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DFB-Pokal: Ein Triumph mit reichlich Dellen für Borussia Dortmund

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DFB-Pokal: Ein Triumph mit reichlich Dellen für Borussia Dortmund

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Ein Pokal mit reichlich Dellen

Der Trainer bald weg, der Torjäger vielleicht auch, der Boss angeschlagen und ein Superstar verletzt - auch der Triumph in Berlin beruhigt die Lage in Dortmund nicht.
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© SPORT1-Grafik: Getty Images/Imago/Philipp Heinemann
hluhmann
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Am Sonntag ließen sich Borussias Pokalhelden beim Autokorso durch Dortmund kräftig feiern. Immer wieder reckten sie den Pott in die Höhe, präsentierten ihn der schwarz-gelben Menge.

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Nach drei vergeblichen Endspielversuchen in Folge hat der Pokalsieg gegen Eintracht Frankfurt für Erleichterung beim BVB gesorgt. Trotzdem hat die Trophäe in diesem Jahr reichlich Schrammen und Dellen für die Schwarz-Gelben.

Der Zwist zwischen Klub-Boss Hans-Joachim Watzke und Thomas Tuchel, der mit großer Wahrscheinlichkeit in den nächsten Tagen zur Trennung vom Trainer führen wird, die erneute Verletzung von Marco Reus und der drohende Abgang von Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang überschatten den Dortmunder Erfolg.

Zudem hat sich mit der Kritik von Kapitän Marcel Schmelzer an Tuchel erstmal öffentlich ein Spieler aus der Deckung gewagt.

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Auch der Kapitän geht auf Distanz zum Trainer

Das Verhältnis zwischen Watzke und Tuchel ist wohl nicht mehr zu kitten. In den nächsten Tagen wird die Trennung von Tuchel erwartet. Als wahrscheinlicher Nachfolger gilt Lucien Favre, der aber noch die Freigabe von Nizza erhalten muss.

Tuchel betonte nach dem Pokalsieg, der sein erster persönlicher großer Titel ist, dass er gerne in Dortmund weiter arbeiten würde. Es wird ein frommer Wunsch bleiben.

Auf der einen Seite erntete Tuchel sowohl sportliche Meriten als auch Sympathien bei den Fans, die ihn mit Sprechchören feierten. 

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Auf der anderen Seite offenbarte Tuchel einmal mehr sein eigenwilliges Gesicht, indem er den im Team hoch geschätzten Nuri Sahin nicht in das Aufgebot berief.

Während Tuchel die "fehlende Fitness" Sahins und taktische Gründe für seine Entscheidung anführte, machte Kapitän Schmelzer aus seinem Unverständnis keinen Hehl.

"Mich hat es sehr geschockt. Wir stehen komplett hinter Nuri. Er ist ein toller Mensch", sagte Schmelzer bei einem Auftritt in der ARD.

Vor zwei Wochen waren erstmals kritische Stimmen gegenüber Tuchel aus der Mannschaft laut geworden, damals aber noch anonym. Diesmal redete Schmelzer Klartext. Wohl auch ein Zeichen, dass Tuchels Tage in Dortmund gezählt sind.

Tuchel spaltet die Experten

Bei den Experten löst Tuchel ein unterschiedliches Echo aus.

"Er ist Dritter geworden, Pokalsieger, war im Viertelfinale der Champions League, hat eine junge Mannschaft entwickelt und Spieler besser gemacht. Sie haben drei Leistungsträger verloren und in kurzer Zeit eine neue Mannschaft geformt. Ich glaube, dass es für diese Mannschaft keinen besseren Trainer gibt als Thomas Tuchel", so Thomas Berthold im Volkswagen Doppelpass.

SPORT1-Kolumnist Thomas Strunz hält dagegen: "Das Wichtigste ist die Zusammenarbeit zwischen Geschäftsführung, der sportlichen Leitung und dem Trainer. Das muss zu hundert Prozent funktionieren, um ganz nach oben zu kommen. Wenn das nicht gegeben ist, verflüchtigt sich so viel Energie, die man besser in andere Dinge stecken kann."

Watzke wirkt seltsam fahrig

Watzke hat durch den Zwist mit Tuchel Sympathien bei den Fans eingebüßt. Bei der Bankettrede wirkte er seltsam fahrig. Zwar gratulierte er Tuchel und dessen Trainerteam artig ("toll gemacht"), wusste aber zunächst noch nicht einmal, wo sich Tuchel im Saal aufhielt.

Geht es nach Berthold, sollten sich Watzke und Tuchel zusammen raufen: "Wenn es innerbetriebliche Störungen gibt, dann müssen erwachsene Menschen doch in der Lage sein, sich im Sinne des Vereins an einen Tisch zu setzen und die Dinge auszudiskutieren."

Dazu ist allerdings zu viel vorgefallen, eine Vertrauensbasis ist nicht mehr vorhanden.

"Vabanque-Spiel" mit Favre

Watzke wird zügig einen adäquaten Nachfolger für Tuchel präsentieren müssen. Viel spricht dafür, dass Favre übernehmen wird.

Strunz hält die Personalie allerdings für ein "Vabanque-Spiel" und führt an: "Favre hat bei Hertha BSC und bei Borussia Mönchengladbach gezeigt, dass es auch nicht einfach ist, mit ihm zusammen zu arbeiten."

Fachlich sei er aber ein toller Trainer und "Mario Balotelli im Zaum zu halten, ist keine Selbstverständlichkeit."

Aubameyangs letztes BVB-Tor?

Neben Tuchel könnte auch Aubameyang den BVB verlassen. Nach dem Glanzstück von Ousmane Dembele zum 1:0 sorgte der Gabuner mit seinem coolen Elfmeter für den 2:1-Endstand - womöglich sein letztes Tor für Dortmund.

Zwar würde ein Verkauf etwa 75 Millionen Euro in die Kassen spülen, aber auch eine große sportliche Lücke in die Mannschaft reißen.

"Ich glaube, dass er mit diesem Titel den BVB verlassen wird. Das wird natürlich eine Herausforderung für den BVB, da einen adäquaten Ersatz zu finden", meint Strunz.

Sorgen um Reus

Schwer wiegt zudem die erneute Verletzung von Reus. Zwar konnte der Nationalspieler endlich seinen ersten großen Titel gewinnen, musste im Olympiastadion aber zur Halbzeit ausgewechselt werden.

Es wird gemutmaßt, dass sich Reus einen Kreuzbandteilriss zugezogen hat. Damit würde er bis zu drei Monate lang ausfallen. Eine endgültige Diagnose steht laut dem Vizekapitän aber noch aus.

So oder so ist klar: Trotz des Pokalgewinns stehen dem BVB schwierige Wochen bevor.