Die Verlegung der Wahl des neuen FIFA-Präsidenten auf den 26. Februar 2016 ist eine empfindliche Niederlage für die UEFA mit Michel Platini an der Spitze.
Wie es bei der FIFA weitergeht
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Sepp Blatter dagegen war sichtlich zufrieden, denn der scheidende FIFA-Boss hat nun genug Zeit, seine Nachfolge zu regeln. Wenn der seit 17 Jahren amtierende Schweizer weiterhin mitreden will, beispielsweise als FIFA-Ehrenpräsident, benötigt er einen Mann seines Vertrauens als neuen Präsidenten.
Und das kann nicht der einst befreundete, mittlerweile aber verfeindete Platini sein. Der Franzose wollte die Neuwahl noch vor Weihnachten ausrichten, doch die mit Blatter verbündeten Kontinentalverbände von Afrika und Asien verhinderten dies.
Platini weiter Favorit
Sogar der Alternativtermin am 15. Januar wurde abgelehnt, da ab dem 16. Januar die sportlich zweit- bis drittklassige African Nations Championship in Ruanda stattfindet, ein Turnier ausschließlich für in der Heimat spielende Afrikaner.
Platini gilt weiterhin als Favorit, zumal er angeblich vier der sechs Kontinentalverbände hinter sich haben soll: Europa (53 Stimmen), Nord- und Mittelamerika (35), Ozeanien (11) und Südamerika (10).
Nach Angaben der französischen Sporttageszeitung L'Equipe würden zum jetzigen Stand sogar 144 der 209 Stimmen auf Platini entfallen. Darin enthalten seien auch Stimmen aus Asien. Platini soll dem Bericht zufolge am Samstag zur Auslosung der WM-Qualifikationsgruppen nach St. Petersburg reisen, um dort schon Wahlkampf zu betreiben.
Afrika (54 Stimmen) soll hingegen hinter Blatter-Vize Issa Hayatou aus Kamerun stehen, Asien (46) weitgehend hinter Prinz Ali bin al-Hussein – allerdings hatte die Mehrheit der asiatischen Nationalverbände bei Blatters Wiederwahl Ende Mai gegen den Jordanier gestimmt.
Scheich mit Einfluss
Ohnehin ist es derzeit höchst fraglich, ob Platini auch im Februar nächsten Jahres in der geheimen Wahl die gesamten 109 Stimmen aller Länder aus diesen vier Verbänden bekommen würde - was ohnehin schon eine relativ knappe Mehrheit bei insgesamt 209 FIFA-Mitgliedsländern wäre.
Andererseits könnte Platinis Nachteil in der öffentlichen Wahrnehmung, der Vorwurf der Vetternwirtschaft und die Nähe zum Emirat Katar, auch zum Vorteil werden.
Denn maßgeblichen Einfluss auf die Wahl wird Scheich Ahmed Al-Sabah nehmen.
Der 51-Jährige, einst Propagandaminister von Kuwait, hat mehrere wichtige Ämter im Weltsport inne und soll auch großen Anteil an der Wahl von Thomas Bach zum IOC-Präsidenten gehabt haben.
Fragezeichen hinter Niersbach
Tritt Al-Sabah also nicht selber zur Wahl an, wird er zum Königsmacher - wenngleich nicht zum einzigen. Denn auch Blatter sowie die mächtigen Funktionäre aus Afrika und Amerika dürften die nächsten sieben Monate nutzen, um ihren Wunschkandidaten in Position zu bringen.
Abzuwarten bleibt zudem, welche Rolle DFB-Präsident Wolfgang Niersbach zukommen wird. Im Falle einer Wahl von Platini gilt er als Favorit auf den dann vakanten Posten an der Spitze der UEFA. Manche Beobachter könnten sich Niersbach ungeachtet aller Dementis aber auch sehr gut als Kompromisskandidat auf die Blatter-Nachfolge vorstellen.