Jürgen Klopp war nicht gerade in der Stimmung, "Sektkorken knallen zu lassen."
BVB besinnt sich auf seine Wurzeln
Die Gemütslage des Trainers war diesmal aber nicht der Leistung seiner Mannschaft geschuldet, sondern der Sorge um Sven Bender.
Beim schon so häufig geschundenen defensiven Mittelfeldspieler von Borussia Dortmund besteht der Verdacht auf einen ausgerenkten Ellbogen. Eine exakte Diagnose steht aber noch aus.
Kleine, aber feine Änderungen
Leistung und Ergebnis beim 4:0 in der Champions League bei Galatasaray Istanbul (Spielbericht) hingegen stimmten die Verantwortlichen und Spieler zuversichtlich, dass der BVB den Scheitelpunkt seiner Krise überwunden hat. Und nun auch in der Bundesliga in die Spur findet (DATENCENTER: Ergebnisse und Tabelle).
Die Änderungen, die der Borussia wieder auf die Beine halfen, waren klein, aber fein: Eine stabile Defensive, ein pfeilschnelles Umschaltspiel. Es war eine Rückbesinnung auf alte Tugenden.
Dazu stimmte in Istanbul die Konzentration.
"Darauf bedacht, sicher zu stehen"
"Wir waren darauf bedacht, sicher zu stehen. In der Zone, in der wir verteidigen wollten, haben wir verteidigt und dann Schnellangriffe gestartet", erklärte Kapitän Mats Hummels.
Der Weltmeister beschränkte sich diesmal selbst auf eine fehlerlose Leistung in der Abwehr.
Seine Auswechslung in der zweiten Halbzeit tat er als "reine Vorsichtsmaßnahme" ab. Es gebe keinen Grund zur Beunruhigung.
Klopps goldenes Händchen
Das wird Klopp gerne gehört haben.
Auch der Trainer lobte die "super Defensive" und ein "klasse Umschaltspiel".
Klopp hatte nach dem Absturz in der Liga auf Platz 14 offenbar an den richtigen Stellschrauben gedreht, die richtigen Worte gefunden - und ein goldenes Händchen bewiesen.
Pfeilschnelles Trio
Die Rechnung mit Aubameyang in der Sturmspitze sowie Marco Reus und Henrikh Mkhitaryan auf den Außen ging auf.
Aubameyang glänzte als Doppeltorschütze, Reus als Vorbereiter und Kunstschütze (41.) zugleich, Mkhitaryan als ständiger Unruheherd.
So klang Marco Reus' Traumtor zum 3:0 bei SPORT1.fm
"In der jetzigen Situation wollten wir eine Mannschaft auf den Platz stellen, die sich schon etwas kennt", erklärte Klopp.
Ciro Immobile und Adrian Ramos blieben deshalb nur auf der Bank. Ramos durfte sich wenigstens über sein Jokertor (83.) zum 4:0-Endstand freuen.
Mit Konzentration und Wille
Auffällig war, dass in Istanbul Konzentration und Wille stimmten. Sowohl in der Abwehr als auch im Angriff.
Bezeichnend für den großen Einsatz war jene Szene zehn Minuten vor dem Ende, als Reus mit einer Grätsche im eigenen Strafraum klärte.
Zudem stellte die BVB-Defensive generell kapitale Patzer wie zuletzt in der Liga ab. Und die Offensive zeigte sich effektiv wie lange nicht.
Aubameyang in ungewohnter Rolle
Dies galt insbesondere für Aubameyang. Mit seinen Toren in der 6. und 18. Minute stellte der Gabuner die Weichen früh auf Sieg.
In einer ähnlichen Situation wie beim 1:0 hatte er beim RSC Anderlecht noch das Tor verfehlt.
Dass Aubameyang Mitte der ersten Halbzeit beim Stand von 2:0 nur den Pfosten traf und einen Hattrick verpasste, konnte der BVB verschmerzen.
Samstag gegen Hannover
Nach drei Siegen und 9:0 Toren in drei Spielen können die Dortmunder im Heimspiel am 4. November gegen Istanbul schon den Einzug ins Achtelfinale der Champions League perfekt machen.
Doch Priorität hat erst einmal das nächste Bundesliga-Spiel am Samstag gegen Hannover 96.
Die Mission ist klar: Der BVB darf nun nicht nachlassen.
Pleite gegen HSV Warnung
Zu frisch ist noch die Erinnerung an das souveräne 3:0 vor drei Wochen beim RSC Anderlecht, das als Befreiungsschlag gefeiert wurde. Wenige Tage später folgte eine ernüchternde 0:1-Heimpleite gegen das damalige Tabellenschlusslicht Hamburger SV.
Die Dortmunder sind gewarnt. Zumal sich die Borussia auf einen defensiv unangenehmeren Gegner einstellen muss, als es Istanbul war.
Klopps Foderung ist daher unmissverständlich: "Wir müssen Hannover spüren lassen, dass es uns gerade nicht so gut geht und wir punktemäßig Aufholbedarf haben."
Die Vorstellung von Istanbul gibt Hoffnung, dass dies gelingen kann. Mehr aber noch nicht.