Nach Roberto Firminos Tor kurz nach der Pause gegen Venezuela war das Zittern für Brasilien endgültig vorbei. Der gesperrte Neymar auf der Tribüne applaudierte entzückt. Ein Applaus der Erleichterung.
Ersatz des pöbelnden Königs
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Neymar weiß wie der Rest der Selecao: Sie sind jetzt angewiesen auf den Hoffenheimer. Brasiliens Verband verzichtet auf einen Protest gegen die Sperre für vier Spiele für Neymar nach dessen Platzverweis im Spiel gegen Kolumbien. Für den Superstar ist das Turnier gelaufen, er verabschiedete sich am Montag von seinen Teamkollegen.
Neymar pöbelte und kopfstieß Firmino quasi in die Verantwortung. Und der glänzte gleich als Torschütze.
Bewegender Moment für Firmino
"Das war natürlich sehr bewegend", sagte Firmino im Gespräch mit SPORT1 nach dem 2:1 im entscheidenden Gruppenspiel. "Ich bin sehr glücklich darüber, dieses Tor gemacht zu haben, aber noch wichtiger ist nach der Niederlage gegen Kolumbien, dass die Mannschaft gewonnen hat und wir die Qualifikation für das Viertelfinale geschafft haben."
Neunmal erst hat der 23-Jährige für sein Land gespielt, erlebt sein erstes großes Turnier und schoss sein erstes wirklich entscheidendes Tor. Bis vor ein paar Monaten war er nur einer von vielen, vielen brasilianischen Stürmern in Europa.
Brasilien aus dem Trauma schießen
Jetzt soll er Brasilien bei der Copa America endlich aus dem Trauma der Weltmeisterschaft vor einem Jahr schießen. "König" Neymar kann schließlich nicht mehr helfen, fehlt wie beim WM-Halbfinale vor einem Jahr wieder in einer wichtigen Phase. Firmino pathetisch: "Wir haben
für Neymar gespielt. Er ist bei uns in der Kabine gewesen, hat uns für den Sieg gedankt."
Der Hoffenheimer bleibt zunächst bescheiden, sieht sich aber plötzlich in der besten Position auf einen Stammplatz im Sturm, auch wenn Neymar nach der Copa zurückkehrt. "Jedes Spiel war etwas besser als das vorherige. Ich hoffe, dass ich da nicht stehenbleibe und arbeite ständig weiter daran, dass die Resultate kommen", sagte er.
Hoffenheim verlassen
Für sein großes Ziel steht nun auch erst einmal die Karriereplanung im Verein hinten an. Erst nach dem Turnier wird er entscheiden, wo er in der kommenden Saison spielt.
Trotz eines Vertrags bis 2017 wird Hoffenheim ihn nicht halten können. Firmino will international spielen, möglichst in der Champions League.
Sicher ist laut seines Beraters Roger Wittmann bereits: Firmino wechselt nach England. Zu welchem Klub genau, das werden wohl auch seine nächsten Auftritte in Chile ab dem Viertelfinale bestimmen. Traditionell ist die Copa America ein großes Kaufhaus für Europas Topvereine. Vor allem der FC Liverpool soll im Moment Interesse haben.
"Ich bin hier auf die Nationalmannschaft konzentriert. Wir werden sehen, was dabei herauskommt", lautet Firminos Antwort auf die Frage nach seinen Wechselplänen.
Im Viertelfinale gegen Paraguay
In der Nacht auf Sonntag wartet jetzt Paraguay auf die Selecao. "Das wird bestimmt sehr hart", erwartet Firmino. "Sie haben Spieler, die bereit sind, hart zu kämpfen."
Noch härter dürfte es aber im Halbfinale werden. Dort könnte Argentinien der Gegner sein - genau die richtigen Prüfungen für den Ersatz-König.