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Fragen und Antworten zur Transfersperre von Real und Atletico Madrid

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Fragen und Antworten zur Transfersperre von Real und Atletico Madrid

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Was die Sperre für Madrids Klubs bedeutet

Real und Atletico Madrid erhalten eine Transfersperre bis 2018. Wieder schlägt die FIFA in Spanien zu - ein Zufall? SPORT1 beantwortet die wichtigsten Fragen zu dem Urteil.
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© Getty Images
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von Kerry Hau

Die FIFA hat entschieden: Real und Atletico Madrid erhalten eine Transfersperre für die nächsten zwei Transferperioden.

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Wie der Weltverband am Donnerstag in einem offiziellen Statement bekannt gab, wurde die Berufung der spanischen Spitzenvereine gegen die Entscheide der FIFA-Disziplinarkommission aus dem Januar von der FIFA-Berufungskommission abgewiesen. 

SPORT1 beantwortet die wichtigsten Fragen zu dem Urteil.

- Was ist passiert?

Die FIFA beschuldigt die letztjährigen Champions-League-Finalisten, gegen Transferbestimmungen bei minderjährigen Spielern aus dem Ausland verstoßen zu haben.

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Bei Real wurden beispielsweise 39 Transfers untersucht. In acht Fällen will der Verband Pflichtverletzungen festgestellt haben.

- Womit argumentiert die FIFA?

Artikel 19 des "Reglements bezüglich Status und Transfer von Spielern" verbietet den Vereinen internationale Transfers von unter 18-Jährigen und deren Erstregistrierungen in einem Land, dessen Staatsbürgerschaft sie nicht besitzen.

Der Ursprungsgedanke dahinter: Die FIFA will verhindern, dass sich manche Klubs nicht richtig um heranwachsende Spieler aus dem Ausland kümmern.

Es gibt jedoch Ausnahmen:

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1. Die Familie des Spielers zieht aus Motiven, die nicht im Zusammenhang mit Fußball stehen, in das Land des neuen Vereins.

2. Der Spieler zieht von einem EU-Land in ein anderes und hat mindestens das 16. Lebensjahr erreicht.

3. Der Spieler lebt im Grenzgebiet, maximal 100 Kilometer, zum Land seines neuen Vereins.

Kurios: Die FIFA ahndete unter anderem die Transfers zweier Söhne von Real-Coach Zinedine Zidane. Der Franzose lebt mit seiner Familie seit 2001 in Madrid, war wegen seines Wechsels von Juventus Turin zu Real aber aus rein fußballerischen Absichten in die spanische Hauptstadt gezogen.

"Das ist total absurd und ungerecht, denn sie haben ihr ganzes Leben mit ihrer Familie in Madrid verbracht. Ich werde ihnen sagen, dass sie (Theo und Elyaz; Anm. d. Red.) sich jetzt in Geduld üben müssen", sagte Zidane nach der Urteilsverkündung.

- Ist das Urteil endgültig?

Nicht ganz, aber fast. Als letzte Hoffnung bleibt Real und Atletico der Gang vor den Internationalen Sportgerichtshof CAS.

Beide machen von dieser Möglichkeit Gebrauch, doch die Wahrscheinlichkeit einer Aufhebung der Sperre ist äußerst gering. Der FC Barcelona scheiterte 2014 mit seinem Einspruch.

- Wie kann die Transfersperre umgangen werden?

Die Transfersperre bedeutet im Realfall nicht, dass die sanktionierten Klubs keine neuen Spieler verpflichten dürfen.

Sie dürfen sie nur nicht bis zum 1. Januar 2018 in ihren offziellen Pflichtspiel-Kader aufnehmen. Liga-Rivale Barca sicherte sich zum Beispiel trotz seiner Sperre die Dienste von Arda Turan und Aleix Vidal und setzte das Duo bis zum Ablauf der Sperre in Testspielen ein.

Die Vereine können außerdem problemlos Spieler verkaufen und verliehene Spieler zurückholen. Real hat derzeit fünf, Atletico neun Profis verliehen.

- Warum trifft es nur die Spanier?

Die genannten Ausnahmen machen die FIFA-Statuten lückenhaft und undurchsichtig. Das bietet den Vereinen die Möglichkeit, zu tricksen.

Der FC Barcelona wurde 2014 aufs Kreuz gelegt, weil er mehrere Minderjährige aus dem Ausland verpflichtet und lediglich beim katalanischen Verband registriert hatte, ohne auf deren familiäre Situation Acht zu nehmen.

So fahrlässig handelten Real und Atletico nicht. Doch aus Spanien ist immer wieder zu hören, dass Profiklubs junge Talente frühzeitig inoffiziell unter Vertrag nehmen und bei Provinzvereinen aus dem Umkreis "parken", zu denen sie gute Beziehungen pflegen.

Die Sportzeitung AS berichtet von Kooperationsverträgen, die den Profiklubs erlauben, Zugriff auf Fußballer jeden Alters eines Provinzklubs zu haben, um sie in die eigene Mannschaft einzugliedern. Eine Art Vorvertrag sozusagen - ohne Risiko, falls die zunächst favorisierten Spieler in ihrer Entwicklung straucheln.

Eine gewitzte Strategie, denn bei kleinen Vereinen schaut die FIFA nicht hin. Real soll allein in der autonomen Region Madrid mit 22 Klubs kooperieren. Doch damit soll nun Schluss sein. Auch für Atletico. Und möglicherweise bald auch für andere Erstligisten wie Valencia und Villarreal, die ebenfalls im Fokus der FIFA stehen.

In England gibt es beispielsweise nur einen Wettbewerb für die Klasse unter 21 und einen unter 18. Mehr Jugendmannschaften gibt kein Klub der Premier League an - offiziell. 

"Sie trainieren nur und bestreiten Testspiele gegen andere Nachwuchsmannschaften. Wenn sie 18 werden, schließen sie sich den U18- und U21-Teams ihres Klubs an", zitiert die spanische Zeitung Marca einen englischen Juniorentrainer.

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Dass die Disziplinarkommission des Weltverbands vermehrt die Vorgänge auf der iberischen Halbinsel beobachtet, liegt nicht zuletzt wohl auch daran, dass sich die großen Vereine gegenseitig verleumden.

Schon länger kursieren Gerüchte, wonach mehrere Erstligisten mit Real als Rädelsführer Barca vor drei Jahren bei der FIFA anschwärzten und Barca nun den Spieß umdrehte. Vor allem die Rivalität zwischen Real und Barca geht bisweilen ohnehin über den Sport hinaus. Fußball ist für viele Verantwortliche auch Politik.