Lukas Podolski kam am Montagmittag als Letzter in der noblen Villa Kennedy an.
Podolskis letzte Chance
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Er stieg aus dem silbergrauen Van, ließ sich kurz mit ein paar Fans fotografieren, doch dann hatte er es eilig. "Bei mir ist alles gut, mehr gibt es nicht zu sagen", meinte er und verschwand im Mannschaftshotel.
Reden hilft Lukas Podolski nicht, er muss Taten sprechen lassen.
Unterstützung für Podolski
Im vergangenen Juli krönte der 29-Jährige seine Laufbahn, als er mit dem DFB-Team den WM-Titel gewann, doch schon in Brasilien gehörte er längst nicht mehr zum Stammpersonal.
Auch im Verein drückte er zumeist die Bank, im Januar lieh der FC Arsenal seinen Edel-Reservisten an Inter Mailand aus. Doch auch in Italien hat Podolski bisher nicht überzeugen können.
Dennoch nominierte ihn Joachim Löw für den Test gegen Australien am Mittwoch (ab 20 Uhr im LIVETICKER und im Sportradio SPORT1.fm) und das EM-Qualifikationsspiel in Georgien am Sonntag.
"Lukas war immer mit vollem Engagement bei der Nationalmannschaft und hat viel geleistet. In diesem Moment werde ich ihm alle Unterstützung geben, die er braucht", erklärte der Bundestrainer am Samstagabend im Aktuellen Sportstudio.
Kein Treuebonus für alle Zeiten
Löw kennt Podolski schon aus seinen Anfängen beim DFB vor elf Jahren. Beide verbindet ein besonderes Vertrauensverhältnis.
Dennoch: "Einen Treuebonus für alle Zeiten gibt es nicht. Am Ende zählt nur die Leistung", betonte Löw. Das dürfte der Bundestrainer seinem prominenten Problemfall auch in einem persönlichen Gespräch in Mailand erklärt haben.
"Das Potenzial hat Lukas, aber der Fußball ist in jedem Land anders", sagte DFB-Teammanager Oliver Bierhoff am Montag auf SPORT1-Nachfrage. "Es war ein großer und schwieriger Schritt nach Italien", meinte Bierhoff, der einst als Stürmer des AC Mailand große Erfolge in Italien feierte.
Bierhoff ist jedoch davon überzeugt, "dass Lukas zu alter Stärke findet wenn er Vertrauen spürt."
Löw vertraut - noch - auf Podolski, doch man muss kein Prophet sein um vorauszusagen, dass der ehemalige Kölner es mehr als schwer haben wird, seinen Platz im DFB-Team zu behaupten.
Konkurrenz für Weidenfeller und Zieler
Das dürfte auch bei Roman Weidenfeller nicht anders sein. Der Dortmunder ist zwar bei Löw noch die Nummer zwei im Tor, doch mit 34 Jahren hat er seinen Zenit überschritten.
Weidenfeller und auch der erst 26-jährige Ron-Robert Zieler spüren den Druck der jungen nachrückenden Torhüter wie Marc-Andre Ter Stegen (22) und Bernd Leno (23).
Dass beide trotz starker Leistungen in Barcelona und Leverkusen nicht im Aufgebot stehen, liegt daran, dass sie in der U-21-Nationalmannschaft gebraucht werden.
Die soll sich über die Europameisterschaft im Sommer für die Olympischen Spiele im kommenden Jahr qualifizieren, und dabei sollen Ter Stegen, Leno und auch Kölns Timo Horn mithelfen. Auch in anderen Mannschaftsteilen wird Löw über Veränderungen nachdenken.
Löw kündigt Veränderungen an
Der Bundestrainer weiß, dass danach ein personeller Schnitt und eine taktische Weiterentwicklung nötig sein werden, um nach dem WM-Sieg weiter um Titel spielen zu können.
"Nur Veränderungen bringen Fortschritt, Stillstand darf es nicht geben", lautet sein Credo.
Gegen Australien, Georgien und wohl auch im Juni gegen die USA und Gibraltar wird der Bundestrainer erst einmal auf altbewährtes Spielermaterial setzen. Dazu gehören auch wieder Ilkay Gündogan und Holger Badstuber, die beide wegen verletzungsbedingt lange fehlten und auch die WM verpassten.
Nun erhöhen die Rückkehrer die Konkurrenz im Team des Weltmeisters. "Wir wollen attackieren und sind hungrig", sagte Gündogan am Montag.
Gegen Australien und Georgien ist auch Bastian Schweinsteiger wieder dabei. Der Münchner, der im WM-Finale zum blutenden Helden emporstieg, führt die Mannschaft als Kapitän aufs Feld.
Lukas Podolski wäre wohl schon froh, nicht wieder auf der Bank sitzen zu müssen.