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Motzki: Mats Hummels' Spitzname und seine Geschichte - Hoffmanns Erzählungen

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Motzki: Mats Hummels' Spitzname und seine Geschichte - Hoffmanns Erzählungen

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Heidewitzka, ein Motzki!

Erst Matthias Sammer, jetzt Mats Hummels: Das Wort "Motzki" ist als Fußballer-Beiname erfolgreicher geworden, als das Original es je war. Hoffmanns Erzählungen.
Ein Motzki der neuen Generation kommt dem Fußball gerade recht: Mats Hummels
Ein Motzki der neuen Generation kommt dem Fußball gerade recht: Mats Hummels
© Getty Images
mhoffmann
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Einer der schönsten Texte der journalistischen Woche ist vor einigen Tagen einem jungen Kollegen beim Medienportal DWDL gelungen.

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Der Autor, 18 Jahre alt, wendet sich darin gegen die Vorstellung, dass 18 Jahre alte Menschen wie er tief beeindruckt sind, wenn ältere Autoren Texte Wörter wie "straight", "fancy", "say what“ und "Whack City Bitches" in ihre Texte kippen - und verwendet hierbei selbst so wunderbar altmodische Ausdrücke wie "gequirlter Mumpitz" und "Heidewitzka".

Sehr fancy, per se schon. Noch erfreulicher ist die Lektüre des Textes vor dem Hintergrund der Tatsache, dass er nicht das einzige Anzeichen für den Fortbestand scheinbar zum Aussterben verdammter Begriffe ist.

Ein anderes Indiz hierfür: die Wiederkehr des "Motzki".

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Man muss wissen: Eigentlich ist der neue Spitzname des Dortmunder Fußballers Mats Hummels kein wirklich alter Terminus, er geht zurück auf eine Fernsehserie aus den frühen neunziger Jahren.

Martin Hoffmann

Friedrich Motzki war die Hauptfigur, deren Name schon ein wenig die Grundtendenz seines Charakters vorwegnahm.

Ein Westberliner Frührentner, der die eben vollzogene Wiedervereinigung als gequirlten Mumpitz empfand, die neuen Mitbürgern als "Zonendödel" - und sich diese Haltung auch beständig von der Seele schimpfte.

Große Aufregung damals, die herbe Ironie des großen Autors Wolfgang Menge wurde vielfach missverstanden, es gab Verärgerung, wütende Leserbriefe an die Super Illu, ein Quotenerfolg wurde Motzki nicht.

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Er wäre heute wohl weitgehend vergessen - wenn der Fußball nicht gewesen wäre.

"Motzki" wurde dort nämlich zum Spitznamen von Matthias Sammer, dem zu Emotionsausbrüchen und Kollegenschelte neigenden Jungnationalspieler. Der Rollenname des verbitterten Wendeverlierers ging über auf den vielleicht größten sportlichen Wendegewinner (say what).

1996: Matthias Sammer (Borussia Dortmund)
1996: Matthias Sammer (Borussia Dortmund)

Die Idee hielt sich erstaunlich lange, auch wenn Sammer durch die Zwänge des bayerischen Vorstandsamts längst mehr ein sorgsam seine Worte wägender Mahnski geworden ist.

Ein Motzki der neuen Generation kommt da gerade recht: Mats Hummels regt sich gerade vergleichsweise viel auf über seine Mitspieler - und für heutige Fußballsprechverhältnisse sind Sätze wie "Fünf, sechs Spieler stehen bei dem Freistoß 20 Meter vor dem Tor" bei misslungener Raumaufteilung schon dicht dran an "Zonendödel".

Von der Boshaftigkeit des Originals ist Hummels mit solchen Ausbrüchen zwar weit entfernt, aber sei's drum: Eine schönes Wort wie Motzki ist es wert, bewahrt zu werden.

Prinzipiell lobenswert daher auch, dass Hummels selbst sich den Spitznamen inzwischen offensiv zu Eigen macht - und über die digitalen Medien auch einer Zielgruppe nahebringt, vor der sich andere nur noch als Babos, Gees oder Whack City Bitches presenten würden.

Sogar in die Trending Twitter Topics hat es der Hashtag #Motzki auf diesem Weg gebracht. Was Wolfgang Menge seinen analogen Motzki dazu wohl hätte sagen lassen?

An einem guten Tag vielleicht ja so was wie: Heidewitzka!