Nur drei Tage nach dem Riesenärger beim Spiel zwischen Borussia Dortmund und dem 1. FC Köln hat der Videobeweis schon wieder für Chaos gesorgt.
Videobeweis: Das muss sich ändern
Nach der Kölner 0:1-Niederlage gegen Eintracht Frankfurt standen erneut der Schiedsrichter und der Video-Assistent im Mittelpunkt der Kritik.
"Ich weiß nicht, wie man zu solchen Entscheidungen kommt. Auf dem Platz habe ich ja noch gewisses Verständnis. Aber wenn man die TV-Bilder sieht, fällt es mir schwer", sagte Kölns Sportdirektor Jörg Schmadtke - und steht mit seinem Frust nicht alleine da.
SPORT1 nimmt Fälle unter die Lupe, bei denen der Videobeweis falsch eingesetzt wurde oder zu Unrecht ausblieb - und erklärt, wie die Probleme gelöst werden können.
- Das lief gut:
Ohne Videobeweis wären einige Fehlentscheidungen nicht korrigiert worden.
So hätte es bei Kölns Gastspiel in Dortmund den klaren Hand-Elfmeter für den BVB nicht gegeben. Video-Assistent Dr. Felix Brych schaltete sich ein und überstimmte Referee Patrick Ittrich.
In Hamburg nahm der Video-Schiedsrichter einen Elfmeter für Leipzig zurück, weil Timo Werner nicht gefoult worden war.
Und ein Foul von Freiburgs Yoric Ravet an Dortmunds Marcel Schmelzer wurde nachträglich vom Video-Assistenten mit Rot geahndet - völlig zu Recht.
- Das lief schlecht:
Schon mehrfach war die Kommunikation zwischen den Unparteiischen auf dem Platz und vor dem Fernseher gestört oder fand gar nicht statt.
Zuletzt meinte Leverkusens Sportchef Rudi Völler sarkastisch, der Video-Schiedsrichter sei "wohl im Keller in Köln vor dem Fernseher eingeschlafen".
Beim Spiel in Köln wurden auch die Frankfurter benachteiligt, als Dominique Heintz im Strafraum Sebastien Haller umriss und der Video-Assistent nicht eingriff.
Genauso wenig wie beim zu Unrecht gegebenen Strafstoß zum 1:0 und beim fälschlicherweise nicht gegebenen Elfmeter nach Foul an Kölns Leonardo Bittencourt.
Beim 3:0-Sieg des FC Bayern bei Schalke 04 profitierte der Rekordmeister von einem Elfmeter, der nach Ansicht der Schalker nie hätte gegeben werden dürfen.
Nachdem der Ball von Naldos Fuß an dessen Hand gesprungen war, ließ Schiedsrichter Marco Fritz zunächst weiterspielen. Erst Video-Assistent Bastian Dankert entschied auf Elfmeter.
Besonders auf die Palme brachte die Schalker, dass eine vergleichbare Situation zu Gunsten der Königsblauen beim 0:1 bei Hannover 96 am 2. Spieltag nicht gepfiffen worden war - und bei Schulungen vor Saisonbeginn ihrer Meinung nach andere Kriterien für ein absichtliches Handspiel gelehrt wurden.
- Das muss besser werden:
Schon am 1. Spieltag kam es zu gravierenden technischen Problemen. Der Video-Assistent konnte in Hoffenheim, Hamburg und Berlin zunächst nicht eingesetzt werden, weil keine Kommunikation zwischen Schiedsrichtern und dem Kontrollzentrum in Köln möglich war.
Bei allen Spielen konnten bei Abseitsentscheidungen keine kalibrierten Linien erstellt werden - auch nicht an den folgenden Spieltagen.
Neben der Technik muss vor allem die Entscheidung, was eine eindeutige Fehlentscheidung ist und was nicht, klarer werden.
So griff nach dem Zusammenprall von Wolfsburgs Torwart Koen Casteels mit Stuttgarts Christian Gentner Video-Assistent Deniz Aytekin nicht ein. Beim DFB wurde die Szene intern als "grenzwertig, aber vertretbar" eingestuft.
Die Abstimmung zwischen den Schiedsrichtern auf dem Platz und der Video-Zentrale in Köln lief des Öfteren nicht optimal. Zuletzt entstand, besonders bei den strittigen Szenen auf Schalke und in Dortmund, immer wieder der Eindruck, der Video-Assistent sei eher ein Oberschiedsrichter.
- SPORT1 meint:
Es muss für alle Beteiligten inklusive der Zuschauer klar nachvollziehbar sein, in welchen Fällen der Video-Assistent eingreifen darf oder sogar muss - und vor allem, wer am Ende das Sagen hat.
Nötig ist daher ein Gipfel aller Beteiligten, um klare Regeln aufzustellen, damit jeder weiß, was geht und was nicht.
Ansonsten wird der Videobeweis weiter für Ärger und Verunsicherung sorgen.