Fast ein wenig schüchtern kommt er daher. Aber für die Schweden wurde Andreas Wolff am Montagabend zum Schreckgespenst.
Deutschlands neuer Hexenmeister
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Mit seinen spektakulären - und vor allem vielen - Paraden avancierte Deutschlands eingewechselter Torhüter beim dramatischen 27:26 der deutschen Handball-Nationalmannschaft im zweiten EM-Gruppenspiel gegen die "Tre Kronor" zum Matchwinner.
"Die Freude ist natürlich groß", jubelte der 24-Jährige nach diesem Abend, dem vorläufigen Höhepunkt seiner noch jungen, zuletzt aber immer steileren Karriere.
Überraschender Vorzug vor Heinevetter
Gerade mal gute 15 Monate ist es her, dass Wolff beim Testspiel gegen die Schweiz sein Debüt im Nationalteam feierte.
Mit konstant guten Leistungen in der Bundesliga empfahl sich der Schlussmann der HSG Wetzlar in der Folge für weitere Nominierungen.
Dass er tatsächlich auch bei der EM dabei sein und auf dem Weg dorthin den langjährigen Nationalkeeper Silvio Heinevetter ausstechen würde, hatten dennoch nur wenige vermutet.
Wechsel bringt gegen Schweden die Wende
Bislang wird Bundestrainer Dagur Sigurdsson bei den Titelkämpfen in Polen für seine mutige Nominierung aber belohnt - und aus dem vermeintlichen Ersatzmann Wolff auf einmal der große Hoffnungsträger.
Gerade einmal elf Minuten dauerte es im Spiel gegen die Schweden, bis Sigurdsson die vermeintliche, aber glücklose Nummer 1 Carsten Lichtlein aus dem deutschen Tor beorderte und durch EM-Debütant Wolff ersetzte.
Der hielt wie der Teufel, parierte insgesamt 42 Prozent der schwedischen Würfe - und hexte das DHB-Team so auf Kurs Richtung Hauptrunde.
Wie der Fels in der Brandung
Von einem möglichen Machtwechsel zwischen den Pfosten wollte der umjubelte Held anschließend aber nichts wissen.
"Ich erhebe keine Ansprüche. Man sollte nicht an seiner Position rütteln", sagte Wolff in seiner gewohnt ruhigen und bescheidenen Art. Eine, die sowohl sein Privatleben (Vorlieben: Pfannkuchen und lange Spaziergänge), als auch sein Torwartspiel kennzeichnet.
Von ausschweifenden Bewegungen sieht der gebürtige Euskirchner weitgehend ab. Stattdessen versucht er, die heranstürmenden Gegenspieler allein schon mit seiner gewaltigen Statur - 110 Kilogramm verteilt auf 1,98 Meter Körpergröße - einzuschüchtern, bleibt lange stehen und strahlt große Routine aus.
Ab Sommer in Kiel unter Vertrag
Qualitäten, die auch den Verantwortlichen des THW Kiel nicht entgangen sind.
Die Bosse des deutschen Serienmeisters beeindruckte Wolff mit seinen Auftritten in der laufenden DKB HBL-Saison so sehr, dass sie ihn statt wie ursprünglich geplant im Sommer 2017 schon ein Jahr früher an die Förde holen.
"Ihm gehört die Zukunft im deutschen Tor", sagt Kiels Trainer Alfred Gislason über den Senkrechtstarter.
Beim abschließenden Vorrundenspiel gegen Slowenien will es Deutschlands neuer Hexenmeister ein weiteres Mal beweisen.