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DFB-Pokal: Hans Meyer spricht vor Carl-Zeiss Jena gegen FC Bayern

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DFB-Pokal: Hans Meyer spricht vor Carl-Zeiss Jena gegen FC Bayern

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Meyer über Ancelottis wunden Punkt

Hans Meyer brachte vor fast 36 Jahren dem AS Rom und dem jungen Carlo Ancelotti als Trainer von Carl-Zeiss Jena eine traumatische Pleite bei. Bei SPORT1 erinnert er sich.
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Reinhard Franke
Reinhard Franke

Hans Meyer erinnert sich gerne an den 1. Oktober 1980.

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Damals gewann er als Chefcoach von Carl-Zeiss Jena, wo der heute 73-Jährige seine Trainerkarriere begann, im Europapokal zu Hause gegen den AS Rom. Im Trikot der Giallorossi: Carlo Ancelotti.

Am Freitagabend kehrt der Italiener zurück nach Jena. Als Trainer des FC Bayern München.

Vor dem Pokalspiel der Jenenser gegen die Münchner (ab 20.30 Uhr LIVE in unserem Sportradio SPORT1.fm und im LIVETICKER) sprach Meyer mit SPORT1.   

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SPORT1: Herr Meyer, die Bayern kommen nach Jena. Sie haben die letzten großen Zeiten von Carl-Zeiss miterlebt. Wie sehr fiebern Sie am Freitag mit?

Hans Meyer: Ich werde von zu Hause die Daumen drücken. Ich habe sechs Jahre bei Carl-Zeiss Jena als Profi gespielt und war rund 15 Jahre Trainer dort. Das war natürlich eine Riesenzeit. Aber ich war jung und habe heute natürlich Abstand gewonnen zu damals. In der Zwischenzeit hatte ich zu den Verantwortlichen wenig Kontakt. Für meine Erinnerung spielt der Klub als meine erfolgreichste Station natürlich eine Rolle. Umso mehr freue ich mich, dass Carl-Zeiss Jena nach langer Zeit wieder mal gut gestartet ist. Es herrscht gerade eine Aufbruchstimmung, vielleicht kann man es schaffen, aus der Anonymität der Regionalliga zu kommen. Das wäre so wichtig für die Anhänger. Da ist man auf einem sehr guten Weg. Da passt das mit Deutschlands bester Mannschaft sehr gut. Ein großes Fußball-Fest für alle in Jena zum Genießen. Wenn schon ausscheiden, dann lieber gegen Bayern als gegen Bielefeld.

SPORT1: Einer Ihrer größten Erfolge als Trainer war 1980 der Sieg gegen den AS Rom, das damit verbundene Weiterkommen im Europapokal und die Finalteilnahme.

Meyer: Mit dem AS Rom begann eine große Serie spektakulär. Wir haben mit Benfica Lissabon und dem FC Valencia noch zwei weitere große Mannschaften eliminiert, zudem noch den unterklassigen walisischen Vertreter Newport County. Das war schon etwas Tolles. Das Spiel gegen AS Rom hat sich bei allen, die das im Osten miterlebt hatten, natürlich richtig tief eingebrannt. So ein Spiel von 0:3 auswärts dann im Rückspiel zuhause 4:0 zu drehen, hatte sensationellen Charakter. Dass man dann nach so vielen Jahren auch gern nostalgisch glorifiziert, ist schon verständlich.

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SPORT1: Carlo Ancelotti war damals Spieler beim AS Rom.

Meyer: Er muss ganz jung gewesen sein. Zwanzig? Aber die Römer hatten damals eine großartige Mannschaft zusammen mit Falcao, Tancredi, Pruzzo, Conti, Di Bartolomei. Und Ancelotti. Es war für ihn der Beginn seiner großen Karriere. Ich könnte mir gut vorstellen, dass sich ein Fußballspieler gar nicht an diese Niederlage erinnert. Für seinen Präsidenten Dino Viola und für den Trainer Nils Liedholm war das sicher viel schmerzlicher.

SPORT1: Natürlich ist Jena gegen die Bayern im Pokal der krasse Außenseiter. Aber geht durch die von Ihnen angesprochene zarte Aufbruchstimmung nicht vielleicht doch etwas?

Meyer: Es gibt sicherlich genügend Beweise, dass im Pokal überall auf der Welt alles möglich ist. Da versuchen sich immer wieder die Experten und Psychologen aufs Neue dran. In der vergangenen Saison verlor der Hamburger SV in der ersten Runde in Jena. Die Bayern kamen mal als Weltpokalsieger aus Tokio zurück und verloren dann an dem Wochenende darauf gegen den 1. FC Magdeburg. Momentan halte ich es für sehr unrealistisch, dass die Jena-Truppe zu einer solchen Sensation fähig wäre.

SPORT1: Wie erleben Sie Ancelotti jetzt bei Bayern? Er soll menschlicher sein als Pep Guardiola. 

Meyer: Mit solchen vergleichenden Einschätzungen sind wir aber wieder mal sehr schnell zur Hand. Woher wollen wir von außen wissen, ob das Verhältnis von Guardiola zu Jerome Boateng oder Philipp Lahm nicht absolut menschlich war? Ist ein Journalist schon dabei gewesen, als Ancelotti mit seinen Spielern gesprochen hat? Es ist doch von einer unglaublichen Art und Weise, wie heutzutage von außen etwas hineininterpretiert wird. Geben wir ihm doch auch ein bisschen Zeit, und werten und vergleichen wir dann. Guardiola und Ancelotti sind beide absolute Fußball-Fachleute und beide wissen, worauf es ankommt. Auch der angeblich menschlichere Ancelotti will Erfolg. Er hat längst nachgewiesen, dass er das in seiner großartigen Trainerkarriere beeindruckend erledigt hat. Die Bayern können sich glücklich schätzen, so einen Trainer wie Ancelotti zu haben.

SPORT1: Die Bayern haben vor dem Pokalspiel Verletzungsprobleme. Thiago Alcantara, Xabi Alonso, Arjen Robben, Douglas Costa und Kingsley Coman fehlen. Ein Hoffnungsschimmer für Jena?

Meyer:(lacht) Der FC Bayern hat einen Trainer und einen Kader, der seinesgleichen sucht. Da reichen auch weitere sechs, sieben Verletzte nicht, damit Jena sich berechtigte Hoffnungen machen kann. Natürlich hat kein Trainer es gerne, wenn er seine Vorstellung vom Spiel einstudieren will und dann plötzlich wichtige Spieler wegbrechen. Es dürfte in der ersten Pokalrunde aber für die Bayern das kleinste Problem sein.

SPORT1: Ihr Tipp fürs Spiel?

Meyer: Ein Sieg der Münchner nach einem großen Kampf der Jenenser, für die das nächste Spiel deutlich wichtiger ist.