Körperkontakt auf einer Pressekonferenz ist selbst bei Louis van Gaal eine Seltenheit.
Schicksalsgemeinschaft auf dem Prüfstand
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Als er vor dem entscheidenden Spiel gegen den VfL Wolfsburg (ab 20.15 Uhr Uhr alle Infos im Bitburger Fantalk im TV auf SPORT1, LIVE in unserem Sportradio SPORT1.fm und im LIVETICKER) über seine Erfolge in der Champions League philosophierte, fühlte er sich aber genötigt seinem "guten Freund" Bastian väterlich auf die Schulter zu klopfen.
Fragen zum den hollywoodreifen Schulterschluss der beiden Protagonisten waren allerdings nicht erlaubt. Dabei war es genau dieses Thema, das allen Anwesenden unter den Nägeln brannte.
Van Gaal tadelt Schweinsteiger
Gerade als Schweinsteiger mit seinem ersten Tor im Trikot von Manchester UnitedChef-Motzki Paul Scholes über den Mund gefahren war, hatte sein selbst ernannter Buddy van Gaal die ewige Diskussion um den Weltmeister wieder aufgewärmt.
"Ich glaube, er hätte bislang in jeder Partie besser spielen können. Bislang haben wir noch nicht den besten Schweinsteiger gesehen. Den Spieler, den ich von Bayern München kenne", rüffelte der Niederländer seinen Mittelfeldorganisator.
Hecking vermutet Psychospielchen
Nun weiß man aber ja spätestens seit seinen knapp zwei Jahren in München, dass man nicht jedes Wort des Tulpengenerals auf die Goldwaage legen sollte.
Auch Wolfsburg-Coach Dieter Hecking vermutet hinter der Kritik an dem Kapitän der deutschen Nationalmannschaft die bekannten Psychospielchen.
"Ich glaube, dass Louis van Gaal Basti ein bisschen kitzeln wollte. Er ist ein guter Psychologe. Im Hinspiel hat Schweinsteiger in den entscheidenden Momenten den Unterschied gemacht. Wir wissen doch alle, dass Bastian Schweinsteiger nach wie vor ein sehr guter Spieler ist."
Aus gegen Wolfsburg droht
Vieles spricht dafür, dass Hecking mit der Einschätzung des Niederländers den Nagel auf den Kopf getroffen hat. Gerade nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Kapitän Wayne Rooney braucht van Gaal Schweinsteiger mehr denn je.
Der Deutsche muss das Team anführen - und das drohende Aus in der Gruppenphase der Königsklasse abwenden. United (8 Punkte) könnte schon bei einem Remis gegen Wolfsburg (9) von der PSV Eindhoven (7) in die UEFA Europa League gedrängt werden. (DATENCENTER: Tabelle der Gruppe B)
"Wir haben Schweinsteiger geholt, weil er ein Spieler ist, der auf dem Feld die Mannschaft führen kann", nahm van Gaal seinen Schützling in die Pflicht. Bewiesen hat er diese Qualität oft genug - bislang aber noch nicht wirklich im United-Dress.
Mann für die großen Spiele
Van Gaal weiß aber, was er an seinem Strategen hat. Schweinsteiger ist ein Mann für die großen Spiele. Das Finale der WM 2014, als der Blutheld einfach nicht unterzukriegen war, hat für immer einen festen Platz in den Annalen deutscher Fußballromantiker.
Doch diese großen Partien muss United erst einmal erreichen. Die aktuellen Auftritte bieten wenig Grund zur Hoffnung. Van Gaal und sein destruktiver Spielstil stehen massiv in der Kritik.
Den Zustand der Offensive lässt sich eher als erbärmlich oder lausig, statt aufregend und furios beschreiben. Das 0:0 gegen West Ham am Wochenende war bereits das fünfte torlose Unentschieden in den letzten neun Wochen.
Schicksalsspiel für Schweinsteiger
Da es die Angriffsreihe aber offenbar einfach nicht fertigbringt, den Ball im Netz unterzubringen, hat van Gaal eine naheliegende Lösung parat: Bastian Schweinsteiger. "Er soll nicht zehn Tore schießen, aber er soll fünf Tore schießen, weil er gute Füße hat und auch mit dem Kopf gefährlich ist", so van Gaal.
Und so ist das Endspiel in der Autostadt der erste große Test, ob die Paarung deutscher WM-Held und englischer Rekordmeister eine glückliche ist.
Oder ob der vermeintliche Königstransfer Louis van Gaals am Ende als ein großes Missverständnis in der Klubgeschichte Uniteds verbucht werden muss.