Elfer.
Augsburgs Daniel Baier ist sich zunächst nicht sicher für wen, wie er bei SPORT1 erklärt: "Am Anfang habe ich die Jungs gefragt: 'Ist das jetzt für uns oder für Dortmund?" Später räumt der FCA-Kapitän ein: "Wenn es ein hundertprozentiger war, dann soll das auch gepfiffen werden. Natürlich ist das ungewohnt und dauert auch seine Zeit, aber es macht den Sport ein bisschen gerechter."
Dass Schütze Pierre-Aubameyang kläglich vergibt, tut in dieser Szene nichts zur Sache.
Urteil: Elfer zu Recht nachträglich verhängt
- Gladbach gegen Hannover
94. Minute, Spielstand 1:1. Die letzte Aktion des Spiels und Schiedsrichter Christian Dingert gibt Strafstoß für Gladbach.
Vincenzo Grifo wird von Salif Sane abgegrätscht. Die Hannoveraner reklamieren Schwalbe. Dingert steht in Kontakt mit Video-Assistent Wolfgang Stark, sieht sich die Szene in der Video-Review auch noch mal selbst auf dem Monitor an.
Nach längerer Unterbrechung wird die Entscheidung bestätigt. Thorgan Hazard verwandelt den Elfer, Gladbach siegt in letzter Minute. Sauer ist Hannovers Coach Andre Breitenreiter trotzdem nicht. "Fußball soll gerecht sein", sagt er. Ein fairer Verlierer.
Urteil: Elfer zu Recht bestätigt
- Frankfurt gegen Stuttgart
64. Minute, Spielstand 1:1. Elfmeter für Stuttgart und Platzverweis für Frankfurt. Was ist passiert?
Eintracht-Verteidiger Simon Falette ist letzter Mann, rempelt VfB-Joker Simon Terodde um, der allein aufs Tor zustürmt. Notbremse, Rot - doch Schiri Felix Brych gibt obendrein noch Strafstoß. Dabei war das Foul knapp außerhalb.
Ein kurzer Griff zum Headset. Der Mann, der ihm ins Ohr flüstert, heißt Bastian Dankert. Der sitzt in Köln als Video-Assistent, sieht die Szene in der Zeitlupe. Er bestätigt das Foul, ordnet aber Freistoß an.
Urteil:Elfer zu Recht revidiert
- Wolfsburg gegen Mainz
89. Minute, Spielstand 1:1. Schiri Robert Hartmann pfeift Elfmeter für Mainz.
Wolfsburgs Paul-Georges Ntep hat Karim Onisiwo an der Strafraumgrenze gefällt. Der Gefoulte kommt erst im Sechzehner zu Fall. Hartmann entscheidet: Gelb für Ntep und Strafstoß für Mainz.
Daniel Brosinski legt sich den Ball schon bereit, als sich Video-Referee Tobias Stieler einschaltet. Der sitzt in Köln am Monitor, sieht: Das Foul war außerhalb. Hartmann korrigiert seine Entscheidung. Es gibt nur Freistoß.
Selbst Brosinski akzeptiert die Entscheidung: "Wenn sich danach rausstellt, dass es ein Freistoß war, ist es absolut in Ordnung. Damit müssen wir dann leben."
Urteil: Elfer zu Recht revidiert
Vier Stadien, vier knifflige Szenen, vier korrekte Entscheidungen. Der 7. Spieltag war auch ein Spieltag des Videobeweises.