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Marcel Desailly erklärt Frankreichs größtes Problem

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Marcel Desailly erklärt Frankreichs größtes Problem

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Desailly erklärt Frankreichs Problem

Ex-Kapitän Marcel Desailly hält das EM-Gastgeberteam für besser als Frankreichs Goldene Generation. Aber er nennt bei SPORT1 ein großes Manko beim Kampf um den Titel.
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© SPORT1-Montage: Paul Hänel/Getty Images
von Martin Volkmar

Didier Deschamps und Marcel Desailly sind seit gemeinsamen Tagen im Jugendinternat des FC Nantes in den 80er Jahren gut befreundet.

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Und ein Jahrzehnt später gehörten beide neben Zinedine Zidane zu den Anführern von Frankreichs Goldener Generation, die 1998 Weltmeister und zwei Jahre später auch Europameister wurde.

16 Jahre sind seit diesem letzten Titel vergangen, die gleiche Zeitspanne wie zwischen dem ersten französischen EM-Triumph mit Michel Platini 1984 und dem zweiten Erfolg im Jahr 2000.

Nun soll Deschamps als Nationalcoach das gleiche Kunststück schaffen wie als Kapitän 1998 im eigenen Land. Sein alter Kumpel drückt ihm dabei beide Daumen.

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"Frankreich braucht Hoffnung"

"Ich glaube, dass die Mannschaft es dieses Jahr für unser Land schaffen kann, denn wir brauchen es", sagte Desailly SPORT1.

"Nach den Terroranschlägen im vergangenen Jahr braucht Frankreich Hoffnung. Das ist das Wichtigste - und Fußball bringt Hoffnung und Freude für viele Menschen. "

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Wie man Titel holt, weiß der zweimalige Champions-League-Sieger aus eigener Erfahrung. Aber der heute 47-Jährige weiß auch, wie schwer es ist.

Denn bei beiden siegreichen Turnieren hatten die Franzosen auch viel Glück. 2000 gewannen sie im Halbfinale gegen Portugal und im Finale gegen Italien erst durch Golden Goal. Und auch 1998 rettete das Golden Goal im Achtelfinale gegen Paraguay den Gastgeber, das Viertelfinale überstand der spätere Weltmeister sogar erst im Elfmeterschießen gegen Italien.

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Beinahe am Druck gescheitert

"Wenn man sich die Spiele der WM 1998 ansieht, dann sieht man, dass wir aufgrund des immensen Drucks auf uns beinahe unsere fußballerischen Fähigkeiten verloren haben", erinnert sich Desailly.

"Ich war dank meiner Erfahrung in großen Spielen in der Lage, mit Druck umzugehen. Aber sobald ich für Frankreich spielte, war der Druck sehr schwierig auszuhalten."

Die hohe Erwartungshaltung im Land hatte den Heimvorteil zu einem Nachteil werden lassen. Eine Gefahr, die auch diesmal drohen könnte.

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"Bei diesen Spielern können wir nicht sagen, wie sie mit der Situation umgehen werden. Denn der Druck bei der Nationalmannschaft ist etwas anderes und sehr besonderes", meint der 116-fache Nationalspieler, der als Nachfolger von Deschamps 50 Mal als Spielführer auflief.

Zu wenig Führungsspieler

Das große Manko der aktuellen Equipe Tricolore ist laut Desailly das Fehlen echter Führungsspieler, nur sechs Akteure haben mehr als 40 Länderspiele bestritten. Ganz anders als zu den glorreichen Zeiten.

Frankreichs Rekord-Sextett mit mehr als 100 Länderspielen (Thuram, Henry, Desailly, Zidane, Vieira, Deschamps) gewann zusammen sowohl die WM als auch die EM. Doch ungeachtet dessen hält Desailly sehr viel von seinen Nachfolgern – auch ohne den suspendierten Karim Benzema, den zurückgetretenen Franck Ribery oder den verletzten Raphael Varane.

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"Deutlich talentierter als wir es waren"

"Zidane ausgenommen ist das aktuelle Team deutlich talentierter als wir es waren. Sie haben eine irrsinnige Qualität, wenn man sich nur Spieler wie Paul Pogba oder Antoine Griezmann anschaut. Auch Kingsley Coman ist als Einwechselspieler eine Waffe", sagt der einstige Weltklassespieler.

"Wir haben uns vor allem nach dem Desaster bei der WM 2010 ernsthafte Sorgen um die nächste Generation gemacht. Deshalb sind wir sehr glücklich, wieder eine richtige Einheit zu haben und hoffen natürlich, dass sie den Titel holen kann."

Wie realistisch die Chancen sind, hängt von vielen Faktoren ab. Das weiß Desailly aus der Erfahrung von insgesamt fünf großen Turnieren, zu denen auch das blamable Vorrunden-Aus als Titelverteidiger bei der WM 2002 gehörte.

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Deshalb nennt er bei seinen Favoriten neben Frankreich auch England und Belgien. Und Weltmeister Deutschland? Desailly grinst.

"Ich weiß nicht, ob die Deutschen wie wir damals zwei Titel in Folge gewinnen können. Wir werden sehen, ob Thomas Müller und der Rest der Mannschaft auf den Punkt ihre Leistung abrufen können. Da bin ich mir nicht sicher."