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Oscar Corrochano über Jugendarbeit beim FC Bayern und Real Madrid

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Oscar Corrochano über Jugendarbeit beim FC Bayern und Real Madrid

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Die Starpolitik bei Bayern und Real

Oscar Corrochano arbeitete bei Real und Bayern als Scout. Vor dem Champions-League-Kracher vergleicht er die beiden Topklubs und deren Jugendarbeit.
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© SPORT1-Grafik: Eugen Zimmermann/ Getty Images/ Imago
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von Kerry Hau

Nur wenige können von sich behaupten, zwei Fußball-Schwergewichten wie Real Madrid und dem FC Bayern gedient zu haben. Jupp Heynckes oder Paul Breitner im vergangenen, Toni Kroos, Xabi Alonso oder Carlo Ancelotti in diesem Jahrhundert. Größen, die einem auf der Suche nach Parallelen zwischen dem spanischen und dem deutschen Rekordmeister sofort in den Sinn kommen.

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Der Name Oscar Corrochano fällt in diesem Zusammenhang dagegen nur selten. Doch auch der 40 Jahre alte Deutsch-Spanier weiß, wie die Uhren bei den beiden Rivalen im Champions-League-Viertelfinale ticken. 2008 arbeitete er für Real, 2015 für Bayern. Als Talentsucher.

Scouting als Schärfung der Sinne

"Es waren lehrreiche Erfahrungen. Ich sah Spieler aus einer anderen Sicht. Dadurch schärfte ich auch meine Sinne als Trainer", sagt Corrochano im Gespräch mit SPORT1. Allen voran aus seiner Zeit an der Isar hat der ehemalige Co-Trainer der U21 viel Positives mitgenommen.

Bayern Muenchen v Real Madrid - UEFA Champions League Semi Final Leg One
FC Bayern Muenchen v Real Madrid - UEFA Champions League Semi Final
Im Viertelfinale 1988 heißt das Duell wieder Bayern gegen Real. FCB-Coach damals: Jupp Heynckes. Die Münchner siegen im Hinspiel mit 3:2, scheiden aber aufgrund der 0:2-Pleite im Rückspiel in Madrid aus
2002 geht es bereits im Viertelfinale gegen Real. Das Hinspiel gewinnt der FC Bayern in München mit 2:1. Geremi bringt die Spanier in Führung, Effenberg und Claudio Pizarro drehen das Spiel
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FC Bayern - Real Madrid: Historische Duelle

"Bayern ist Bayern. Da hat alles Hand und Fuß, da passt das eine zum anderen. Das Beste ist bei diesem Klub nicht gut genug", schwärmt Corrochano. Er kam damals auf Geheiß von Chefscout Michael Reschke an die Säbener Straße, blieb aber nur ein halbes Jahr, weil der Job als Scout für ihn nur eine Zwischenlösung darstellte.

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"Ich war viel unterwegs, beobachtete und bewertete Jugend-Spiele und Junioren-Länderspiele. Drei bis vier pro Wochenende. Diese Aufgabe war sehr anspruchsvoll und machte Spaß. Aber ich sehe mich in erster Linie als Trainer auf dem Platz", erklärt er.

Keine Unsummen für Jugendspieler

Doch auch in sechs Monaten kann man beim erfolgreichsten Klub Deutschlands viel sehen und lernen. Besonders imponiert hat ihm die Vernunft, die der Klub bei Verpflichtungen von Jugendspielern an den Tag legt.

"Bei Bayern wird nicht um jeden Preis in der Breite gewildert und mitverhandelt, wo andere, vor allem die Engländer, total die Nerven verlieren. Da springt der Verein ab", lobt Corrochano.

Auch von der Entscheidung der Bosse, ein neues Nachwuchsleistungszentrum zu errichten, zeigt sich der frühere Bundesliga-Profi von Eintracht Frankfurt angetan: "Das ist ein Riesenplus. So verschmelzen Jugend- und Profibereich miteinander. Die jungen Spieler werden gezielt gefördert und gefordert."

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"Bayern ist auf einem sehr guten Weg"

Real mache mit seiner Talentschmiede "La Fabrica" auch "keine verrückten Sachen", sondiere aber noch mehr den ausländischen Markt - insbesondere den südamerikanischen. Mit dem Gesamtkonzept der Bayern kann sich Corrochano aber besser identifizieren: "Ich finde es gut, dass sie hauptsächlich im deutschsprachigen Raum scouten. Bayern ist dahingehend auf einem sehr guten Weg."

Außerdem setze Real verstärkt auf Video-Analysen. "Zu meiner Zeit waren noch mehr Scouts unterwegs. Ich kenne die aktuelle Strategie nicht, da ich damals noch unter dem alten Präsidium mit der sportlichen Leitung Predrag Mijatovic und Miguel Angel Portugal tätig war", sagt Corrochano. "Aber bei Real ist es ja so, dass jedes Jahr ein Star für viele Millionen kommt."

Zwar holen die Königlichen auch jüngere Spieler, doch "die sind dann schon etwas weiter", so der Übungsleiter. "Die Bayern wollen mehr Spieler selbst herausbringen, selbst noch mehr prägen. Spieler wie Thomas Müller, Philipp Lahm oder David Alaba. Bei Real liegt es schon ein paar Jahre mehr zurück, dass ein Top-Star dem eigenen Nachwuchs entsprang."

Ancelotti als großer Trumpf?

Was das Champions-League-Duell seiner früheren Arbeitgeber angeht, gibt sich der gebürtige Hanauer diplomatisch. Die Chancen beziffert er auf 50:50, "vielleicht mit einem kleinen Plus für die Bayern."

In der Tatsache, dass Ancelotti schon Real betreut hat, sieht er einen Vorteil für die Münchner: "Carlo kennt beide Mannschaften und ist ein Experte für K.o.-Spiele. Er hat immer die Ruhe, auch in Extremsituationen."

Am Ende zähle aber das, was die Spieler ab 20.45 Uhr auf den Rasen bringen. "Die Qualität beider Mannschaften ist so hoch, dass kleine Details entscheidend sind. Die kleinste Unaufmerksamkeit wird bestraft", sagt Corrochano.

Der Real- und Bayern-Kenner muss es ja wissen.