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Trainer-Kritik von Mehmet Scholl: Manuel Baum, Hannes Wolf, Peter Neururer antworten

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Trainer-Kritik von Mehmet Scholl: Manuel Baum, Hannes Wolf, Peter Neururer antworten

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Nach Kritik: Gegenwind für Scholl

Mehmet Scholl schießt gegen das deutsche Trainerwesen. Jetzt beziehen mehrere Coaches Stellung - darunter FCA-Trainer Manuel Baum und SPORT1-Experte Peter Neururer.
Ex-Nationalspieler Mehmet Scholl lästert über die jungen „Systemtrainer“ Tedesco, Nagelsmann und Wolf. Wer daran schuld ist? Für ihn das „Gehirnwäsche-Seminar“ beim DFB!
Reinhard Franke
Reinhard Franke
Sebastian Mittag
Sebastian Mittag
von Reinhard Franke, Sebastian Mittag

Mehmet Scholl bekommt nach seiner scharfen Kritik an der neuen Trainergeneration und der Trainerausbildung in Deutschland Gegenwind.

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Manuel Baum, 38 Jahre alter Bundesligatrainer des FC Augsburg, sagte SPORT1:

"Woher Mehmet Scholl seine Aussagen ableitet, weiß ich nicht und bin auch vorsichtig, weil ich es nur aus meiner Sicht bewerten kann. Wir wollen Spieler nicht einschränken und die Kreativität nehmen. Ich kenne Mehmet Scholl auch zu wenig, um zu beurteilen, was ihn zu dieser Kritik bewegt."

Einen Berührungspunkt hat der frühere Schullehrer Baum mit Scholl allerdings: "Er hat natürlich viel Erfahrung und hat selber einen Sohn, der den Nachwuchs durchlaufen hat und bei mir in der Klasse war. Was ich in Augsburg erlebe, stellt es sich anders dar als das, was er da von sich gegeben hat." 

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Kritik von Mehmet Scholl: VfB-Trainer Hannes Wolf kontert
00:26
Wolf kontert Scholl

Ex-Bayern-Star Scholl hatte im Bayerischen Rundfunk mit deutlichen Worten gegen die so genannten "Laptop-Trainer" geschossen, die vor allem in der Nachwuchsarbeit nichts zu suchen hätten:

"Wir verlieren die Basis. Die Kinder müssen abspielen, sie dürfen sich nicht mehr im Dribbeln ausprobieren. Sie bekommen auch nicht mehr die richtigen Hinweise, warum ein Pass oder ein Dribbling nicht gelingt. Stattdessen können sie 18 Systeme rückwärts laufen und furzen", schimpfte der frühere ARD-Experte und Trainer der zweiten Mannschaft des FC Bayern.

Baum: "Mehrere Systeme normal"

Baum widersprach Scholl: 

"In Augsburg steht der Mensch ganz klar im Vordergrund und als Trainer ist es allgemein wichtig, dass man versteht, dass jeder Spieler unterschiedlich tickt und du mit Jedem unterschiedliche Sachen erarbeiten musst oder mit ihm diese unterschiedlich vermitteln musst. Dass man heutzutage mehrere Systeme spielen muss, ist normal. Damit wachsen die Spieler auf und haben später im Profi-Bereich gar keine Probleme mehr. Ich sehe das alles halb so wild."

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Scholl hatte zwei Bundesligatrainer namentlich genannt: Domenico Tedesco von Schalke 04 und Hannes Wolf vom VfB Stuttgart: "Die Tedescos, die Wolfs, sie sprießen aus dem Boden und der deutsche Fußball wird sein blaues Wunder erleben", sagte der 47-Jährige in seiner Radiosendung "Mehmets Schollplatten".

Wolf selbst antwortete Scholl nach der 0:2-Niederlage seiner Stuttgarter gegen Bayer Leverkusen: "Ich mag ihn sehr, seine Kreativität, seinen Humor. Aber dass er sich als Ex-Profi über Trainer stellt, die selbst keine Profis waren, ist grenzwertig. Und ich glaube, das weiß er auch."

Reschke: Scholl erzählt Grütze

VfB-Sportchef Michael Reschke konterte Scholl: "Das ist Unsinn. Ich hoffe, dass er selber weiß, was für eine Grütze er da erzählt hat."

Auch Bayern-Trainer Jupp Heynckes kann Scholls Trainer-Kritik nicht teilen - im Gegenteil. "Es gibt guten Nachwuchs. Aber man muss ihnen die Zeit geben. Auf Schalke zum Beispiel ist es schwierig, aber der Trainer macht es gut. Unaufgeregt an der Seitenlinie, das gefällt mir. Deswegen sehe ich das nicht so gravierend", meinte er.

Sportdirektor Hasan Salihamidzic sagte bei Sky: "Grundsätzlich glaube ich schon, dass wir gut ausgebildete Trainer haben, die allerdings aber auch mal Fehler machen und das auch dürfen." Salihamidzic fügte jedoch hinzu: "Aber – und darauf wollte Scholl auch anspielen - im Fußball geht es um individuelle Klasse und die individuelle Ausbildung der Spieler. Manchmal wird zu wissenschaftlich gearbeitet und es geht zu sehr um Taktik."

Neururer: "Art und Weise nicht richtig"

Ex-Bundesligatrainer Peter Neururer sagte SPORT1 zu Scholls Kritik: "Ich gebe Mehmet in der Sache Recht. Aber nicht uneingeschränkt. Er hätte das differenzierter formulieren müssen. Der derzeitige Niedergang unserer Mannschaften im Europapokal hat nichts mit den Leistungen der Trainer zu tun."

Der SPORT1-Experte weiter: "Die Art und Weise, wie Mehmet das teilweise formuliert hat, konkret gegen einzelne Trainer, das finde ich nicht richtig."

DFB-Chefausbilder Frank Wormuth hatte nach Scholls Angriff zurückgeschossen: "Inhaltlich entbehren diese Aussagen jeglicher Grundlage", sagte er der Bild: "Ich sehe nur einen Hilferuf eines Enttäuschten."

Hansa Rostock  v Dynamo Dresden  - 3. Liga
1. FC Koeln v FC Augsburg - Bundesliga
VfL Bochum v 1. FC Koeln - 2. Bundesliga
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Die besten Trainer ihres Lehrgangs

Neururer glaubt jedoch nicht, dass Scholl das deutsche Trainerwesen so offen kritisiert, weil er selbst nie einen Trainerposten im Profigeschäft ergattern konnte: 

"Das ist doch totaler Quatsch! Wer das erzählt, kennt Mehmet nicht. Er hat im Fußball wirklich alles erreicht. Als Trainer bei Bayern II hat er gute Punktzahlen erreicht. Mit dieser Mannschaft wäre auch ein anderer Trainer nicht aufgestiegen."

Die deutsche Trainerausbildung sieht Neururer ebenfalls kritisch: "Es wird viel zu pauschal ausgebildet, viel zu weit weg von der Praxis. Es werden Scheine verteilt, die überhaupt nicht verteilt werden dürften."