Horst Hrubesch betätigte sich als Platzwart.
Warmlaufen für Rio
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Vor dem Anpfiff wanderte der U21-Nationaltrainer über das nicht gerade als Golfplatz geeignete Grün der Paderborner Benteler-Arena und trat einige Stellen fest.
Mit seinen Turnschuhen und akribischer Sorgfalt tat er dies mit dem Gewicht des einstigen Kopfballungeheuers, um seinen jungen Nachwuchsspielern den Weg für die bevorstehende Aufgabe zu ebnen.
Weder der Rasen noch Italien erwiesen sich in den 90 Minuten am Freitagabend als Stolperstein. Das 2:2 gegen den Rekord-Europameister zeigte, dass sich die deutsche Auswahl auf dem richtigen Weg befindet.
Hrubesch lobt "Immer weiter"-Einstellung
"Wichtig war, dass wir noch einmal diesen Test gegen einen unbequemen Gegner hatten. Das hilft uns ganz gewaltig weiter", erklärte Hrubesch hinterher im Presseraum des (Noch-)Bundesligisten SC Paderborn.
Vor allem die Einstellung seiner Akteure ließ den 63-Jährigen guten Mutes in die nahe Zukunft blicken.
"Wir haben uns gewehrt, sind zurückgekommen und haben dagegengehalten. Entscheidend ist für mich, dass wir nicht aufhören und immer wieder versuchen, das Spiel in die Hand zu nehmen", so Hrubesch.
Unter den Augen von mehr als 11.000 Zuschauern, darunter DFB-Sportdirektor Hansi Flick, hatte die über ein Jahr währende Serie von ungeschlagenen Spielen so Bestand.
Kapitän Volland: "Noch zu viel klein-klein"
Die Richtung stimmte also, auch wenn noch nicht alles passte. In der Abwehr leisteten sich die deutschen zu viele Fehler, im Angriff ließen sie zu viele Chancen liegen.
"Man sieht, dass noch Luft nach oben ist", sagte U21-Kapitän Kevin Volland nach dem Spiel zu SPORT1.
"Wir wollen noch ein bisschen zu viel klein-klein spielen. Da muss man auch in Bedrängnis die Bälle mal raushauen und vorne die Konter ruhiger ausspielen. Es ist noch einiges an Arbeit vor uns bis zur Europameisterschaft", meinte Volland.
"Wir haben dumme Fehler gemacht, wo wir den Italienern die Tore vorlegen. Ansonsten war es ein guter Test, wo wir gezeigt haben, was wir wollen", meinte Moritz Leitner, der nach Leonardo Bittencourts Ausgleich in der 50. Minute fünf Minuten vor dem Ende per Elfmeter den Ausgleich besorgt hatte.
Über Prag nach Rio
Paderborn – Prag – Rio. So lautet die Achse, auf der die U21 die nächsten Erfolge ansteuern will. In der Hauptstadt der Tschechischen Republik spielen die Nachwuchskicker im Juni ihre EM-Gruppenspiele gegen Serbien, Dänemark und die Gastgeber.
Mit dem Einzug ins Halbfinale wäre auch die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2016 in Rio geschafft.
Ticket und Titel sind die erklärten Ziele. "Ich will unbedingt dieses Turnier spielen und auch gewinnen", sagt Weltmeister Matthias Ginter, der in Paderborn sein U21-Comeback gab.
"Da bei der A-Nationalmannschaft im Sommer sowieso nichts ansteht, würde ich sonst irgendwo im Urlaub hocken. Das würde mir schwer fallen", sagt der Innenverteidiger.
Can und Meyer auf der Bank
Auf dem Weg ins Finale von Prag und nach Rio wird die U21 von Bundestrainer Joachim Löw nach Kräften unterstützt. Sieben Spieler mit A-Team-Erfahrung hat Hrubesch im aktuellen Kader.
Spieler wie Liverpools Emre Can, Schalkes Max Meyer, der Hoffenheimer Volland oder Leverkusen Torhüter Bernd Leno sollen zwar den Neuaufbau des A-Teams mit einleiten - allerdings erst nach der U21-EM.
Wie gut Hrubesch personell bestückt ist, lässt sich am Italien-Spiel ablesen, wo Leitner und Johannes Geis das zentrale Mittelfeld bildeten.
Can und Meyer kamen bei dem Test gar nicht erst zum Einsatz. Auch Barcelona-Keeper Marc-André ter Stegen schaute in Paderborn nur zu.
Letzter Test gegen England
Am Montag in Middlesbrough gibt es für den Titelanwärter den ultimativen Härtetest gegen England, eine mindestens genauso robuste Truppe wie die Italiener.
"Nach den zwei Test wissen wir genau, wo wir stehen, welche Baustellen wir haben und woran wir im Trainingslager noch arbeiten müssen", erklärte Volland SPORT1.
Den Weg zur EM, Hrubesch hat ihn geebnet. Und damit auch schon den Weg nach Rio vorgezeichnet.
Vor dem Endspiel im Maracanã den Rasen festzutreten, damit würde auch für den Europameister von 1980 noch einmal ein großer Traum in Erfüllung gehen.