Hallo Handball-Fans,
WM kann das Titelrennen entscheiden
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das Gipfeltreffen zwischen dem THW Kiel und den Rhein-Neckar Löwen war ein großartiges Spitzenspiel. Beide Teams haben sich überhaupt nichts geschenkt.
Anfangs war das Duell ein großes Offensivfeuerwerk, dann wurde Löwen-Keeper Andreas Palicka immer mehr zum Matchwinner für den Meister. Andreas Wolff und Niklas Landin waren im Tor des THW Kiel nicht in Topform. Palicka dagegen hielt in der entscheidenden Phase überragend.
Wie jeder Sieg in den direkten Duellen der HBL-Spitzenteams ist dieser Auswärtserfolg der Löwen in Kiel ein Ausrufezeichen im Meisterschaftsrennen. Denn die Dominanz der Top 3 Rhein-Neckar Löwen, THW Kiel und SG Flensburg-Handewitt ist unvorstellbar. (SERVICE: Tabelle der DKB HBL).
Aber ich glaube nicht, dass die Meisterschaft am Ende in den direkten Duellen der "großen Drei" entschieden wird. Schon am kommenden Spieltag am zweiten Weihnachtsfeiertag warten zum Beispiel auf Flensburg und die Rhein-Neckar Löwen Stolpersteine. Flensburg muss nach Melsungen, die Löwen spielen auswärts in Magdeburg (ab 14.55 Uhr LIVE im TV auf SPORT1). Es ist sehr gut möglich, dass die beiden dann Punkte abgeben.
Ausschlaggebender für den Ausgang des Titelrennens ist meiner Meinung nach die Handball-WM im Januar. Welche Mannschaft bleibt dort von Verletzungen verschont? In welcher Verfassung bekommen die Klubs ihre Spieler von den Nationalmannschaften zurück? Das sind die großen Unbekannten.
Am härtesten könnte die WM den THW Kiel treffen. Denn nicht erst im Topspiel gegen die Löwen wurde deutlich, wie sehr der Rekordmeister von Spielmacher Domagoj Duvnjak abhängig ist. Ihm darf im Saisonverlauf nichts passieren. Der Kroate ist der Motor, das Herz, die Lebensversicherung des THW. Einen Ausfall von Duvnjak könnte die Mannschaft wahrscheinlich nicht verkraften.
Die Rhein-Neckar Löwen können der WM entspannter entgegen blicken. Andy Schmid ist mit der Schweiz nicht qualifiziert, Kim Ekdahl du Rietz hat seine Nationalmannschaftskarriere in Schweden bereits beendet. Einige Schlüsselspieler bleiben also beim Verein und setzen sich keiner großen Verletzungsgefahr aus.
Apropos WM: Den deutschen 18er-Kader von Dagur Sigurdsson finde ich nicht überraschend. Mit Hendrik Pekeler und Holger Glandorf, die beide ihre Bereitschaft im Notfall signalisiert hatten, jetzt aber nicht zum vorläufigen DHB-Aufgebot gehören, hat der Bundestrainer noch zwei Joker in der Hinterhand. Die beiden sind so gut, dass Sigurdsson sie nach wie vor im Hinterkopf behalten wird.
Mit diesem Kader können wir sicher wieder um Medaillen mitspielen.
Euer Kretzsche
Stefan Kretzschmar, 43, ist seit 2009 als Experte und Co-Kommentator das Handball-Gesicht von SPORT1. Der neben Heiner Brand wohl bekannteste deutsche Handballer hat in 218 Länderspielen 817 Tore für den DHB erzielt, gewann unter anderem Olympia-Silber in Athen 2004. In der Bundesliga war der ehemalige Weltklasse-Linksaußen für den SC Dynamo Berlin, Blau-Weiß Spandau, den VfL Gummersbach und zuletzt den SC Magdeburg aktiv, mit dem er 2002 die Champions League gewann. Bei SPORT1.de analysiert "Kretzsche" wöchentlich in seiner Kolumne das Handball-Geschehen.