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Nach Schnarchnasen-Kritik: Wackelt Toni Kroos bei Real Madrid?

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Nach Schnarchnasen-Kritik: Wackelt Toni Kroos bei Real Madrid?

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Toni Kroos in der Real-Falle

Letztes Jahr noch Heilsbringer, jetzt ein "Rätsel": Spanische Medien kritisieren plötzlich Toni Kroos - obwohl seine Spielwerte weiter gut sind. Das hat bei Real Methode.
Toni Kroos von Real Madrid mit Ball
Toni Kroos von Real Madrid mit Ball
© Getty Images

Es ist keine zwei Wochen her, dass Toni Kroos stolz mit einem kleinen ballförmigen Pokal am Trainingsgelände Real Madrids posierte. "Bester Spielmacher der Welt" wird man nicht alle Tage, vor allem nicht, wenn Lionel Messi auch bei der Abstimmung der International Federation of Football History & Statistics (IFFHS) zur Wahl stand.

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Was nun nach dem mühsamen 1:0 Reals gegen Granada in einigen spanischen Zeitungen über Kroos stand, klang aber so gar nicht nach Weltklasse.

"Er ist außer Form, langsam, ohne jeden Glanz. Nach vorn findet er nicht den Pass, nach hinten ist er ein Hindernis. Er ist ein Rätsel", schrieb El Mundo Deportivo.

Auch die Real-nahe Marca kritisierte den 25-Jährigen und vermutete, dass der neue Trainer Rafael Benitez lieber einen defensiven, kämpferischen Sechser in seiner Mannschaft haben möchte, und darum den aus Porto zurückgekehrten Casemiro bevorzuge.

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Kroos hat andere Rolle als letztes Jahr

Tatsächlich spielt Kroos unter Benitez etwas anders als letztes Jahr. Carlo Ancelotti hatte Kroos zu Reals Andrea Pirlo verwandelt. Als defensivster Teil eines Dreiermittelfelds war Kroos erster Ballempfänger und Passgeber und vor allem das Metronom seiner Mannschaft. Er entschied über das Tempo und wen er in Szene setzen wollte.

Nun spielt Kroos im 4-2-3-1 mehr im Raum. Er soll Nebenmann Luka Modric entlasten und absichern, wenn dieser sich in die Offensive bewegt oder in die Abwehr fallen lässt. Kroos soll zudem die Pässe des Gegners unterbinden, aktiv den Zweikampf suchen – und mit langen Diagonalbällen vor allem Cristiano Ronaldo freispielen.

Kroos' neue Position ähnelt nun seiner früheren beim FC Bayern, als er mit Bastian Schweinsteiger die Doppel-Sechs bildete. Während seiner Münchner Zeit war Kroos' Spiel oft als zu langweilig, langsam und uninspiriert kritisiert worden – trotz sensationeller Passquoten, seiner überragenden Technik und nur sehr wenigen Fehlern.

SPORT1-Legionärs-Check
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Opfer der alten Vorurteile?

Steckt Kroos also in der Doppel-Sechs-Falle, ist er ein Opfer des Systems? Oder der alten Vorurteile?  

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Schon möglich. Kroos spiele nun wie ein "Beamter", hieß es schon vor Wochen. Letzte Saison war er dagegen noch der  "Professor", der "geniale Chef des Mittelfelds", die "beste Nachricht von Real in den vergangenen 4000 Jahren" (Marca).

Dabei sind Kroos' Leistungsdaten weiter tadellos. Beim 4:0 in der Champions League gegen Donezk spielte Kroos 94 Pässe. Davon kamen 97 Prozent an. 101 Mal war er am Ball, bereitete vier Torschüsse vor. Seine Zweikampfquote von 44 Prozent ist ausbaufähig, aber nicht schlecht. Aber: Kroos schoss nur einmal selbst aufs Tor. Und meistens bleiben bei Sechsern eben nur spektakuläre Zweikämpfe und Torschüsse in Erinnerung.

Mittelfeldspieler haben bei Real kurze Halbwertszeit

Taktikgeplänkel hin, Systemkritik her. Womöglich wird Kroos gerade aber auch Opfer des Morbus Real, dieser unheilvollen Krankheit des Real-Umfelds, sich viel zu schnell satt zu sehen an ihren Spielern.

Vor allem Mittelfeldspieler, ob offensiv oder defensiv, haben bei Real Madrid oft die Halbwertszeit eines Wiesn-Flirts. Der überschäumenden Euphorie folgt allzu schnell ein Kater.

Frag nach bei Mesut Özil, der nach zwei starken Saisons zu Arsenal abgeschoben wurde. Oder bei Sami Khedira, der nach seinem Kreuzbandriss nie mehr eine echte Chance bekam. Noch schlimmer erging es Nuri Sahin, Hamit Altintop, Fernando Gago oder auch Rafael van der Vaart, die nie oder höchstens für ein halbes Jahr prägende Rollen einnehmen durften und alsbald wieder verkauft wurden.  Auch Kaka bewahrten weder sein Weltfußballer-Status, noch 65 Millionen Euro Ablöse davor, in zwei von dreieinhalb Jahren nur Ergänzungsspieler zu sein. 

Benitez verteidigt Kroos

Das Muster war dabei immer gleich: Erst kritisierten die Zeitungen, dann murrten die Fans und die Präsidenten, bis die Spieler schließlich auch bei den Trainern unten durch waren.

MANUEL NEUER - SPORT1-NOTE: 2,5
+17
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So weit scheint es bei Kroos aber noch lange nicht. Unter Benitez hat Kroos zwar bislang nur 305 von 450 möglichen Minuten gespielt. Doch der Trainer sagt auch: "Ich weiß, wie wichtig er für die Mannschaft ist. Ich weiß aber auch, wie schwierig es in der letzten Saison für ihn auszuhalten war, nahezu jedes Spiel bestreiten zu müssen. Deswegen bestehe ich auf Rotationen und möchte seine Einsätze dosieren. Wir brauchen einen frischen Kroos, ebenso wie wir einen frischen Modric brauchen. Sie sind beide enorm wichtig für uns."