Die Torfabrik hatte wieder einmal Ladehemmung:
Eberl vermisst Gladbacher "Geilheit"
Trotz klarer Überlegenheit blieb Borussia Mönchengladbach durch das enttäuschende 1:1 (1:1) beim FC Zürich auch im zweiten Gruppenspiel der Europa League sieglos. Die Fortsetzung ihrer Serie von nunmehr elf Pflichtspielen seit Saisonbeginn ohne Niederlage war für die "Fohlen" kein wirklicher Trost.
"Wir sind enttäuscht. Wir wollten unbedingt die drei Punkte. Wenn man sieht, dass wir 31 Torschüsse hatten. Da hätten wir drei oder vier Tore machen müssen. International schaffen wir es noch nicht, diese Spiele zuzumachen", ärgerte sich Granit Xhaka nach dem Gastspiel in der Schweizer Heimat.
Im Pyro-Nebel des Letzigrunds hatte Havard Nordtveit mit einem Traumtor (25.) kurz nach der Führung der Eidgenossen durch Franck Etoundi (23.) Gladbach zumindest einen Punkt gerettet.
"Mein letztes Tor ist schon lange her. Es ist immer schön, von Anfang an zu spielen und dann noch so einen Schuss hinzukriegen. Schöner wäre aber gewesen, wenn wir das Spiel gewonnen hätten. Nach dem Rückstand schnell zurückzukommen, war sehr wichtig, aber wir hätten 2:1 oder 3:1 gewinnen müssen", sagte der Norweger bei SPORT1.
Zumindest die Unterstützung der mitgereisten Fans ließ keine Wünsche offen. Sie sorgten für Heimspiel-Atmosphäre und verdienten sich ein Sonderlob. "Unsere Fans sind unglaublich. Ich glaube, es waren 12.000 hier. Sie stehen immer hinter uns, ich bin froh, dass ich mich mit einem Tor bedanken konnte", schwärmte Nordtveit.
Im Borussen-Lager, in dem insbesondere Raffael und Weltmeister Christoph Kramer schmerzlich vermisst wurden, machte sich denn auch spürbar Sorge breit, dass die zwei liegen gelassenen Zähler in der Endabrechnung noch fehlen könnten.
"Jetzt stehen wir mehr unter Druck. Es fehlte die 100-prozentige Geilheit, ein Tor zu machen", beklagte Gladbachs Manager Max Eberl bei "Sky" nach dem zweiten Remis in der Europa-League (vorher 1:1 zu Hause gegen FC Villarreal) die mangelhafte Chancenverwertung.
Die anstehenden Duelle mit Zyperns Vertreter Apollon Limassol (23. Oktober und 6. November) haben nun entscheidende Bedeutung (DATENCENTER: Ergebnisse und Tabelle).
Auch Mittelfeldspieler Andre Hahn kommentierte die ungenutzte Überlegenheit des Bundesliga-Zweiten (57 Prozent Ballbesitz und 8:1 Ecken) fassungslos: "Es ist unglaublich, dass wir dieses Spiel nicht gewonnen haben."
Angreifer Max Kruse, der kurz vor Anpfiff die Nachricht von seiner Rückkehr ins Nationalmannschafts-Aufgebot erhalten hatte, wollte das Remis allerdings nur bedingt als Rückschlag werten:
"Ich bin nicht zufrieden. Wenn man das Spiel sieht, ist das deutlich zu wenig. Wir müssen klar gewinnen, hatten klare Chancen. Das müssen wir uns ankreiden. Aber zwei Punkte aus zwei Spielen sind auch nicht so schlecht, und wir haben es ja auch weiter in der eigenen Hand, die Gruppenphase zu überstehen."
Für Trainer Lucien Favre waren bei der emotionalen Rückkehr zu seinem Ex-Klub, den er 2006 und 2007 zur Schweizer Meisterschaft geführt hatte, die Sympathie-Bekundungen der Züricher Fans ("Merci, Lucien") fast der einzige Grund zur Freude.
"Wir haben keine schlechte Leistung gezeigt, uns aber zu wenig zwingende Möglichkeiten erarbeitet", kritisierte Favre.
Xhaka konzentrierte sich derweil bereits auf das nächste Bundesliga-Spiel am Sonntag (ab 17.15 Uhr LIVE-TICKER bei SPORT1 und auf SPORT1.fm) gegen den FSV Mainz 05: "Mainz hat eine sehr gute Mannschaft. Wir sind zu Hause sehr stark. Ich bin überzeugt, dass wir die drei Punkte holen."
Für das Duell mit Mainz hofft Favre auf eine Rückkehr von Raffael, Kramer und des in Zürich ebenfalls angeschlagen fehlenden US-Amerikaners Fabian Johnson. Eine Entscheidung über den Einsatz der Rekonvaleszenten ist allerdings noch nicht gefallen.