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Vereinslegenden, die ihren Herzensverein verlassen

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Vereinslegenden, die ihren Herzensverein verlassen

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Die Götter gehen

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© SPORT1/Getty Images

Acht Mal durfte Bastian Schweinsteiger die Meisterschale am Münchner Rathausbalkon präsentieren, das letzte Mal dieses Jahr. Nach 17 Jahren beim FC Bayern München ist der Mittelfeldspieler zu Manchester United gewechselt. Dabei ist er nur der letzte einer ganzen Reihe von Klub-Ikonen, die diesen Sommer versuchen, ihr Herz zu verpflanzen.

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SPORT1 zeigt die Abschiede der Legenden in diesem Sommer.

BASTIAN SCHWEINSTEIGER

Ob Schweinsteiger selbst bei seinem Debüt in der Saison 2002/2003 geahnt hat, dass er einmal in einer Reihe mit Franz Beckenbauer, Gerd Müller, Lothar Matthäus genannt werden würde?

Nach einem 2:0 in Wolfsburg feierte der FC Bayern in der Saison 2002/2003 den Meistertitel. Für Schweinsteiger war es der erste. Damals schon dabei: Claudio Pizarro, der zwischenzeitlich beim FC Chelsea und wieder in Bremen war, und Bayern nun nach drei Jahren auch wieder verlassen hat.
Schweinsteigers größter Triumph mit dem FC Bayern war der Gewinn der Champions League. Im dritten Anlauf gewann er 2013 im deutschen Finale von Wembley den Titel gegen Borussia Dortmund. Ein Jahr nach dem Drama Dahoam waren Schweinsteiger und Co. am Ziel. Schon da sprach man beim FC Bayern von der "Goldenen Generation Schweinsteiger". Ein Jahr später folgte noch der Weltmeister-Titel. Nun verabschiedet sich Schweinsteiger mit der Meisterschaft.

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Schweinsteiger ist zu Manchester United und seinem einstigen Förderer Louis van Gaal gewechselt - der ihn mit offenen Armen empfängt. Der Wechsel katapultiert den "bayerischen Bua" (Philipp Lahm) auch selbst zur globalisierten Weltmarke. Dafür musste er aber seinen Heimatverein verlassen. Damit ist er in bester Gesellschaft.

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IKER CASILLAS

Noch länger als Schweinsteiger bei Bayern war Iker Casillas bei Real Madrid. Er war acht Jahre jung, als der Junge aus der Madrider Trabantenstadt Mostoles sich den Königlichen anschloss. 34 ist er jetzt bei seinem unfreiwilligen Abschied. Casillas, der in den vergangenen Jahren erst von Ex-Trainer Jose Mourinho gedemütigt worden war, wird nun vom mächtigen Präsidenten Florentino Perez abgeschoben. Er wechselt zum FC Porto. Immerhin zahlt ihm Real noch einen Großteil seines vertraglich eigentlich noch zustehenden Gehalts. Am Sonntag präsentierte ihn Real zum Abschied noch mal mit allen 18 Titeln, die er gewonnen hat. Casillas letzte Pressekonferenz geriet tränenreich .

1999 feierte Casillas sein Profidebüt bei Real, er verdrängte einen gewissen Bodo Illgner aus dem Tor. Böse war der Weltmeister von 1990 dem einstigen Supertalent und heutigen Weltstar deswegen aber nicht. Die Konflikte mit Perez begannen aber schon damals. Als der Bauunternehmer während seiner ersten Periode als Präsident von einem galaktischen Team träumte, in dem praktisch alle Weltstars spielen, sagte Casillas: "Ich bin nicht galaktisch. Ich komme aus Mostoles." Mit Zinedine Zidane, Ronaldo, Luis Figo und Co. spielte Casillas aber natürlich trotzdem gerne zusammen.

Insgesamt absolvierte Casillas 725 Pflichtspiele für Real. Sein bislang letzter großer Triumph: der Gewinn der langersehnten "Decima", des zehnten Henkelpotts. 2014 setzte sich Real in Portugal gegen den Stadtrivalen Atleitico durch .

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Während Casillas in der Champions League und in der spanischen Nationalmannschaft Stammspieler war, saß er in der Liga in den letzten Jahren meist nur auf der Bank. 2013 leistete ihm bei einem Auswärtsspiel ausnahmsweise auch mal Cristiano Ronaldo Gesellschaft.

STEVEN GERRARD

Wie Legenden würdevoll verabschiedet werden, zeigte dieses Jahr der FC Liverpool. Im letzten Heimspiel mit ihrem Kapitän verloren die Reds zwar 1:3 gegen Crystal Palace, doch im Mittelpunkt stand ohnehin nur die Verabschiedung des ewigen Kapitäns. Nach Spielschluss zogen sich alle Kameraden Trikots mit Gerards Rückennummer acht an, schon vor Spielbeginn war Gerrard mit seinen drei Töchtern durch ein Spalier aus Liverpool- und Crystal-Spielern auf den Rasen getreten. Zum Abschied sangen die Fans zum letzten Mal "You'll never walk alone" für ihn.

1989 hatte sich Gerrard achtjährig seinem Lieblingsverein angeschlossen - wenige Wochen vor der Katastrophe von Hillsborough, als bei einer Massenpanik 96 Liverpool-Fans zerquetscht wurden und starben. Unter den Opfern war auch Gerrards Cousin Jon-Paul Gilhooley. Er war das jüngste Opfer der Katastrophe. Gerrard widmete seine Karriere auch ihm. Sein Debüt in der Premier League feierte der schussstarke MIttelfeldspieler im November 1998 gegen Blackburn.

Den größten Erfolg seiner Karriere feierte Gerrard 2005 in Istanbul. Im dramatischsten Finale der Champions-League besiegten die Reds den AC Milan im Elfmeterschießen. Zur Halbzeit lag Liverpool 0:3 zurück. Doch in der zweiten Halbzeit brachte Trainer Rafa Benitez Didi Hamann, Gerrard rückte vom defensiven MIttelfeld nach vorne - und erzielte prompt das 1:3. Später holte er noch den Elfmeter heraus, den Xabi Alonso zum 3:3 verwandelte. Danach rückte Gerrard in die Abwehr und half mit, die Reds gegen die wütend anstürmenden Mailänder ins Elfmeterschießen zu retten. Der Rest ist Legende .

Die Liverpool-Fans werden ihren Kapitän für immer als technisch starken Mittelfeldspieler mit enormer Schusskraft in Erinnerung halten, der sich aber auch fürs Grätschen nicht zu schade war. Gerrard ist in die MLS zu LA Galaxy gewechselt. Einziger Makel seiner Karriere bei Liverpool: Die Meisterschaft hat er nie gewonnen.

XAVI

Der FC Barcelona möchte "mehr als ein Klub" sein. Xavi Hernandez i Creus war auf jeden Fall immer mehr als ein Fußballer. Der 35-Jährige ist der Prototyp für alle modernen zentralen Mittelfeldspieler. Das Vorbild für ganze Generationen von feinfüßigen Passmaschinen. Zum Abschied gab es für Xavi nochmal einen Henkelpott. Im Finale von Berlin gegen Juventus Turin gewann Xavi zum vierten Mal nach 2006, 2009 und 2011 die Champions League.

1998 feierte Xavi sein Profi-Debüt beim FC Barcelona. In der Liga wurde er gleich Meister, in der Champions League gab er sein Debüt gegen Bayern München. Barca und Xavi verloren gegen Torsten Fink und Co. mit 0:1. Der damals 18-Jährige wurde in seiner ersten Saison schon Stammspieler und übernahm nach und nach die Rolle, die einst Pep Guardiola inne hatte.

Später wurde Guardiola Xavis Trainer. Der Spieler galt als verlängerter Arm Guardiolas auf dem Platz. Zusammen gewannen sie bei Barca schier unglaubliche 14 Titel. Hier feiert Barca den Triumph bei der Copa del Rey 2012.

Ob mit Lionel Messi oder zuvor Ronaldinho: Xavi spielte mit allen Barca-Superstars zusammen. Er war fast 17 Profijahre lang die Konstante in blaugrana.

Bis zu diesem Sommer hat Xavi noch nie für irgendeinen anderen Verein gespielt als Barcelona. Nun ist er nach Katar gewechselt. Genauso wie einst Pep Guardiola. Bei Al-Sadd tut er noch ein bisschen was für seine Altersvorsorge - und wohl auch für die seiner Urenkel.

PETR CECH

Auch Petr Cech, der Torwart mit dem Rugbyhelm, hat seinen langjährigen Klub verlassen. Statt beim FC Chelsea fängt er ab sofort für den FC Arsenal die Bälle.

Elf Jahre war Cech bei Chelsea, zuvor spielte er schon für Blsany, Slavia Prag und Stade Rennes. Bei Chelsea wurde er aber zur Legende. Zu Beginn seiner Karriere spielte Cech noch ohne Helm.

In einem Spiel gegen Reading brach sich Cech im Oktober 2006 bei einem Zusammenprall den Schädel. Er wurde noch am selben Tag operiert. Drei Monate später stand er wieder auf dem Platz - mit Helm.

Im Champions-League-Finale 2012 hielt Cech in der Verlängerung einen von Arjen Robben geschossenen Elfmeter. Er rettete Chelsea so ins Elfmeterschießen, das Bayern das traumatische Drama dahoam bescherte.

ANDREA PIRLO

Dass nicht jeder Spieler ein ganzes Leben bei einem Klub verbringen muss, um zur Vereins-Ikone zu werden, beweist Andrea Pirlo. Wer denn auch sonst? Wer den Bart, Blick und die Attitüde einer Helden-Statue hat, dem reichen vier Jahre um zur Juve-Legende zu werden.

Vor allem Pirlos gemäldehaften Pässe und seine Freistöße werden vom Liebling der Hipster, Arbeiter und Freizeitfußballer in Erinnerung bleiben, Pirlo wird künftig durch New York schlendern und nebenbei beim neuen MLS-Klub New York City FC für Furore sorgen.

Der späte Pirlo sorgte bei Juventus für so viel Furore, dass einige schon fast verdrängt haben dürften, dass er seine größten Erfolge beim AC Milan feierte. Zweimal gewann er mit den Rossoneri die Champions League, in seine Mailänder Periode fiel auch der Triumph bei der WM 2006. Zehn Jahre, von 2001 bis 2011 war er bei Milan.

Und das, obwohl der Spielmacher und Weinbauer einst bei Inter Mailand ausgebildet wurde. Seine ersten Schritte in der Serie A absolvierte er sogar beim Provinzklub Brescia. Schon damals mit wehendem Haar und ganz viel Gefühl am Ball. Unter den Ikonen ist Pirlo der Wandervogel. Wer, wenn nicht er?